7 Wege, Kammerspiele zu intensivieren

25.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
No Turning Back
Studiocanal
No Turning Back
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Filme, die nur einen einzigen Schauplatz haben, sind nichts Neues. Wir denken darüber nach, wie Regisseure die besonderen Herausforderungen dieser Filme bewältigen können und haben uns 7 Wege herausgesucht, Kammerspiele zu verstärken.

Ein Auto. Eine Straße. Eine Freisprechanlage. Ein Tom Hardy. Das, und nur das, könnt ihr momentan in No Turning Back aka Locke im Kino sehen. Der Film von Steven Knight (Redemption – Stunde der Vergeltung) ist eine Übung in Minimalismus. Ivan Locke, ein erfolgreicher Bauleiter, macht sich auf den Weg nach London, um seiner ehemaligen Geliebten bei der Geburt seines Kindes beizustehen. Der Film beginnt, als er ins Auto steigt, wo wir die gesamten 90 Minuten der Laufzeit verbringen werden. Unterwegs jongliert er mehrere Telefonate mit seiner Familie, seiner Arbeit und der Mutter, während alles schief läuft.

Filme, die wie No Turning Back, an einem einzigen Ort spielen, stellen die Filmemacher vor einzigartige Herausforderungen. Visuelle Abwechslung gibt es keine. Der Zuschauer kann nicht einfach durch eine Panorama-Aussicht über eine Großstadt, eine Bergkette oder eine tropische Insel abgelenkt werden. Die Handlung kann nicht zwischen zwei Schauplätzen hin und her springen. Die Kamera ist wie die Figuren gefangen. Das Risiko, dass das Kino lediglich zum gefilmten Theaterstück wird, ist groß. Um diese räumliche Einschränkungen zu kompensieren, ist Kreativität gefragt. Wir haben sieben Methoden gesammelt, wie Regisseure ein solches Kammerspiel aufpeppen können, und jeweils ein Beispiel gefunden, wo diese erfolgreich zum Einsatz kommen. Die erwähnten Verfahren sind allgemein gehalten und beschränken sich keinesfalls nur auf Einraumfilme. Jeder gute Film wendet mehrere dieser Methoden an. Unsere Beispiele sollen zeigen, wie die geographische Statik der Handlung kompensiert werden kann.

1. Ein originelles Konzept wie in Cube

TITEL

Eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Menschen erwacht eines Tages in einem einzigartigen Gefängnis mit zahlreichen grausamen Fallen. Spoiler Es besteht aus einem riesigen Würfel-Komplex mit einzelnen, quadratischen Kammern, die laufend ihre Position ändern wie ein riesiger, rotierender Rubik’s Cube. Spoiler Ende Dieser psychologische Thriller von Vincenzo Natali, der nur 350.000 Dollar kostete, hat sich über die Jahre zu einem Kultfavoriten entwickelt. Der Hauptgrund für diesen Status ist, dass das wichtigste Element für einen guten Science-Fiction-Film stimmt: die Grundidee. Ein faszinierendes Konzept und interessante Beobachtungen sind unverzichtbar; sie können einen Mangel an teuren Spezialeffekten und Explosionen allemal kompensieren.

2. Spritzige Dialoge wie in Die zwölf Geschworenen

TITEL

Jeder Film lebt von einem guten Drehbuch, vor allem, wenn die visuellen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Durch einen Mangel an Action werden die Dialoge umso wichtiger. Ein perfektes Beispiel hierfür ist der Klassiker Die Zwölf Geschworenen von Sidney Lumet. Die Diskussion der Geschworenen über einen Mordfall dreht sich ständig im Kreis. Die gleichen Details werden mehrmals und ausführlich besprochen: Wie einzigartig ist die Mordwaffe? Was genau konnten die Zeugen sehen? Trotzdem ist das Gespräch so flüssig, dass wir von der Diskussion gefesselt sind. Der Drehbuchautor Reginald Rose und die Schauspieler spielen mit der Sprache und die Dialoge wirken natürlich, nicht theatralisch.

3. Charismatische Schauspieler wie in All Is Lost

TITEL

All is Lost ruft im Gegensatz zu anderen Filmen auf dieser Liste keine Klaustrophobie hervor. Im Gegenteil, die weite Unendlichkeit des Ozeans überwältigt den Zuschauer. Trotzdem hat der Film nur einen Schauplatz: ein sinkendes Boot. Das Meer bietet eine eintönige Kulisse, die sich höchstens durch gefährliche Stürme verändert. Zwei Stunden verbringen wir in der Gesellschaft von “Our Man” und seinem Kampf ums Überleben. Dialoge oder Monologe gibt es so gut wie keine. Dass der Film trotzdem funktioniert, hat einen guten Grund: Robert Redford. Die Schauspiellegende liefert hier eine der besten Darbietungen ihrer Karriere. Sein verkrampftes Gesicht, seine stahlblauen Augen, sein verwuscheltes Haar und seine sachliche Haltung vermitteln mehr als tausend Worte. Sein Charisma macht die Eintönigkeit der Handlung wett.

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