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Anime-Serien im Kino - Mein Abend unter Menschenfressern

07.10.2016 - 15:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Der Angriff der Titanen beginnt
AV-Visionen, KAZÉ, Toho
Der Angriff der Titanen beginnt
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Die Anime-Night nähert sich langsam aber sicher ihrem Ende, doch vorher entführt uns der fünfte Teil der Reihe in eine düstere Zukunft, in der die Menschheit von übermächtig erscheinenden Titanen fast vollständig ausgelöscht wurde.

Am 27. September ging die KAZÉ Anime-Night also bereits in ihre fünfte Runde und diesmal wurde mit Attack on Titan: Part 1 der zweite Real-Film der Kinoreihe gezeigt.

Attack on Titan basiert dabei auf dem gleichnamigen Manga von Hajime Isayama, der mit über 60 Millionen verkauften Bänden zu den erfolgreichsten Serien der vergangenen Jahre gehört und darüberhinaus bereits zahlreiche Preise gewinnen konnte. Auf den Erfolg des Manga folgte im Jahre 2013 eine Anime-Umsetzung von Studio Wit und Production I.G, die nächstes Jahr in ihre zweite Season gehen wird. Neben dem Anime wurden zudem diverse Manga-Spin-offs, Videospiele sowie eine zweiteilige Real-Film-Adaption veröffentlicht, um deren ersten Teil es nun im weiteren Textverlauf gehen soll.


Worum geht es in Attack on Titan?

In einer entfernten Zukunft sind die Menschen längst nicht mehr die dominante Spezies auf der Erde, denn diese wird mittlerweile von menschenfressenden Titanen beherrscht. Die letzten Überlebenden verschanzen sich seit vielen Jahren hinter den gewaltigen Mauern einer Stadt, doch eines Tages wird dieses Bollwerk von den Menschenfressern durchbrochen und durch dieses Ereignis ändern sich die Leben der drei Freunde Eren, Mikasa und Armin für immer. Nach ihrer erfolgreichen Flucht vor den Titanen schließen sie sich dem Aufklärungstrupp an, um sich an den Monstern rächen und deren Geheimnisse näher ergründen zu können.

Attack on Titan konnte mich bereits als Anime von sich überzeugen und bestach dabei besonders mit seiner spannenden Geschichte, einigen Mysterien sowie seiner grandiosen Inszenierung. Der Anime hält dabei ein hohes Tempo und nicht alle der handelnden Figuren gehen siegreich aus ihrem Kampf gegen die Titanen hervor, was der ersten Staffel gerade in den intensiven Scharmützeln gegen die Menschenfresser eine enorme Spannung verleiht. Die gute Mischung aus Action, Mystery sowie Horror machte den verzweifelten Kampf von Eren und seinen Kameraden für mich somit zu einer der eindringlichsten Anime-Erfahrungen der vergangenen Jahre. Seinen größten Reiz entwickelt Attack on Titan dabei zweifellos durch die immer wieder eingestreuten Geheimnisse um die Titanen und die allmähliche Ausweitung der eigenen Welt; dabei bleibt einem zu jeder Zeit bewusst, dass letztendlich jeder der handelnden Charaktere sterblich ist, wodurch sich über den Verlauf der 25 Episoden eine immense Spannung entfaltet, die in einem großen (vorläufigen) Finale mündet. Auch die Qualität der Zeichnungen sowie Animationen stehen der gebotenen Inszenierung in Nichts nach und der grandiose Soundtrack zusammen mit den tollen Sprechern runden das hochwertige Gesamtpaket ab.


