Avatar treibt Zuschauer in den Selbstmord

13.01.2010 - 09:00 Uhr
Pandora - Zu schön für die Zuschauer?
Fox
Pandora - Zu schön für die Zuschauer?
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Durch 3D wird die Grenze zwischen Film und Wirklichkeit immer undeutlicher. Das ist eigentlich eine feine Sache. Was aber, wenn die überwältigten Zuschauer nach der Vorstellung keine Lust mehr auf den grauen Alltag haben?

Avatar – Aufbruch nach Pandora von James Cameron zeigt uns die Utopie einer besseren Welt: Die Natur ist farbenfroh und leuchtet im Dunkeln, alles ist beseelt und die Ur-Einwohner leben im Einklang mit der Tier- und Pflanzenwelt. Gott ist in dieser Welt nicht nur ein schöner Glaube, sondern per Internet erreichbar und nach dem Tod wird die Seele ins ewige Gedächtnis der fremden Welt gestreamt.

All das wird durch die revolutionäre Technik von Avatar – Aufbruch nach Pandora so überzeugend vorgeführt, dass der Zuschauer stärker als je zuvor selbst Teil dieser Traum-Welt wird. Wenn dann nach einigen Stunden Pandora gerettet ist, wird die gerade noch in allen Farben leuchtende Leinwand dunkel und der arme Kinogast wird wieder daran erinnert, dass außerhalb des Kinos weder ein Flugdrache auf dem Parkplatz steht und die letzte Sichtung eines grünen Baumes allein dem Weihnachtsfest zu verdanken war. Stattdessen warten Kälte, Regen und der Zweifel am Sinn des Lebens.

Dieser Widerspruch ist anscheinend zu viel für einige Besucher von Avatar – Aufbruch nach Pandora. In Foren berichten sie von Selbstmord-Phantasien und der Hoffnung, dass auch ihre Seele nach dem Tod in die Rechenzentren von James Cameron wandern wird.

Auf der Website Naviblue postet ein Avatar – Aufbruch nach Pandora -Fan: “Seitdem ich Avatar – Aufbruch nach Pandora gesehen habe, bin ich deprimiert. Ich habe die wunderbare Welt von Pandora und all die Na’vi gesehen und ich möchte einer von ihnen sein. […] Ich habe sogar die Selbstmord-Phantasie, dass ich nach meinem Tod in einer Welt ähnlich der von Pandora wiedergeboren werde und alles so wie in Avatar – Aufbruch nach Pandora ist.”

Auch der 17-jährige Gamedesigner Ivar Hill aus Schweden berichtet laut CNN-Entertainment von Depressionen infolge von Avatar – Aufbruch nach Pandora: “Als ich heute Morgen aufwachte, nachdem ich gestern das erste mal Avatar – Aufbruch nach Pandora gesehen hatte, erschien mir die Welt … grau. Es fühlte sich an, als hätte mein ganzes Leben, alles was ich getan und wofür ich gearbeitet habe, seinen Sinn verloren. […] Ich sehe einfach keinen Grund mehr … überhaupt noch irgendetwas zu machen. Ich lebe in einer sterbenden Welt.”

In dieser Weise äußerten sich laut CNN auch weitere Besucher der Avatar – Aufbruch nach Pandora -Vorstellungen. Zum Glück ist es bisher bei Gedankenspielen geblieben. Haben wir es hier mit einem eigenen Krankheitsbild, dem Avatar-Syndrom, zu tun? Wir müssen bedenken, dass durch die stärkere Erlebnisfixierung des Kinos auch der Abgrund zwischen Film-Zauber und Alltags-Ödnis tiefgreifender wird. Vorerst können wir nur hoffen, dass kein Kinobetreiber auf die Idee kommt, während der Filmpause Tokyo Hotel in den Zuschauerraum einzuspielen.

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