1982 - E.T. entschwebt in neue Werbe-Sphären

14.05.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
E.T. will nach Hause telefonieren
Universal Pictures / moviepilot
E.T. will nach Hause telefonieren
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Ein kleiner liebenswerter Alien lockte 1982 die Menschen ins Kino. Heimlich, still und leise gab er ihnen dabei gleich noch ein paar Shopping-Tipps und etablierte somit das Prinzip des Product-Placement.

„Geh niemals mit zu einem Fremden, selbst wenn er dir Süßigkeiten anbietet.“ Diese Erziehungsweisheit, mit der Eltern seit Jahrzehnten ihren Kindern Distanz zu Fremden gebieten, scheint für kleine Aliens nicht zu gelten. Entweder das, oder E.T. hat sich schlicht nicht daran gehalten, als er vom kleinen Elliot mithilfe der leckeren Reese’s Pieces in sein Zimmer gelockt wurde. Aber die Gefahr, auf der fremdartigen Erde von den eigenen Eltern dieser Unartigkeit überführt zu werden, brauchte der Außerirdische nicht zu fürchten – schließlich war er dort ja unabsichtlich gestrandet.

Ein Alien ist doch auch nur ein Mensch
Mit seinem Science-Fiction-Märchen E.T. – Der Außerirdische lockte Steven Spielberg 1982 Millionen ins Kino. Seine Geschichte um den kleinen Alien mit den telepathischen Fähigkeiten rührte zu Tränen, ob nun bei den zahlreichen Versuchen, nach Hause zu telefonieren oder beim tränenreichen Abschied von den lieb gewonnenen Kindern, die die eigentlichen Stars des Streifens sind. Die Kamera bleibt mit ihnen auf Augenhöhe und schneidet die Erwachsenen schon mal oberhalb der Hüfte ab. Sie sind hier die wirklichen Außerirdischen.

Für den damaligen Kinderstar Drew Barrymore bot der Film den endgültige Karrierestartschuss, für Steven Spielberg bedeutete er den ruhmreichen Titel des Regisseurs des erfolgreichsten Films aller Zeiten: Einnahmen von 800 Millionen US-Dollar weltweit sprechen für sich. Erst ein Jahrzehnt später schaffte Spielberg es schließlich mit Jurassic Park, sich selbst zu überbieten. Was für den Films gilt, gilt jedoch nicht für all seine Nebenprodukte: E.T. the Extra-Terrestrial gilt als eines der schlechtesten Videospiele aller Zeiten und so gut wie nicht spielbar.

Jeder kriegt ein Stück vom Kuchen
Vo Erfolg des Streifens E.T. – Der Außerirdische profitierten allerdings nicht nur Filmemacher. Auch Süßigkeiten- und Autohersteller erhielten ihren Teil. Der Audi 5000 und das Rollenspiel Dungeons & Dragons bekamen einen prominenten Platz, und wie bereits erwähnt – die beliebten Reese’s Pieces integrierte Steven Spielberg sogar in seine Dramaturgie. Die Kinder im Publikum ließen sich so jedenfalls beeindrucken. Der Absatz der Bonbons schnellte in die Höhe und M&M’s biss sich in den bunten Hintern – es hatte die Verwendung seiner süßen Zuckerpillen zuvor abgelehnt.

Neben all der Konsumanpreisung waren sich die Männer der Branche dann aber doch selbst am nächsten. In E.T. – Der Außerirdische ehrte Steven Spielberg ausführlich seinen Science-Fiction Kollegen George Lucas, indem er Spielfiguren aus dessen Meisterwerk Star Wars in Elliots Zimmer stellte. Eine der Halloweenverkleidungen im Film imitierte Meister Yoda und zu diesem Anlass zitierte John Williams in seiner Filmmusik Yodas Thema aus dem Sternenkrieger-Soundtrack. George Lucas zeigte sich erkenntlich, und setzte in den Senat von Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung ein E.T.-artiges Wesen.

Schummel oder Kunst? Oder Beides?
Ob nun billige Schleichwerbung oder Stilmittel zur realitätsnahen Darstellung der Konsumkultur – das Prinzip scheint zu funktionieren. Und so ist das Product Placement seit E.T. – Der Außerirdische mittlerweile Gang und Gäbe in allerhand Produktionen. Filme wie Sex and the City können als eine einzige gigantische Schleichwerbung für die weltexklusivste Riege an Modedesignern angesehen werden und auch in diversen Serien halten die Darsteller gern mal ganz unauffällig das angebissene Apfellogo auf ihren Laptops in die Kamera.

So etabliert ist das Prinzip mittlerweile, dass sogar ein Product Placement Award ins Leben gerufen wurde. Für die erfolgreiche Zuschauer- und Markenbindung prämierten die Juroren im letzten Jahr die Telenovela Anna und die Liebe, in der die Darsteller ein Plakat für den Café-Ableger des berühmten Schnellrestaurants mit dem güldenen M kreierten.

Was haltet ihr von dem Prinzip des Product Placements? Geht das in Ordnung oder hat Werbung eurer Meinung nach im Film nichts verloren?

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1982 bewegte:

Drei Filmleute, die geboren sind
03. März 1982 – Jessica Biel, die Herzogin aus The Illusionist
30. April 1982 – Kirsten Dunst, depressive Justine aus Melancholia
12. November 1982 – Anne Hathaway, die labile Schwester auf Rachels Hochzeit

Drei Filmleute, die gestorben sind
29. Mai 1982 – Romy Schneider, die unglückliche Kaiserin aus Sissi
10. Juni 1982 – Rainer Werner Fassbinder, Regisseur von Angst essen Seele auf
29. August 1982 – Ingrid Bergman, die tragische Ilsa aus Casablanca

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Die Stunde des Siegers von David Puttnam (Bester Film)
Goldener Bär – Die Sehnsucht der Veronika Voss von Rainer Werner Fassbinder
Goldener Löwe – Der Stand der Dinge von Wim Wenders

Die drei kommerziell erfolgreichsten Filme
E.T. – Der Außerirdische von Steven Spielberg
Tootsie von Sydney Pollack
Ein Offizier und Gentleman von Taylor Hackford

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
24. April 1982 – Nicole gewinnt mit Ein bisschen Frieden den Grand Prix in Harrogate
April bis Juni 1982 – zwischen Argentinien und Großbritannien tobt der Falklandkrieg
Juni bis September 1982 – der fünfte arabisch-israelische Krieg tobt im Libanon

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