Armut, Alter, Alkohol – RTL und die Selbstversuche

18.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Das Jenke-Experiment
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Das Jenke-Experiment
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Der preisgekrönte RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff schlüpft für eine neue vierteilige Dokutainment-Reihe in die Rolle des gesellschaftlichen Außenseiters. Das Jenke-Experiment präsentiert hanebüchene Selbstversuche ohne Sinn und Verstand.

Alarmieren, wachrütteln, Bewusstsein schaffen, das will die neue RTL-Doku-Serie mit Jenke von Wilmsdorff. Für Extra – Das RTL-Magazin bekleidet der Reporter seit 12 Jahren Wallraff-artige Rollen, erkundet unkonventionelle Berufe oder besucht Krisengebiete, inszeniert sich als wachrüttelnden Investigativjournalisten und menschennahen Berichterstatter. Seine neue, vierteilige Dokutainment-Reihe Das Jenke-Experiment startete vergangenen Montag, jede Ausgabe präsentiert einen neuen Selbstversuch. Mischungen aus Entertainment und Dokumentation am eigenen Körper oder in sozialen Milieus sind mittlerweile selbst bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, wenn auch ungleich sachgemäßer, längst ein festes Format. Und Das Jenke-Experiment scheint besonders beliebt, fast 20 Prozent Marktanteil konnte die erste Folge in der werberelevanten Zielgruppe einfahren. Nicht uncharmant verknüpft von Wilmsdorff unterhaltsam aufbereitetes Recherchematerial mit konstruierten Selbstversuchen, nicht gerade uneitel obendrein. Das Alters-Experiment, die zweite Folge der Serie, läuft heute um 21:15 Uhr. Sie löst das Das Alkohol-Experiment der Vorwoche ab.

Peinlich! Jenke, du bist p-e-i-n-l-i-c-h!
Einen Monat lang versuchte der RTL-Reporter in der ersten Ausgabe exzessiv zu trinken, um auf die Volksdroge Alkohol und ihre Auswirkungen hinzuweisen. „Es ist ein Experiment, auf das ich mich einerseits freue, das mir andererseits aber auch Angst macht.“, gestand von Wilmsdorff gleich zu Beginn. Der merkwürdige Versuch des Emmy-nominierten Fernsehjournalisten startete an dessen 47. Geburtstag. Hemmungslos betrank er sich in einer Hamburger Bar, verdrückte 17 Gin Tonic, drei Wodka und vier Glas Sekt. Anschließend musste er von Olivia Jones (RTL, versteht sich), seiner Familie und dem anwesenden Fernsehteam zurück ins Hotel geschleift werden – „Peinlich! Jenke, du bist p-e-i-n-l-i-c-h!“, kommentiert seine Freundin das vorläufige Resultat des Selbstversuchs am ersten Abend. Trotz eines schlimmen Katers setzte von Wilmsdorff das Experiment fort. Er frühstückte sein Müsli im Büro mit Rotwein („Könnte man sich dran gewöhnen!“), um den Alltag von Alkoholikern nachempfinden zu können, die ihre Sucht schließlich auch am Arbeitsplatz bewerkstelligen müssten. Und er setzte sich in einen Simulator, um auch Autofahren unter Alkoholeinfluss auf der To-Do-List seines Trinkexperiments abzuhaken. Flott geschnitten ist das alles, unterhaltsam auf lehrreich getrimmt, das Thema grob verharmlosend.

Einzelschicksale und Statistiken
Während der Wochen exzessiven Alkoholkonsums besuchte der neuerliche Hobbyalkoholiker auch Betroffene, berichtete von Einzelschicksalen und konfrontierte den Zuschauer mit aufklärerischen Statistiken. In einer Entzugsklinik für alkoholkranke Mütter interviewte er geschädigte Kinder („Immer wenn Mama besoffen war, lag ich im Bett und hab geheult.“) und traf auch eine Mutter, deren (Adoptiv-)Kinder an FAS, dem Fetalen Alkoholsyndrom, leiden. Ob von Wilmsdorff da auch betrunken war? Ein anschließender Kneipenbesuch („aussterbende Kultur“) schaffte keine Klarheit, aber immerhin die Erkenntnis, dass auch Barbedienungen wohl ein Problem mit Alkohol haben. Selbst auf der Verleihung des Juliane-Bartel-Medienpreises erschien der Reporter dann volltrunken, er habe nicht damit gerechnet zu gewinnen, sagte er. Ausgezeichnet wurde eine frühere Sendung, Das Jenke-Experiment: Jenke als alleinerziehende Mutter. Erfolg und Anerkennung in der eigenen Doku-Show, ein Preis fürs Sozialexperiment während des Sozialexperiments – RTL weiß seinen sympathischen Vorzeigereporter beinahe besser in Szene zu setzen als er sich selbst.

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