7 Sandalenfilme, die ihr Genre entehren

04.03.2011 - 08:50 Uhr
Channing Tatum und Jamie Bell in Der Adler der Neunten Legion
Concorde
Channing Tatum und Jamie Bell in Der Adler der Neunten Legion
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Anlässlich des Kinostarts von Der Adler der Neunten Legion, der von den Kritikern verrissen wurde, überlegen wir, welche Historienfilme Schande über die Antike gebracht haben.

Gladiator ist Schuld. So einfach ist das. Ohne den Erfolg des Historienspektakels von Ridley Scott würde die Welt nicht von schwachen Epigonen überschüttet, die glauben, dass dreckige Schwertkämpfe den Film damals zum Hit gemacht haben. Haben sie nicht (allein). Gladiator punktete mit Russell Crowe, einem charismatischen Hauptdarsteller, gegenüber dem Joaquin Phoenix einen komplexen Bösewicht abgab, mit dem wir sogar manches Mal Mitleid hatten. Die Geschichte war mitreißend (Vater eines ermordeten Sohnes, Ehemann einer ermordeten Frau… Gladiator!) und das wiederauferstandene Rom der Antike atemberaubend.

Anlässlich des Kinostarts von Der Adler der Neunten Legion, findet ihr hier sieben Warnungen vor schrecklichen Sandalenfilmen, von denen erstaunlich viele aus den letzten zehn Jahren stammen. Das ist kein Zufall.

Platz 7: King Arthur
Einige gute Charakterdarsteller haben für King Arthur einen Gehaltscheck entgegengenommen, aber stolz sein können sie auf diesen Film ganz sicher nicht. Soviel könnte aus der legendären Sage um König Arthus gemacht werden, aus der Dreiecksliebesgeschichte, den Zoff mit seinem Sohn, Excalibur und Merlin, doch in den Händen von Antoine Fuqua wird ein doofer Actionfilm draus, der vorgibt, neue historische Erkenntnisse ausgegraben zu haben.

Platz 6: Troja
Eric Bana als Hektor ist das einzig gute an Troja. Der Rest des Films wirkt entweder gelangweilt, überkandidelt episch oder wie eine Haarwaschmittelwerbung mit Brad Pitt in der Hauptrolle. In Wirklichkeit hat Wolfgang Petersen diesen Film doch nur gedreht, um das markante Profil des Sexiest Man Alive im goldenen Licht des Sonnenuntergangs zu filmen. Schade, dass er das nicht die ganze Spielzeit über gemacht hat, dann hätte er sich wenigstens Diane Kruger und Orlando Bloom gespart.

Platz 5: Centurion
Ist Gladiator dafür verantwortlich, dass die Renaissance des Sandalenfilms vor allem auf die Actionaspekte des Genres abfährt? Früher enttäuschten gerade die amerikanischen Sandalenfilme, wenn sie denn schlecht waren, in erster Linie durch Langeweile, heute durch flache Actionsequenzen und eindimensionale Charaktere. Centurion – Fight or Die ist so ein Streifen, der mehr auf Brutalität und viel blutige Matschepampe setzt, als die positiven Aspekte des Hits von Ridley Scott hochzuhalten. Ja, Gladiator hatte tolle Actionsequenzen, aber eben nicht nur das. Von Neil Marshall hätten wir mehr erwarten können.

Platz 4: Alexander
Oliver, oh, Oliver, wo ist dein Talent geblieben? Jedenfalls findet es sich nicht in Alexander, noch so einem Film, der sein ganzes Potenzial (die Eroberung eines Weltreichs! Elefanten! Alexander der Große!) verschenkt und sogar die Schlachtenszenen behäbig aussehen lässt. Ein positiver Lichtblick ist Val Kilmer, der ganz sicher einen glaubwürdigeren Alexander abgegeben hätte, als Colin Farrell mit seiner falschen blonden Mähne. Shame on you, Oliver Stone!

Platz 3: Die Letzte Legion
Ich mag Colin Firth, wirklich. Aber was er sich gedacht hat, als er für einen Film des Regisseurs von Dragonheart II – Ein neuer Anfang (!) unterschrieb, ist mir schleierhaft. Ok, es mochte der Wunsch nach einer abwechslungsreichen Rollenwahl sein, aber wenn du in einem Film mitspielst, für den auch Ben Kingsley zugesagt hat, solltest du doppelt vorsichtig sein. Die letzte Legion bestätigte das und wurde ein massiver Flop, was wahrscheinlich am unfähigen Regisseur, der Plot Hole-lastigen “Story” und der Abwesenheit jeglicher Chemie zwischen Colin Firth und Aishwarya Rai liegt. Unter anderem.

Platz 2: Caligula
Bis vor ein paar Jahren wäre Caligula wohl auf Platz 1 dieser Liste gelandet, allein weil er den eloquenten Roger Ebert dazu verlockt hat, den Satz “this movie is the worst piece of shit I have ever seen” in einer Kritik unterzubringen. Doch Caligula, so schlecht er auch sein mag, hat wenigstens ein gigantisches Trash-Potenzial, bei dem manchem Beteiligten wahrscheinlich noch heute die Schamesröte ins Gesicht steigt. Die Nummer 1 dagegen hat nicht mal das.

Platz 1: Die Passion Christi
Eigentlich ist Die Passion Christi technisch gesehen ein Bibelfilm, aber die Art und Weise, wie er mit seiner Betonung historischer Authentizität hausieren geht, qualifiziert ihn für diese Liste – und den ersten Platz. Aramäische, hebärische und lateinische Dialoge ändern nichts daran, dass Die Passion Christi ein ideologisch mehr als fragwürdiges Machwerk ist, das sich in seiner vor Blut triefenden MTV-Ästhetik suhlt und gleichzeitig historisch genau sein will. Von den antisemitischen Untertönen ganz zu schweigen.

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