7 Gründe gegen die Fascho-Eulen von Zack Snyder

14.10.2010 - 08:50 Uhr
Die Legende der Wächter
Warner Bros. Pictures
Die Legende der Wächter
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Sucker Punch hier, Superman da, Legende der Wächter dort. Workaholic Zack Snyder gönnt sich keine Pause und lässt ein Projekt nach dem anderen vom Stapel. Nun steht sein erster Kinderfilm in den Startlöchern. Erkennt jemand den Widerspruch?

Zack Snyder, der Mann, der sich für Blutbäder wie Dawn of the Dead, 300 oder auch den nicht unzimperlichen Watchmen – Die Wächter verantwortlich zeichnete, verspürte die Ambition, sich an einem familientauglichen Stoff zu versuchen. Er wollte Kinder zum Lachen bringen, Eltern zu Herzen rühren, ganze Familien, von jung bis alt, wollte er mit Die Legende der Wächter begeistern und hinreißen. Wollte…

Hier gibt es sieben Gründe, warum ihr lieber im Park Tauben füttern gehen solltet, statt euch die Eulen in Die Legende der Wächter anzuschauen:

1. Grund: Waterhip Down meets Happy Feet meets 300 meets WOW meets WTF?
Die Assoziationen sind zahlreich und winken hinter jeder Ecke dem Zuschauer entgegen. Der Realitätsgrad des Films (von den faschistoiden Eulen und der Kriegsmaschinerie, die sich auf Erbrochenem gründet, mal abgesehen), erinnert nicht von ungefähr an den Zeichentrickklassiker Unten am Fluß. Ebenfalls ein Film, der mit süßen, großäugigen Charakteren Mutter und Kind begeisterte, bis er sich als brutale Fabel herausstellt, die nur selten wirklich kindgerecht sein will. Andererseits ist Die Legende der Wächter ein Kind der Animal Logic Studios, den Machern von Happy Feet. Die Legende der Wächter sieht stilistisch nicht nur aus wie Happy Feet, er fühlt sich auch so an. Und zu guter Letzt wirkt die Welt der Eulen wie ein Upgrade der World of Warcraft Welt. Egal, ob wir uns gerade in den Bergen der Reinen (= Zwerge) oder auf der Insel der Wächter (= Elfen) befindet, alles schreit nach Blizzards Art Design.

2. Grund: Stereotyper Kinderkram
Die Buchvorlage zu Die Legende der Wächter wird in sämtlichen Medien in höchsten Tönen als gelungene und fantasievolle Jugendliteratur beschrieben. Aber was sich in Papierform vielleicht an Teenager richtet, verkommt auf der Leinwand zu einem reinen Kindergarten. Lediglich Sechsjährige könnten Gefallen an der simpel gestrickten Geschichte finden, die für alle, die vor der Jahrtausendwende geboren wurden, völlig überraschungs- und spannungsfrei daherkommt. Die großen Twists erkennen wir mit verbundenen Augen, allein anhand der Sprecher, die stereotypengenau besetzt wurden. Was übrig bleibt, ist ein einziges Gut-gegen-Böse-Klischee, ein Auserwählter folgt seiner Bestimmung und führt sein Volk ins heilige Land. Hallelujah!

3. Grund: Bambis Mutter würde sich im Grabe umdrehen
Die Grafik ist der reinste Eulenschmaus, als Zuschauer werden wir mit einem Detailgrad, einer Farbenpracht und nahe zu perfekt und realistisch anmutenden Animation konfrontiert, die einem aus dem Staunen nicht mehr rauskommen lassen. Doch warum müssen ausgerechnet Animationsfilme immer realistischer werden? Wenn Disneys Bambi zur damaligen Zeit einen solchen grafischen Realitätsgrad erreicht hätte, hätten wir, die Kinder von damals, den Tod von Bambis Mutter nicht bloß beweint, das Gesehene hätte uns nachhaltig traumatisiert! Die Kinder von heute sind härter im Nehmen, zweifellos. Aber scheinbar schien Warner das anders zu sehen und schickt eine um drei Minuten gekürzte Version von Die Legende der Wächter in die deutschen Kinos. Resultat? Warner kann noch mehr Geld aus den Taschen der überforderten Eltern ziehen. Warum auch nicht, Happy Feet durfte sich schließlich sogar ohne Altersbeschränkung im Zoo den Kopf einschlagen.

4. Grund: Weder Fisch noch Fleisch, Eule oder Kauz
Grund eins bis drei haben es schon angedeutet. Die Legende der Wächter findet keinen einheitlichen Ton. Richtet er sich an die ganz Kleinen? Wohl kaum, die Bilder und der Härtegrad sind dafür definitiv ungeeignet. An Jugendliche und Erwachsene? Ebenfalls mitnichten, denn trotz der imposanten Schauwerten herrscht hinter der Fassade ein erschreckendes Storyvakuum. Wer bleibt also übrig. Die Zehn- bis Elfjährigen?

5. Grund: Snyder ist und bleibt Snyder
Der Zuschauer darf sich wieder auf endlose Zeitlupeneinstellungen und Backlightshots freuen, selbstverständlich in satten Farben! Erinnerungen an 300 werden besonders gegen Ende geweckt, wenn sich der ewige Kampf zwischen den Wächtern und den Fasch…ähm den Reinen zuspitzt. Anstatt mit Blutstropfen musste sich Snyder dieses Mal mit Regentropfen begnügen. Dazu kommt das banale Musikverständnis des Regisseurs, das bereits bei Watchmen – Die Wächter für einige Irritation sorgte. Auch bei Die Legende der Wächter bedient er sich wieder bei Songs, die er selbst aus anderen Filmen kennt und verwurstet sie für sich. Stichwort: Dead Can Dance mit ihrem Lied The Host of Seraphim. Wer den Song bereits kennt, dürfte erneut eine unfreiwillige Fremdassoziation aufgedrückt bekommen.

6. Grund: Drei-Dee!
Wieder ein Film in 3D, wieder mit Preisaufschlag und wieder kaum ein nennenswerter Mehrwert. In Ordnung, Die Legende der Wächter bietet native Stereoskopie und keine halbherzige Konvertierung, der Film findet außerdem einen Mittelweg zwischen Jahrmarkt-Effekthascherei und subtiler Bildtiefe. Aber in Anbetracht dessen, dass sich das Auge auch hier schnell daran gewöhnt, ließe sich problemlos darauf verzichten.

7. Grund: “Hör auf deinen Muskelmagen!!!”
Es gibt Filme, die überstrapazieren die Geduld des Zuschauers bis er unwillkürlich beim Klang gewisser Worte nur noch zusammen zuckt. Im Falle von Die Legende der Wächter heißt der Stein des Anstoßes “Muskelmagen”. Muskelmagen hier, Muskelmagen dort, Muskelmagen überall. Was im englischen als “Gizzard” vielleicht noch nett klingt (aber auch nur die ersten 50mal) wird in der Synchronisation zur Tortur. Soviel Lärm um eine simple Botschaft: Hör auf dein Instinkt…

Wer jetzt aufschreit, kann ja 7 Gründe mit den Eulen von Zack Snyder zu fliegen lesen.
Und: Was sagt euer Muskelmagen, werdet ihr dem Film eine Chance geben?

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