1991 - Walt Disney schluckt die Pixar Studios

02.04.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Farbenfrohe Firmenfusion
Walt Disney Pictures / Pixar / moviepilot
Farbenfrohe Firmenfusion
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1991 war ein großes Jahr und das nicht nur aufgrund meiner Geburt. Markante Momente widmet sich heute einer Firmenfusion, die in der Filmbranche große Wellen schlug: Disney übernahm Pixar.

Wer im Kino vor Beginn des eigentlichen Films eine kleine weiße Schreibtischlampe quer über die Leinwand hüpfen und ein großes I zerquetschen sieht, kann sich im Folgenden meist über zwei Stunden des quietschbunten, technisch versierten und rundum familientauglichen Animationsspaßes freuen. Was dem Nachwuchs von heute Findet Nemo, Oben oder Cars, waren den vorhergehenden Generationen ihre ersten Kinoerlebnisse mit Arielle, die Meerjungfrau, Pinocchio oder Cinderella. Als die Macher der klassischen Zeichentrickstreifen bemerkten, dass Computeranimationen groß im Kommen sind – nun, da zögerten sie nicht lange. Und so übernahm Walt Disney Pictures die Pixar Animation Studios.

Goldene Zeiten für Animatoren
Im Grunde ist es noch gar nicht lange her, da war Pixar nur eine winzige Klitsche und Teil von Lucasfilm. Zur kleinen IT-Nerd-Truppe stieß dann ziemlich schnell der Animator John Lasseter hinzu und stellte auf der SIGGRAPH 1984 den ersten Kurzanimationsfilm vor: The Adventures of André and Wally B. . Und dann kam schließlich er, der IT-Messias der kommenden Jahrzehnte. Es kam Steve Jobs. Und mit ihm kamen 5 druckfrische Millionen US-Dollar an Kapital sowie ein neuer Name: Pixar Animation Studios.

Eine erfolgreiche Firma braucht ein innovatives Logo, und da kam Pixar ein Erfolg gerade recht, der die Studios schlagartig bekannt machte: Der Zweiminüter Die kleine Lampe, in dem eine kleine Schreibtischlampe ihren Spieltrieb an Gummibällen auslebt, wurde 1986 für einen Oscar als bester animierter Kurzfilm nominiert. Ab sofort strahlte die Lampe charmant vom Pixar-Logo herunter. Die kleine Lampe legte den Grundstein für die wachsende Beliebtheit computeranimierter Filme und die Folgenden waren goldene Jahre für Pixar: Filme wie Toy Story und seine Fortsetzungen, Das große Krabbeln oder Die Monster AG zogen Menschen zuhauf in die Kinos.

Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit!
Die Verdrängung des konventionellen Zeichentrickfilms war besiegelt und alle freuten sich über Pixars Erfolg. Moment mal. Wirklich alle? Nein, eine nicht zu unterschätzende Firma mit dem bisherigen Monopol auf animierte Familienfilme sah plötzlich ihre Felle davon schwimmen: die Walt Disney Studios. In weiser Voraussicht bestand immerhin schon seit 1991 ein Vertrag für fünf gemeinsam produzierte Spielfilme, wobei einer an Erfolg den vorherigen überholte und mit Findet Nemo schließlich ein kleiner, orangefarbener Clownfisch die ohnehin schon klingelnden Kassen zum Überlaufen brachte.

Natürlich ließ ein Streit nicht lange auf sich warten. Zwar lag Pixars Verantwortung bei Ideen und Produktion und auch die Kosten für die jeweiligen Filme wurden zur Hälfte aufgeteilt. Doch mit der Verfügungsgewalt über Verleih und Marketing hielt Disney auch die Rechte an den Geschichten und möglichen Fortsetzungen. Und so sah alles danach aus, als würde die Zusammenarbeit nach dem 2006 erscheinenden Cars Geschichte.

Es ist doch ein Kreuz mit diesen Monopolisten
Tja, wer das tatsächlich annahm, hatte aber die Rechnung ohne Disney gemacht. Bis zum Börsenschluss wartete das Unternehmen am 24. Januar 2006 noch ab, bevor es bekannt gab, dass es Pixar für 7,4 Milliarden US-Dollar schlucken werde. Pixar-CEO Steve Jobs erhielt einen bequemen Stuhl im Verwaltungsrat von Disney und wurde größter Einzelaktionär. Deal.

Vom leicht angekratzten Image des kalifornischen Großkonzerns konnte aber auch die Fusion mit dem sympathischen Trickfilmunternehmen nicht ablenken. 2006 war nämlich für Disney nicht nur das Jahr der großen Übernahme. Nein, das Unternehmen erhielt auch den Negativpreis Public Eye Award für die Weigerung, seine Zuliefererlisten preiszugeben. Berichte von schlechten Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in Kanada, Bangladesch und Hongkong waren nämlich schon in den Jahren zuvor an die Öffentlichkeit gedrungen.

Wir lassen uns den Spaß nicht verderben
Bei aller berechtigten Kritik: Pixar liefert auch unter Disneys Flagge noch immer gute Filme ab, die über pure Unterhaltung oft hinausgehen, wenn wir vielleicht mal von Cars 2 absehen. Auf Paris aus der Perspektive einer kulinarisch versierten Ratte in Ratatouille und den liebenswerten Roboter in Wall-E – Der Letzte räumt die Erde auf, folgte die bezaubernde Geschichte Oben und mit Toy Story 3 brach Pixar noch einmal alle bisherigen Zuschauerrekorde. Und mal ehrlich – wem macht es nicht Spaß, in die bunten Animationswelten einzutauchen und in jedem Film wieder die vielen Running Gags zu suchen? Ich bin schon gespannt, wie sie es schaffen, den obligatorischen Pizza-Planet-Truck in Merida – Legende der Highlands unterzubringen.

Was die Menschheit sonst noch im (Film)Jahr 1991 bewegte:

Drei Filmleute, die ihr Debut feierten
Leonardo DiCaprio in Critters 3 – Die Kuschelkiller kommen
Jake Gyllenhaal in City Slickers – Die Großstadt-Helden
Gwyneth Paltrow in Shout

Drei Filmleute, die gestorben sind
01. Juli 1991 – Michael Landon, Little Joe aus Bonanza
03. September 1991 – Frank Capra, Regisseur von Arsen und Spitzenhäubchen
23. November 1991 – Klaus Kinski, verrückter Konquistador aus Aguirre, der Zorn Gottes

Die großen Festival- und Award-Sieger waren unter anderem
Oscars – Der mit dem Wolf tanzt von Kevin Costner (Bester Film, Regisseur, Musik)
Goldene Palme – Barton Fink von Joel Coen und Ethan Coen
Jupiter – Der Club der toten Dichter von Peter Weir

Die drei kommerziell erfolgreichsten Filme
Terminator 2 – Tag der Abrechnung von James Cameron
Robin Hood – König der Diebe von Kevin Reynolds
Die Schöne und das Biest von Gary Trousdale und Kirk Wise

Drei wichtige Ereignisse der Nicht-Filmwelt
05. März 1991 – im Irak endet der Zweite Golfkrieg
01. Juli 1991 – Der Warschauer Pakt wird aufgelöst
19. September 1991 – Ötzi wird in den Südtiroler Alpen gefunden

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