Alan Rickman im Alter von 69 Jahren verstorben

14.01.2016 - 13:53 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Snow Cake: Alan Rickman in einer seiner besten Rollen
Arthaus
Snow Cake: Alan Rickman in einer seiner besten Rollen
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Wie der Guardian berichtet, ist der britische Schauspieler und Regisseur Alan Rickman im Alter von 69 Jahren in London gestorben.

Ob als Bösewicht in Hollywood-Blockbustern, zwielichtiger Zauberer Severus Snape oder in sensiblen Indie-Rollen: Alan Rickman bot stets eine magnetische Filmpräsenz, was nicht zuletzt an seiner charismatisch tiefen Stimme lag. Der britische Schauspieler und Regisseur, der bereits in seinem Kinodebüt Stirb langsam einen der ikonischsten Bösewichte der Filmgeschichte spielte, konnte über die Jahre mit so unterschiedlichen Werken wie Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall, der Harry Potter-Reihe oder Snow Cake Fans mehrerer Generationen um sich scharen. Wie der Guardian  berichtet, ist Rickman nun im Alter von 69 Jahren verstorben. Laut Angaben seiner Familie ist Rickman einem Krebsleiden erlegen.

Ursprünglich arbeitete der am 21. Februar 1946 in Hammersmith, London geborene Alan Rickman als Grafikdesigner, bevor er sich vollends der Schauspielerei widmete. Ein Engagement in der Royal Shakespeare Company (RSC) führte ihn zur einer Karriere als Theaterschauspieler und zu seinem ersten großen Durchbruch: 1985 spielte er den Vicomte de Valmont in Christopher Hamptons Adaption von Gefährliche Liebschaften. Die Rolle des sinistren Verführers, der zu spät seine moralische Ader entdeckt, war dem Schauspieler regelrecht auf den Leib geschrieben, wenn auch seine Erscheinung abseits von Kamera und Kostüm kaum höflicher und liebenswürdiger hätte sein können. Trotz ausgezeichneter Kritiken ging die Rolle in der Kinoversion allerdings an John Malkovich. Doch Alan Rickman, dessen sonore, unheimlich tiefe Stimme sich der Intimität eines Films eher andient als einem Theatersaal, musste nicht lange auf seinen ersten Kino-Auftritt warten.

1988 spielte er in John McTiernans Actionklassiker Stirb Langsam den deutschen Terroristen Hans Gruber und perfektionierte einen vielfach kopierten Typus des Schurken: gebildet, wortgewandt und im feinen Zwirn gekleidet, war Gruber keiner dieser hysterischen Ideologen oder Verrückten der Filmgeschichte. Er war ein Produkt der 80er, der ultimative Yuppie sozusagen, der dem kleinen Mann bzw. John McClane (Bruce Willis) das Leben schwer macht. Und doch wurde der britischste Deutsche unter den Filmfiguren zum zeitlosen Antagonisten, dem wir Zuschauer ohne Weiteres verfallen sind.

Für Alan Rickman wurde Hans Gruber eine ganze Weile Segen und Fluch zugleich. Obwohl er in Filmen wie dem wunderbaren Wie verrückt und aus tiefstem Herzen von Anthony Minghella eine einnehmend warme Präsenz bot, wurde Rickman lange Zeit mit Rollen als Bösewicht assoziiert. Dabei kundschaftete er auch in diesem Bereich allerhand Facetten aus. Robin Hood - König der Diebe mag vielleicht nicht als Meisterwerk in die Annalen der Kinematografie eingehen, Rickmans komplett überbordend manischer Sheriff von Nottingham allerdings macht Spaß. "I will cut your heart out with a spoon", schreit er da mit wallenden schwarzen Haaren und springt und kriecht und rennt durch seine Burg. Ein Scheck allein war ihm offenbar nicht genug.

Freude ist auch das Stichwort, wenn es um Alan Rickmans Spiel geht. Freude, die wir in jeder singulär betonten Silbe seines Antihelden Severus Snape in den Harry Potter-Filmen von Harry Potter und der Stein der Weisen bis Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 herauslesen können. Freude im sarkastischen Auftritt seines genitallosen Metatron in Kevin Smiths Religionssatire Dogma. Freude in der Erkundung eines zögerlichen, seelischen Erwachens im Independent-Drama Snow Cake, eine seiner besten Rollen der letzten Jahre. Selbst wenn Alan Rickman, wie in Ang Lees großartiger Austen-Adaption Sinn und Sinnlichkeit, einen augenscheinlichen Langweiler, einen in seiner Schüchternheit Gefangenen spielte, konnten wir die Augen nicht von ihm reißen, einfach weil er da war und sich hineinwarf, ohne auf den ersten Blick auch nur einen auffälligen Schritt zu tun.

Dementsprechend brillant fiel sein Casting in der Star Trek-Meta-Parodie Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall aus. Als aufgeplusterter shakespearean actor in einer Sci-Fi-Serie unter seinem Niveau agierte Rickman - auf dem Papier - überraschend nah an seiner eigenen Vita. Gleichzeitig unterstrich dieser herrlich übertriebene Auftritt, was wir an diesem Schauspieler hatten: einen vielseitig talentierten Mann, der sich jeder Rolle hingab, ohne aus diesem Fakt ein Spektakel zu machen. Einen bescheidenen Charakterdarsteller, der trotzdem in kleinsten Rollen mit einem Film davonbrausen konnte. Alan Rickman wurde nie für einen Oscar nominiert und wird doch vielen Zuschauern länger in Erinnerung bleiben als so mancher Gewinner. Wir werden ihn vermissen.

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