Angst, Gewalt und Chaos

06.10.2010 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Und uns wurden blühende Landschaften versprochen / The Road
Central Filmverleih
Und uns wurden blühende Landschaften versprochen / The Road
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Filmemacher malen sich immer wieder aus, wie sich unsere Gesellschaft entwickeln könnte. Dabei sehen die Perspektiven nicht besonders rosig aus. Totalitäre Regime, Krankheiten und Seuchen, postapokalyptische Welten, soziales Chaos und Gewalt prägen die Welt von morgen.

Am 07. Oktober startet The Road in unseren Kinos. Hier kämpft Viggo Mortensen sich durch eine postapokalyptische Zukunftswelt, in der nur noch das Recht des Stärkeren zählt. Aus diesem Anlass wollen wir euch zeigen, wie visionäre Filmemacher sich unser Zusammenleben in Zukunft so vorstellen.

Reise nach Utopia
Wirklich utopische Welten sind im Film äußerst rar und finden sich vor allem in der filmischen Frühzeit. Der Stummfilmklassiker Metropolis (1927) zeigt eine Zweiklassengesellschaft kurz vor der Revolution, die durch die Kraft der Liebe jedoch vermieden werden kann. Was sich ziemlich kitschig anhört, ist es auch. Der Film gilt heute auch nicht wegen seines Inhalts, sondern vor allem wegen seiner visuellen Meisterleistungen als Klassiker. Fritz Lang hat selbst in einem späteren Interview eingeräumt, dass ihm die Geschichte, die seine damalige Frau Thea von Harbou schrieb, heute nicht mehr gefällt. Heftige Kritik an Metropolis kam von Sci-Fi Literat H.G. Wells. Als Antwort auf Metropolis entwickelte er Was kommen wird, der 1936 ins Kino kam. Der Film verfolgt die Entwicklung der Menschheit über einen Zeitraum von knapp hundert Jahren. Durch den Glauben an technischen Fortschritt schafften es die Menschen hier, sich vor der drohenden Apokalypse zu retten. Von der Kritik wurde der Film allerdings sehr negativ aufgenommen. In beiden Filmen haben wir keine idealen utopischen Gesellschaften, doch entdeckt die Menschheit hier den jeweils richtigen Schlüssel zum Glück.

Projektionsflächen der Angst
Da ideale utopische Welten nicht genug dramaturgische Spannung bieten, erzählen die meisten Utopien von Schreckensvisionen, die durch Projektionen von Ängsten und Befürchtungen als Warnung an unsere heutige Gesellschaft dienen. Kritik wird vor allem an Einschränkungen des freien Denkens und Handelns geübt. Im Zentrum steht meist der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft. Ein Außenseiter revoltiert gegen das bestehende System und kämpft für eine bessere Gesellschaft. Menschen werden von totalitären Regimen dominiert, die auf absoluter Überwachung und Kontrolle basieren. Am bekanntesten ist hier wohl die Verfilmung von George Orwells 1984. Ähnliche Variationen eines totalitären Unterdrückungsstaates, kontrolliert von einem allmächtigen Führer sind V wie Vendetta und Equilibrium. In THX 1138 hingegen, dem beeindruckenden Erstlingswerk von George Lucas, gibt es keinen Big Brother, Überwachung ist zum Selbstzweck geworden und die Gesellschaft ergibt sich einem Schicksal aus Überwachung und Kontrolle.

Brot und Spiele
Totalitäre Gesellschaften werden außerdem in Filmen dargestellt, die sich mit dem Zusammenhang von Unterhaltung und Kontrolle auseinandersetzen. Zugleich kritisieren diese Filme die Gier der Gesellschaft nach immer extremeren Unterhaltungsformen und mangelnder Medienethik. Unterhaltung, Sport und Gameshows werden hier zu Spielen auf Leben und Tod. Tödliche Konsequenzen haben Computerspiele in Gamer. In Rollerball haben Megakonzerne die Nationen ersetzt. Die sensationshechelnde Rollerball-Liga befriedeigt die Massen und lenkt von falschen Ideen ab. In Herrscher der Straße – Frankensteins Todesrennen wird die Bevölkerung durch ein Rennen bei der Stange gehalten, bei dem die Fahrer möglichst viele Unbeteiligte überfahren müssen, um zu gewinnen. In Running Man und Das Millionenspiel sind Gameshows zu einem Wettrennen um Leben und Tod geworden. Das Millionenspiel begeistert vor allem durch einen selbstironischen Dieter Thomas Heck als Spielshowmoderator, sowie Dieter Hallervorden als eiskalten Killer.

Die Grenzen des Wachstums
In den 70er Jahren setzten sich zahlreiche dystopische Filme mit demographischen und ökologischen Problemen auseinander, da die Wissenschaft erstmals eindringlich vor den Gefahren der Überbevölkerung und Ressourcenverschwendungen warnte. In Flucht ins 23. Jahrhundert lebt die Menschheit in einer scheinbar perfekten Welt. Diese funktioniert allerdings nur, da jeder Einzelne bei Erreichen des 30. Lebensjahres umgebracht wird. Mit verheerender Umweltverschmutzung und Überbevölkerung hat die Menschheit in Jahr 2022 – die überleben wollen zu kämpfen. Ressourcen sind längst aufgebraucht und nur eine kleine Oberschicht kann noch in relativem Luxus schwelgen. Der Rest muss sich vom so genannten Soylent ernähren. Und Soylent Green ist…, aber seht selbst. Ethische Probleme, die sich aus dem Fortschritt in den Bereich der Gentechnik und Biotechnologie ergeben, werden in Gattaca behandelt. Dort wird der Wert eines Menschen anhand der Qualität seiner Gene bemessen und dadurch eine neue Klassengesellschaft mit genetischem Rassismus geschaffen.

Apokalypse war gestern
In den postapokalyptischen Welten von Mad Max, The Book of Eli, Postman und Konsorten ist fast jegliche Gesellschaft auseinandergebrochen. Normen und Werte existieren nicht mehr, jeder Einzelne kämpft nur noch um sein nacktes Überleben. Marodierende Banden ziehen durch das Land auf der Suche nach dem Nötigsten und es zählt das Recht des Stärkeren. Die Filme kreisen um die Frage, ob ein Einzelner sich im Angesicht der Apokalypse seine Menschlichkeit bewahren kann? Und ist es möglich aus den Ruinen einer untergeganenen Zivilisation eine neue Gesellschaft zu Formen?

Hier der Trailer zum neuesten Endzeitfilm The Road, ab dem 07.10.2010 im Kino.


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