7 Titelsequenzen, die Theo anfixen

22.03.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Diese Weisheit gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Filme, weswegen den Titelsequenzen eine besondere Bedeutung zukommt. Deshalb stelle ich euch heute meine Favoriten vor.

Bis in die fünfziger Jahre bestanden Titelsequenzen lediglich aus einem Standbild, vor dem die Namen der wichtigsten Beteiligten eingeblendet und darüber ein wenig Musik gedudelt wurde. Doch schon bald entwickelte sich der Vorspann zu einer ganz eigenen Kunstform, die oftmals sogar kleine Experimente vor dem eigentlichen Beginn des Films ermöglichte. Den größten Anteil an dieser Entwicklung hatte die Design-Legende Saul Bass, der es ein ums andere Mal verstand, einen Vorspann allein durch geometrische Formen unvergesslich zu machen. Spätestens mit den ikonischen Einleitungen der James-Bond-Reihe leisteten sich die wenigsten Filme, die etwas auf sich hielten, den Fauxpas, keine ästhetisch gestaltete Titelsequenz einzubinden. Es ist genauso schwierig, die besten Anfangsszenen auszuwählen, wie seine Lieblingsfilme aufzuzählen. Zu groß ist die Auswahl, zu unterschiedlich die verschiedenen Ansätze. Trotzdem habe ich meine glorreichen Sieben meiner liebsten Titelsequenzen aufgelistet.

Leichtfüßige Verbrecherjagd – Catch Me If You Can
Die Eröffnung der leichtfüßigen Verbrecherjagd auf Frank Abagnale Jr. ist zu einem sofortigen Klassiker geworden. Die ikonenhaft minimalistische Zeichnung der Figuren im Stile der sechziger Jahre passt perfekt zu dem spielerischen Umgang mit dem Thema, welches Steven Spielberg im Folgenden anwenden wird. Nicht zuletzt wegen der wieder einmal fantastischen Musik von John Williams kamen auch Die Simpsons nicht umher, eine liebevolle Hommage in ihre Serie einzubinden. Hier könnt ihr euch die Titelsequenz angucken.

Nostalgischer Eindruck – In der Glut des Südens
Keine bewegten Bilder, sondern in Sepia-Tönen gehaltene Fotografien Amerikas um 1900, bilden die Einleitung des veredelten Dramas von Terrence Malick. Die transzendente Magie steuert ein Musikstück aus “Karneval der Tiere” von Camille Saint-Saëns bei. Innerhalb der zwei Minuten bekommt der Zuschauer einen nostalgischen Eindruck einer Zeit vermittelt, die so verschieden von der unsrigen wirkt, dass sogar ein kleines bisschen Wehmut aufkommt. Hier könnt ihr euch selbst einen Eindruck verschaffen.

Simplistische Ehrlichkeit – Lord of War – Händler des Todes
Wesentlich moderner und fast Gimmick-artig kommt hingegen die Titelsequenz des Films über die unmenschlichen Auswüchse des Waffenhandels her. Die Kamera ist auf einer Patrone “montiert” und folgt somit ihrem Werdegang von der Produktion bis zu der Aufgabe, für die sie geschaffen wurde. Obwohl die CGI störend wirkt, ist die Szene in ihrer simplistischen Ehrlichkeit nicht zu übertreffen. Die musikalische Untermalung von dem Buffalo Springfield-Song “For What It’s Worth” bietet ein ironisches Kommentar auf den Rest des Films. Hier geht es zur Sequenz.

Grandioser Einstieg in abgründigen Thriller Sieben
David Fincher hat es stets vermocht, seine Werke stilsicher zu beginnen, was er zuletzt erneut mit Verblendung unter Beweis stellte. Bei Sieben wirkt die Titelsequenz jedoch realer, atmosphärischer und düsterer. Seitdem unzählige Male kopiert, bietet sie einen grandiosen Einstieg in den abgründigen Thriller, da sie die akribische Arbeit des fanatischen Serienmörders porträtiert, was auch das Abschaben der Fingerkupper beinhaltet. Die Namen der der Cast und Crew wurden sogar in Stan-Brakhage-Manier auf das Filmmaterial eingeritzt. Schaut es euch hier an.

Doppelbödiges Verwirrspiel – Vertigo – Aus dem Reich der Toten
Saul Bass ist der unangefochtene Meister der Titelsequenz, weswegen ich eine Vielzahl seiner Arbeiten hier hätte auflisten können. Stattdessen habe ich mich auf seinen besten Vorspann beschränkt. Mit extremen Nahaufnahmen eines weiblichen Gesichts lässt der Pionier den Klassiker von Alfred Hitchcock beginnen. Die Kamera zoomt in das Auge der Frau, als ob sie zu ihren Gedanken durchdringen will, die sich danach als spirographisches Muster in dem später bedeutend werdenden Rot eingefärbt sind. Auf mehr als nur eine Weise weiß die Einleitung die Themen des doppelbödigen Verwirrspiels vorwegzunehmen. Die schwindelerregende Musik von Bernard Herrmann tut ihr Übriges. Hier gibt es die Titelsequenz zu bewundern.

Kommentar auf eine Karriere – JCVD
Plansequenzen sind eines der eindrucksvollsten Stilmittel des Kinos und Mabrouk El Mechri kann gleich zu Beginn seines unerwarteten Porträts über Jean-Claude Van Damme mit einer solchen brillieren. Auf Meta-Ebene lässt er einen aufstrebenden asiatischen Regisseur “The Muscles from Brussels” kämpfend, schießend und Granaten werfend durch ein One Take dirigieren, welcher eindrucksvoller ist, als alle Filme Van Dammes zusammen. Gerade der Umstand, dass sich leicht zu erkennende Fehler einschleichen, die den Regisseur jedoch nicht weiter interessieren, da er schließlich kein Citizen Kane macht, lassen die Sequenz zu einem perfekten Kommentar auf die Karriere des Actiondarstellers werden. Werft hier einen Blick auf sie.

Ganz großes Kino – Wie ein wilder Stier
Etwas Schöneres wurde selten auf die Leinwand gebannt. Martin Scorsese filmt Robert De Niro mit einer statischen Kamera in Zeitlupe beim Schattenboxen. Die Belichtung ist schwach, lediglich hier und da erhellt vom Blitzlicht alter Fotoapparate, die schwarz-weiß Fotografie ist atemberaubend und ein dichter Rauch steigt hinter dem Ring auf. Die rührende Musik aus der italienischen Oper “Cavalleria rusticana” erklingt sachte über den anmutigen Bewegungen des Boxers, während die Seile des Rings rückblickend als Symbol für das Gefängnis einstehen, das er sich selbst durch seine cholerische Persönlichkeit auferlegt. Das ganz große Kino könnt ihr euch hier ansehen.

Welche Titelsequenzen sind eure Favoriten?

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