Antjes deutscher Liebling - Die tödliche Maria

27.04.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Tom Tykwers Die tödliche Maria
Liebesfilm/ZDF
Tom Tykwers Die tödliche Maria
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Heute Abend wird in Berlin der Deutsche Filmpreis 2012 vergeben. Und wir haben mit der Lola-Verleihung endlich einen Anlass, um euch unsere deutschen Lieblingsfilme ans Herz zu legen.

Pünktlich zum Deutschen Filmpreis 2012 präsentiert die Redaktion ganz persönliche Texte zu ihren deutschen Lieblingsfilmen. Ich bin heute die Letzte im Bunde und darf euch Die tödliche Maria vorstellen.

Tom Tykwer entführt uns mit seinem ersten Spielfilm in die Welt von Maria (Nina Petri). Maria ist eingesperrt, in einem der schlimmsten Gefängnisse, das wir uns nur vorstellen können – in ihrem Alltag. Sie pflegt ihren tyrannischen Vater (Josef Bierbichler), der seit einem Schlaganfall teilweise gelähmt ist und ist mit Heinz (Péter Franke), einem Pokerfreund ihres Vaters, verheiratet. Doch eines Tages wagt die Hausfrau den Ausbruch aus dieser Zweckehe, in der sich die Beteiligten einfach nur arrangiert haben. Die scheue Maria lernt ihren Nachbarn Dieter (Joachim Król) näher kennen und ihr Leben wird sich für immer verändern.

Im Zentrum dieses düsteren und bedrückenden Films aus dem Jahre 1994 stehen Begriffe wie Schuld, Macht, Gewohnheit und Abhängigkeit. Tom Tykwer hat mit seinem Spielfilmdebüt ein Meisterwerk geschaffen, an welches keiner seiner späteren Filme heranreicht. Schon die großen roten Letter auf schwarzem Grund und die schrillen Töne des Vorspanns schaffen eine bedrohliche Stimmung. Tom Tykwer stellt mit einfachen Mitteln auch sehr viel Alltägliches dar, aber seine Art der Inszenierung macht Die tödliche Maria zu einem ganz besonderen Film. Mit seinem Erstlingswerk beweist er uns, dass viele Talente in ihm schlummern: Er führte nicht nur Regie, sondern war auch am Drehbuch, an der Produktion und an der Filmmusik beteiligt.

Die tödliche Maria ist mir so sehr im Gedächtnis geblieben, weil es der erste Film war, in dem die Kamerafahrten mich mit einem verzückten Gesichtsausdruck hinterließen. Ich war zum ersten Mal bewusst von der Machart eines Films begeistert, gar nicht so sehr von der Geschichte, die er erzählen will. Tom Tykwer ist es gelungen, eine geniale Mixtur aus Bild- und Tonelementen herzustellen. Die einzigartige Atmosphäre des Films wird unter anderem durch den schrillen Dauerton produziert. Dieser mischt sich mit Marias Stimme, die häufig nur aus dem Off zu hören ist und mit dem Stimmenwirrwarr in ihrem Kopf. Wir hören Uhrenticken, Weckerklingeln, das Eingießen des morgendlichen Kaffees und wir sehen es, immer wieder, den Frühstückstisch in der Draufsicht und Heinz, wie er über seine Krawatte streicht. Diese Wiederholungen entlarven die gefühlskalte Gewohnheit, den trostlosen Trott, aus dem Maria ausbrechen will. In Tom Tykwers Film spielen zudem die räumlichen Vorstellungen (unten vs. oben) in Kombination mit dem Schlüsselwort Macht eine besondere Rolle. Maria, die doppelt schuldig gewordene Tochter, wird von ihrem übermächtigen Vater tyrannisiert. Dieser hat sein Zimmer oben in der gemeinsamen Wohnung. Und Maria träumt davon, sich fallen lassen zu können – im wahrsten Sinne des Wortes.

Mit Tom Tykwers Die tödliche Maria habe ich all die wichtigen Elemente, die zu einem atemberaubenden Filmerlebnis gehören, kennen und schätzen gelernt. Und so verbinde ich mit diesem Film auch etwas ganz Persönliches, denn Tom Tykwer ist derjenige, dem ich meine Faszination für den Film an sich verdanke.

Auf dem Bayrischen Filmpreis 1995 wurde Die tödliche Maria in den Kategorien Beste Nachwuchsregie, Beste Schauspielerin (Nina Petri) und Bester Schauspieler (Joachim Król) ausgezeichnet. Tom Tykwer erhielt 1994 außerdem den Preis des Verbands der deutschen Filmkritik für sein melodramatisches Erstlingswerk (Kategorie: Bester Spielfilm).

Meine sieben Lieblingsfilme made in Germany:
Platz 1: Die tödliche Maria (1994)
Platz 2: M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
Platz 3: Muxmäuschenstill (2004)
Platz 4: Wir Sagen Du! Schatz. (2007)
Platz 5: Der Krieger und die Kaiserin (2000)
Platz 6: Vier Minuten (2006)
Platz 7: Die Manns – Ein Jahrhundertroman (2001)

Zum Deutschen Filmpreis präsentieren wir euch ein Gewinnspiel.

Was müsst Ihr tun?
Schickt uns eine Email mit der Betreff-Zeile “Deutscher Filmpreis” und mit dem Namen des Gewinner-Films für den Deutschen Filmpreis 2012 in Gold an ines[@]moviepilot.com. Gebt bitte euren User-Namen und eure Adresse an. Unter allen Einsendungen, die den richtigen Titel genannt haben, verlosen wir das Heimkino-Lautsprecher-Set von Teufel. Einsendeschluss ist Freitag, der 27. April 2012 um 12.00 Uhr.

Diese Filme sind nominiert und können die Goldene Lola gewinnen:
- Anonymus von Roland Emmerich
- Barbara von Christian Petzold
- Dreiviertelmond von Christian Zübert
- Halt auf freier Strecke von Andreas Dresen
- Hell von Tim Fehlbaum
- Kriegerin von David Wnendt

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