Mein Abend mit Attack on Titan: Part 1:

Attack on Titan: Part 1 - Das offizielle Filmplakat

Einmal mehr ging es am vergangenen Dienstag ins CinemaxX Bremen, wo ich mir bereits die vorherigen vier Auskopplungen der Anime-Night angesehen habe. Der Saal war sehr gut gefüllt und es herrschte eine positive Stimmung, auch wenn sich im Laufe der Vorstellung immer mal wieder einige Leute lautstark mit ihrem Nachbarn unterhalten haben. Bevor der Film startete, gab es zudem ein paar kurze Trailer zu einigen der vorangegangenen Anime-Night-Veröffentlichungen, beispielsweise Tokyo Ghoul √A oder Psycho-Pass: The Movie sowie einen kurzen Teaser zum im November startenden Project Itoh: The Empire of Corpses.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen, wie im Manga und Anime, die Freunde Eren, Mikasa und Armin, die innerhalb der gewaltigen Stadtmauern geboren wurden. Die Welt außerhalb dieses Bollwerks und die mittlerweile weitestgehend in Vergessenheit geratene Vergangenheit der Menschheit kennen sie lediglich aus Erzählungen, doch gerade Eren trägt seit langer Zeit den Wunsch in sich, eines Tages die gewaltigen Mauern überwinden zu können, um wirklich frei zu sein. Bei einem Ausflug der drei Freunde zur äußeren Mauer geschieht das, woran schon niemand mehr glaubte: Ein gigantischer Titan erscheint und reißt ein Loch in die Verteidigungsanlage, durch welches unzählige Titanen strömen, um die letzten überlebenden Menschen zu verschlingen. Mit viel Glück gelingt es Eren, sich vor den Titanen in Sicherheit zu bringen, während um ihn herum das Chaos ausbricht und zahllose Menschen ihr Leben verlieren. Zwei Jahre nach diesen Ereignissen tritt Eren dem Aufklärungstrupp bei, um sich an den Titanen rächen und die Welt außerhalb der Mauern erkunden zu können.

Der Film weiß dabei über seine gesamte Laufzeit von circa 98 Minuten meist gut zu unterhalten, auch wenn es das eine oder andere Hindernis zu umschiffen gilt. Die Real-Verfilmung orientiert sich lediglich lose an der Geschichte der Manga-Vorlage und bietet somit eine ganz eigene Interpretation dieser Ereignisse. Obwohl dabei durchaus einige Aspekte des Ausgangsmaterials gut umgesetzt wurden, so krankt der Film leider an einigen dramaturgischen Problemen. Das Pacing ist beispielsweise nicht immer optimal, wodurch der Film ein über manche Strecken seltsames Erzähl-Tempo entwickelt. An einigen Stellen verweilt der Film zu lange, weshalb sich einige Momente gestreckt und zäh anfühlen; an anderen wiederum verweilt die Handlung nicht lange genug, wodurch die Motivationen einzelner Charaktere auf der Strecke bleiben. Dies ist besonders deshalb schade, da sowohl der Manga als auch der Anime es geschafft haben, den Zuschauern nicht nur die Beweggründe der Hauptfiguren, sondern ebenso jene einiger Nebendarsteller näher zu bringen. Im Manga und Anime konnte man somit eine gewisse Verbindung zu diesen Charakteren aufbauen, was im Real-Film leider eher selten der Fall ist. Durch die recht freie Interpretation der ursprünglich im Manga erzählten Geschichte veränderten die Macher des Films zudem die Motivationen einiger Figuren und dies nicht immer unbedingt zum Besseren. Eren wird im Manga und Anime beispielsweise durch den Verlust seiner Mutter angetrieben, die vor seinen Augen von einem Titanen gefressen wird, während er nur hilflos dabei zusehen kann. Seine Wut auf diesen Titanen überträgt sich mit der Zeit auf alle weiteren Menschenfresser, die Eren eigenhändig ausrotten will. Im Film kannte Eren seine Eltern jedoch nie; verstarben diese doch, als er noch ein kleines Kind war. Auch seine Motivation, die Titanen vernichten zu wollen, verpufft im Laufe des Films, wodurch er eigentlich keinen richtigen Antrieb mehr hat, der ihn bei seinem Kampf anstachelt. Bei Mikasa ergeben sich durch einige Änderungen in ihrer Geschichte ebenfalls kleinere Probleme; ist sie im Manga und Anime noch eine herausragende Kämpferin, die alles tun würde, um Eren, ihr letztes Familienmitglied, zu beschützen und dabei einige wirklich fantastische sowie epische Momente vorweisen kann, verkommt sie im Film zu einem Love Interest zweier Figuren, was Mikasa leider einen großen Teil ihres Charmes beraubt, den sie in der Vorlage noch hatte. Ein weiterer Kritikpunkt, den Attack on Titan: Part 1 mit Kiseiju - Parasyte: Part 1 gemein hat, sind die eher durchschnittlichen CGI-Effekte. Beide Filme können sicherlich kein ähnlich hohes Budget wie aktuelle Comic-Blockbuster vom Schlage eines Batman v Superman: Dawn of Justice oder Captain America: Civil War vorweisen, doch etwas schöner hätten einige Effekte gerne aussehen dürfen. Viele CGI-Effekte sind als solche zu erkennen und stören somit den ansonsten recht stimmigen Look des Films.

