Bei Netflix: Fruitvale Station ist der beste Film zu #BlackLivesMatter

14.06.2020 - 08:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Nächster Halt: Fruitvale Station, mit Michael B. JordanThe Weinstein Company
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Den Fall George Floyd und #BlackLivesMatter können wir uns auch über Filme erschließen. Einen guten, wenn auch schwer erträglichen Einstieg bietet Fruitvale Station bei Netflix.

Die andauernde Polizeigewalt gegen Schwarze sorgt in vielen Teilen der Welt für Proteste und Demonstrationen. Der jüngste Auslöser ist der Tod von George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis. Über 8 Minuten kniete ein Polizist auf der Halsschlagader des Mannes, der mehrfach auf seine Atemnot aufmerksam machte, aber ignoriert wurde und starb.

#BlackLivesMatter: Großes Filmangebot bei Netflix

Erschreckende Fälle wie dieser ereignen sich immer wieder, vor allem - aber nicht nur - in den USA, wo das ungleiche Machtverhältnis zwischen der schwarzen Bevölkerung und der Polizei besonders angespannt ist. Ryan Coogler (Black Panther) verfilmte 2013 die Geschichte des Afroamerikaners Oscar Grant (gespielt von Michael B. Jordan, ebenfalls Black Panther), der 2009 von einem Polizisten erschossen wurde.

2014 kam Nächster Halt: Fruitvale Station in Deutschland in die Kinos. Derzeit ist er bei Netflix in der Flatrate zum Streamen abrufbar. Leihen könnt ihr ihn auch bei Amazon, Maxdome, Apple und Google Play.

Schaut den Trailer zu Nächster Halt: Fruitvale Station:

Fruitvale Station - Teaser Trailer (English)
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Netflix richtete Mitte der Woche einen ganzen Sammelpunkt für Filme und Serien über schwarze Lebenswelten , Rassismus gegen Schwarze und Rassismus im Allgemeinen ein. Es kann nicht genug Filme darüber geben, das Angebot ist dennoch erstmal schwer überschaubar. Wenn ihr jetzt nach einem Film sucht, mit dem ihr euch der Thematik langsam annähern könnt, bevor ihr tiefer einsteigt, dann empfehle ich euch Fruitvale Station.

Warum Fruitvale Station einen guten Zugang zu #BlackLivesMatter bietet

Fruitvale Station bietet den Zuschauern keine große Analyse oder Einordnung an, er schildert erstmal nur ein Schicksal, einen Mikroausschnitt aus schwarzer Lebensrealität. Dennoch ist Fruitvale Station sicher kein nüchterner Film, er führt uns zusammen mit seiner Hauptfigur in eine tödliche Falle. Die verdichtete Erzählung des Lebens eines jungen schwarzen Mannes beschäftigt den Zuschauer vor allem auf einer emotionalen Ebene und fordert Einfühlung ein.

Fruitvale Station schockiert und wühlt auf und muss dafür doch nur die blanke Realität zeigen. Coogler komponiert banale Momente des Alltags mit der gnadenlosen Zusteuerung auf das Unausweichliche.

Das Leben von Oscar Grant in Fruitvale Station

Denn selbst wenn ihr den Film ohne Vorwissen schaut, klärt er direkt zu Beginn unmissverständlich darüber auf, dass die Geschichte mit einem tödlichen Schuss endet. Damit liegt auf dem Leben von Oscar, das Coogler zuvor in nur knapp 75 Minuten anordnet, stets der Schatten des dräuenden Ereignisses.

Coogler unterbricht seinen kühlen Realismus immer wieder mit anrührenden Szenen, die häufig an Kitsch grenzen. Fruitvale Station funktioniert so auch als Abschiedsbrief, der den Menschen hinter der Symbolfigur und der Bewegung würdigt.

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Wir sehen Rückblenden in ein Jugendgefängnis, Oscars inniges Verhältnis zu seiner Tochter Tatiana und seiner Freundin Sophina; der verlorene Job, die Abkehr vom Drogenhandel, einen überfahrenen Hund, dem Oscar in seinen letzten Momenten beisteht.

Die Parallelen zu George Floyd in Fruitvale Station

Benannt wurde das Rassismusdrama nach der S-Bahn-Station im Umland von San Francisco, an der Oscar Grant von dem Polizisten erschossen wurde. Der Fall ähnelt dem von George Floyd frappierend - genau wie eben etlichen anderen. Auch Oscar wird von einem Polizisten nach einem eskalierenden Gemenge die Halsschlagader abgedrückt. Solche Szenen sind besonders schwer zu ertragen.

Erschreckend ist in Fruitvale Station aber vor allem die Abruptheit, mit der das Einschreiten der Polizisten, das ja eigentlich deeskalieren soll, zu lebensbedrohlichem Verhalten umschwenkt.

Fruitvale Station: Kurz vor der Eskalation

Coogler beobachtet hier präzise das Entsetzen und die Ungläubigkeit der in die Ecke gedrängten Freunde, die wenige Augenblicke zuvor ausgelassen das neue Jahr gefeiert hatten. Niemand begreift zunächst, wie gefährlich die Situation wirklich ist, wenn aufgeheizte Beamte unkontrolliert mit Schusswaffen und Tasern hantieren (die der Polizist angeblich verwechselte). Bis ein Körper blutend am Boden liegt. Das Begreifen hält mit der niederschmetternden Realität nicht Schritt. Die ganze Situation spielt sich in nur wenigen Minuten ab.

Fruitvale Station als Chance, Angst zu verstehen

Filme über wahre Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze sind für viele von uns, die Rassismus noch nie erlebt haben und die Polizei als Freund und Helfer wahrnehmen, gerade eine wertvolle Möglichkeit, um diese täglich erlebte Bedrohung und Diskriminierung zumindest teilweise fühlbar machen.

Zuhören und zusehen könnt ihr aber auch woanders, bei Twitter zum Beispiel. Seit dem Tod von George Floyd teilen von Polizeibrutalität und Alltagsrassismus Betroffene unter verschiedenen Hashtags wie #BlackLivesMatter ihre Erfahrungen - auch in Deutschland . Diese Berichte sind wichtig, ihr solltet sie lesen , auch die Empfehlungen an Weiße , den eigenen Rassismus zu hinterfragen.

Podcast über Tote Mädchen lügen nicht bei Netflix

In dieser Podcast-Folge von Streamgestöber - auch bei Spotify  - tauchen Andrea, Matthias und Max tief in die Kontroverse ein, die Netflix' Teenie-Serie Tote Mädchen lügen nicht ausgelöst hat.

Wir diskutieren die positive und negative Kritik an Staffel 1, wie Tote Mädchen lügen nicht in Staffel 2 sein eigenes Trauma (nicht genug) verarbeitet und was am Ende problematisch ist.

Kennt ihr Fruitvale Station schon?

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