7 Klischees des klassischen Independentfilm

21.12.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Little Miss Sunshine
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Diese Woche startet mit Beasts of Southern Wild ein Vertreter der Kategorie klischeebeladener Independentfilm. In unserer Top 7 wollen wir die klassischen Merkmale dieser Gattung aufzählen, die mal mehr, mal weniger auf die Nerven gehen.

Diese Woche startet Beasts of the Southern Wild in unseren Kinos. Vorab als Indie-Wunder des Jahres gefeiert, mauserte sich der Film auf Festivals zum Geheimtipp. Allerdings waren nicht alle Kritiker dem Werk von Benh Zeitlin (Glory at Sea ) wohlgesonnen und folglich ist in den manchen Besprechungen kein gutes Wort über den Film zu lesen. Beasts of Southern Wild wurde nicht zuletzt als willkürliches Puzzle aus unzähligen Independentfilm-Klischees im Feel-Good-Gewand degradiert und in der heutigen Top 7 wollen wir diese Klischees genauer unter die Lupe nehmen. Welche Zutaten weist der sogenannte Indie-Film auf?

Das Manic Pixie Dream Girl & andere schräge Figuren
Sie ist jung, hübsch und herzensfroh: Das Manic Pixie Dream Girl existiert in den unterschiedlichsten Varianten im Kino und trotzdem setzt sich ihre Gattung – sowie viele andere schräge Figuren – vor allem im Indie-Film durch. Mit sprudelnder Energie soll sie dem Film Lebenslust einhauchen und ist zudem mit Emotionen völlig überladen. Doch das ist nur ein Typus der immer wiederkehrenden Klischee-Figuren im kleinen Film. Egal ob der alte, aber obercoole Großvater mit von der Partie ist oder der beste Freunde des Protagonisten nur angepasste Steilvorlagen gibt.

Indie-Musik zum Indie-Film
Dass Musik einer der wichtigsten Bestandteile eines fertigen Films ist, steht außer Frage. Auch im Independent-Metier spielt der Einsatz diverser Klänge unterschiedlichster Interpreten eine essentielle Rolle. Dies mag gelegentlich zu einmaligen – fast schon magischen – Momenten purer Schönheit führen, wenn beispielsweise in der finalen Sequenz von Lost in Translation Just Like Honey von Jim Reid eingespielt wird. Ebenso kann aber die willkürliche Verwendung irgendwelcher Indie-Bands zum Überdruss führen. Dabei spielt natürlich der persönliche Geschmack eine große Rolle und deswegen muss dieses Klischee nicht unbedingt negativ konnotiert sein. Fakt ist trotzdem, dass jeder Indie-Film mit einem entsprechend auffälligen Soundtrack aufwartet.

Die Alternative zum alternativen Alternativem
Wer einen Indie-Film auf die Beine stellen will, darf sich auf keinen Fall konventioneller Mittel bedienen. Das ist an und für sich eine positive Eigenschaft und insofern eigentlich ein löbliches Klischee. Allerdings reizt gelegentlich der ein oder andere Filmemacher den Rahmen des Alternativen bis auf seine äußersten Grenzen aus. Jim Jarmusch (Down by Law – Alles im Griff), Meister des Independent-Kinos, wagt sich immer wieder an diesen Tellerrand der Sehgewohnheiten und meistert dieses Vorhaben mit Bravour. Trotzdem war für einige Zuschauer und Kritiker der äußerst alternative Ghost Dog – Der Weg des Samurai doch zu viel des Guten.

Der Feel-Good-Charakter des Tragischen
Besonders der Indie-Film im 21. Jahrhundert definiert sich als leichtes sowie beschwingtes Feel-Good-Movie. Dabei wird im Grunde oft eine äußerst tragische Geschichte erzählt und an diesem Punkt stellt sich die Frage, ob sich die Marke Independent nicht einfach nur wie ein betäubender Schleier auf alles legt. Frei unter dem Motto am Ende löst sich sowieso alles von selbst auf. Figuren werden eingeführt und durchleiden ihre Schicksal – uns Zuschauern wird jedoch per verspielter Herangehensweise vorgegaukelt, dass die Welt trotzdem wunderbar ist. Dass es auch anders geht, beweisen einige Vertreter der angesprochen Gattung wie 500 Days of Summer. Hier wird das angesprochene Problem geschickt dekonstruiert, indem schon der Prolog klar gestellt, dass es sich im Folgenden um keine Liebesgeschichte handelt.

Unwichtige Dinge im Mittelpunkt
Auf der Suche nach dem Alternativem und der unkonventionellen Herangehensweise erfreut sich der Indie-Film oftmals kleiner Details, die im Endeffekt gar nicht von Belang sind. Sie sind einfach da, um sich darüber zu freuen und mit etwas Glück werden sie auch passibel in die Handlung integriert. Als Beispiel kann der gelbe VW-Bus in Little Miss Sunshine genannt werden, der ununterbrochen in jeder Szene auftaucht – obwohl es auch irgendein anderes Vehikel getan. Trotzdem ist der T2 im Film so dominant platziert, dass er nicht nur als Grundlage für zahlreiche Witze fungiert, sondern ebenfalls zum Erkennungszeichen von Little Miss Sunshine geworden ist, das nicht zuletzt sogar das Kinoplakat ziert.

Odyssee ins nichtssagende Nirgendwo
Im Zentrum eines Indie-Films steht meist eine Reise – ganz egal wie groß diese angelegt ist. Dabei handelt es sich meist um die Reise ins Seelenleben des Protagonisten oder es geht ums einfache Unterwegssein. Allerdings fällt auf, dass dieses Unternehmen meist nur Mittel zum Zweck ist, um die Handlung vorwärts zu treiben. Außerdem steht am Ende jeder dieser Odysseen die Erkenntnis, dass das erreichte Ziel nicht zwangsläufig wichtig ist. Stattdessen übernimmt das Reisen die Rolle einer Parabel und schweißt das für das Ensemble für das bevorstehende Happy End zusammen.

Möchtegernphilosophische Dialoge & Monologe
Nicht selten passiert es, dass die Figuren den einen oder anderen Dialog wechseln. Diese handeln von allen denkbaren Themen und da die einzelnen Charaktere meistens seltsam im Geschehen verwurzelt sind, gestalten sich die Gespräche ebenfalls abstrus. Während in einem Gefecht der Worte über etwas komplett Irrelevantes diskutiert wird, meint der Protagonist im nächsten Monolog die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und stellt irgendwelche philosophischen Theorien zur Selbstdarstellung an.

Welche Klischees nerven oder gefallen euch besonders in Indie-Filmen?

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