7 Gründe warum Otto so lustig ist wie Zähneziehen

05.12.2010 - 08:50 Uhr
Reif für den Ottifantenfriedhof?
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Reif für den Ottifantenfriedhof?
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Im Kino rücken Ottos Eleven an und Batzman bekommt Hirnblutungen: Bitte nicht schon wieder die alten Gags…

Carol Anne, das kleine unheimliche Mädchen aus Poltergeist würde sich angesichts von Otto’s Eleven wohl mit bleichen Gesicht umdrehen und “Er ist wieder hiieeer” flüstern, ehe es freiwillig in den Swimmingpool voller Leichen hüpfte. Denn wie der creepige Prediger Kane ist auch Otto Waalkes ein Relikt der bizarren 70er und 80er Jahre.

Genau wie wir heute nicht mehr wissen, warum wir damals toupierte Haare und Schulterpolster toll fanden und glaubten Schnauzbärte wären eine akzeptable Art sein Gesicht zu gestalten, genauso wird es Zeit sich vom Glauben zu verabschieden Otto sei lustig.

Ich habe mich deswegen in Regressionstherapie bei Prof. Dr. Suhrbier begeben und konnte mit ihrer Hilfe sieben Gründe erarbeiten, warum wir Otto endlich zu den Akten legen sollten.

1. Nostalgie entschuldigt nicht alles

Okay auch ich habe als kleines Kind über Otto gelacht. Aber das waren die 80er Jahre. Wir hatten ja nichts damals. Keine Simpsons, kaum Python, kein Al Bundy und nur 5 TV-Programme. Wir mussten weglachen was rumlag. Damals hielten wir Thomas Gottschalk noch nicht für peinlich, sondern für den Posterboy frecher, jugendlicher Massenunterhaltung. Und Serien wie Alf oder die Die Bill Cosby Show galten schon fast als anarchistisch und gewagt! Kein Wunder, dass Ottos Filme damals ein Erfolg waren. Denn vor den Simpsons und in Ermangelung der britischen TV-Comedy-Tradition musste es ja schon als brüllend metaebenen-originell gelten, wenn Heino in Thriller-Manier als Zombie auftrat oder aus der Krippe Modern Talking gespielt wurde.

Doch ganz ehrlich: Wir sind heute weiter und nach Simpsons, South Park, Daily Show, Robot Chicken, Switch und dutzend anderen Komödien hat sich der Humor hier doch ein wenig weiter entwickelt. Was uns zum nächsten Punkt bringt…

2. Otto tritt seit 30 Jahren auf der Stelle

Ja natürlich haben alle Komiker ihre typischen Eigenheiten, aber selbst ein Charlie Chaplin hat sich und seine Kunstfigur in seiner Karriere weiterentwickelt. Otto tritt auf der Stelle und jodelt, hüppelt und quietscht seit 30 Jahren immer dieselben Gags. Drunt’ im Tale ja der sitzt der kleine… Hier ist Harry Hirsch… Hänsel und Gretel als aktuelle Top-Ten-Hits… kein Gag der nicht mindestens schon die Frührente beantragt hat und dessen Bart nicht länger ist als die chinesische Mauer.

3. Robert Gernhardt ist tot

Gernhardt, Knorr, Eilert – das waren die Frankfurte-Schule-Mitbegründer, die Otto seine Texte und Gags schrieben. Von ihnen war Robert Gernhardt sicherlich der talentierteste und leider auch derjenige, der sich als erstes verabschiedet hat, erst von Otto und dann von dieser Welt. Was schade ist, denn offensichtlich retten die verbliebenen Autoren Ottos Witze nicht vor dem völligen Stillstand.

4. Riech mal, ist der noch gut?

Natürlich sollte es kein Verfallsdatum für Künstler geben. Ein Groucho Marx den Otto ja auch schon imitiert hat, war auch im hohen Alter noch ein Quell bissigen Witzes und zitierenswerter Oneliner. Auch Vicco von Bülow muss sich nicht verstecken mit seinem Spätwerk. Doch wer den jugendlich-hibbeligen Hektiker als Figur präsentiert gerät einfach irgendwann an eine Grenze in der er zur Karikatur seiner selbst wird. Mit 62 Jahren – die man ihm je nach Beleuchtung auch ansieht, ist Otto nicht gereift sondern einfach nur alt geworden. Und wie bei dem Joghurt der immer ganz hinten im Kühlschrank steht, wird es Zeit sich doch irgendwann mal zu verabschieden, wenn er nicht mehr gut ist.

5. Masse statt Klasse

Nachdem sein Stern in den Noughties langsam zu sinken begann, griff Otto zu Tricks, die wir ansonsten von Madonna kennen: Umgib dich mit jüngeren, beliebteren Künstlern. Statt mit Britney zu knutschen und zu singen lud Otto zum Zwergentreffen ein und versammelte für 7 Zwerge – Männer allein im Wald rudelweise TV-Comedians ein mit ihm die alten Kalauer wiederzukäuen. Doch auch wenn der Film und sein Sequel wie alle Otto-Filme technisch hervoragend produziert und getrickst war, blieben es altbackene Hilfsscherze und die anderen Mitspieler letztlich nur Mittel zum Zweck Otto wieder ins Gespräch zu bringen.

6. Der Ottifanten-Film

Okay, ein zeichnender Komiker war mal ganz neu und witzig, aber das war Ende der 70er und genau genommen wurden die Ottifanten auch als Comic-Strip nur deswegen ein Erfolg weil sie mit Otto nicht mehr viel zu tun hatten und von Ully Arndts Studio umgesetzt wurden. Was nicht den grauenhaften Film Kommando Störtebeker entschuldigt neben dem selbst die Werner-Sreifen noch wie inspirierte Abendunterhaltung wirken.

7. Der Trailer von Otto’s Eleven

Ich hab den Film nicht gesehen. Sorry. Aber den Trailer und der war so strahlend unlustig, dass sogar gute Gags die man in einem anderen Film gesehen hat nachträglich unwitzig werden, nur weil sie in der Nähe dieser pointenfreien Zone herumstanden. Ich brauchte drei Taschentücher um das Blut zu stoppen das mir nach Ansicht des Trailers aus Ohren und Augen lief – und das war garantiert keine religiöse Erfahrung.

Jetzt dürft ihr mitdiskutieren! Veratet mir, warum ihr (wie die Kollegin Anna auch) Otto trotz allem liebt und lustig findet

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