Auch wenn es sich bis hierher so gelesen haben mag: Es ist bei Weitem nicht alles schlecht an Attack on Titan: Part 1. Gerade die Stimmung der Vorlage, mit ihrer Mischung aus Angst und Verzweiflung, wurde von den Filmemachern hervorragend eingefangen und so weiß man, dass auch die Film-Figuren jedesmal um ihr Überleben bangen müssen, sobald die Titanen auf der Bildfläche erscheinen. In solchen Szenen ist besonders das Aussehen der Menschenfresser toll gelungen, weshalb die Film-Titanen ihren Manga- und Anime-Pendants absolut ebenbürtig sind; auch im Film sehen die Titanen somit wirklich gruselig, ekelig und bizarr aus. Die Atmosphäre der permanenten Hoffnungslosigkeit sowie eines somit sinnlos erscheinenden Kampfes wird im Film gekonnt vermittelt und besonders der hohe Gewaltgrad mit viel Blut und Gore tut dabei sein übriges, um aus den Kämpfen zwischen Soldaten und Titanen wahre Gemetzel zu machen. Visuell ebenfalls toll gelungen ist das kurze Intro des Films, welches sich optisch sehr nah am Stil der Vorlage orientiert und sicherlich so manchem Fan ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben dürfte. Optisch schön in Szene gesetzt wurden auch einige Nahkämpfe, die mit ansprechenden Choreographien, einem guten Tempo und einer ordentlichen Wucht überzeugen können. Gerade im Finale des Films kommt es zu einem toll inszenierten Kampf, bei dem sich die langjährige Erfahrung des am Film beteiligten Godzilla-Studios Toho bemerkbar macht. Der Soundtrack aus der Feder von Shiro Sagisu weiß ebenfalls über die gesamte Dauer des Films zu gefallen und unterlegt jede Situation des Films nahezu optimal. Die von KAZÉ verpflichteten deutschen Sprecher sind allesamt passend gewählt und runden mit wirklich sehr guten Leistungen das absolut gelungene audiovisuelle Gesamtpaket ab.

Nach fast 100 Minuten neigte sich dann also auch Attack on Titan: Part 1 allmählich seinem Ende entgegen und mich muss sagen, dass ich, trotz einiger dramaturgischer Probleme, gut unterhalten wurde. Wer etwas länger sitzen blieb, der konnte sogar noch einen kurzen Blick auf den zweiten Teil erhaschen, der einen vielversprechenden Eindruck macht. Nach diesem kurzen Teaser war dann auch wirklich Schluss und am 29. November geht die KAZÉ Anime-Night mit ihrem letzten Teil, Project Itoh: The Empire of Corpses, weiter :)

Hier sind die eingangs erwähnten Filme der Anime-Night nochmal in der Übersicht:

  • 23. Februar: Tokyo Ghoul √A (Ep. 1-3)
  • 26. April: Psycho-Pass – The Movie
  • 28. Juni: Kiseiju – Parasyte – Part 1 (Realfilm)
  • 26. Juli: One Piece Film: Gold
  • 27. September: Attack on Titan – Part 1 (Realfilm)
  • 29. November: Project Itoh – The Empire of Corpses

Das war also mein Abend unter Menschenfressern. Was haltet ihr von Attack on Titan und werdet ihr euch den Real-Film ansehen?

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