Berlinale 2017 - Hugh Jackman, der erste neue Superheld

17.02.2017 - 08:55 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Hugh Jackman als Logan aka Wolverine20th Century Fox/Berlinale
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Mit Logan - The Wolverine zeigt die Berlinale nicht nur ihren ersten Marvel-Blockbuster, sondern ebenfalls Hugh Jackmans letzte Vorstellung als niemals alternder Wolverine. Ein Porträt über den ersten Superhelden des 21. Jahrhunderts.

Noch bevor Tobey Maguire zur freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft mutierte, Christian Bale sich die Maske des Dunklen Ritters überzog und Robert Downey Jr. von einer eisernen Rüstung Gebrauch machte war da Hugh Jackman, der erschöpft eine Zigarre rauchend in einer abgelegenen Kneipe saß und im Zuge der Selbstverteidigung Adamantium-Krallen aus seinen Händen schießen ließ. Wir schreiben das Jahr 2000 und mit X-Men - Der Film erobert einer der ersten großen Superheldenfilme die Leinwand, wie sie in den nachfolgenden Jahren das Blockbuster-Kino verändern, prägen und vor allem dominieren sollten. Wenngleich Bryan Singers Verfilmung der gleichnamigen Comic-Reihe aus dem Hause Marvel von Anfang an auf die Kraft des Ensembles vertraute, stach der von Hugh Jackman verkörperte Wolverine mühelos heraus - und das, obwohl der australische Schauspieler zu diesem Zeitpunkt kaum mehr als einer Handvoll geneigter Musical-Enthusiasten ein Begriff war.

Hugh Jackman bei seinem ersten Auftritt als Wolverine

Seine eigentlichen Wurzeln liegen nämlich auf der Bühne. Egal, ob Die Schöne und das Biest, Sunset Boulevard oder Romeo und Julia: Noch bevor Hugh Jackman seinen internationalen Durchbruch feierte, war er auf den Bühnen seiner Heimat ein singender Star, der nicht zuletzt einen australischen Tony-Award einheimsen konnte, bevor er als Notlösung die Rolle des Wolverine übernahm, die ursprünglich von Dougray Scott verkörpert werden sollte. Da sich dieser allerdings ein bisschen zu lange mit der Jagd auf Ethan Hunt in Mission: Impossible 2 beschäftigte, ist es wohl einer glücklichen Fügung des Schicksals zu verdanken, dass Hugh Jackmans Karriere ab diesem Punkt eine radikale Wende nahm. Mit einem Schlag verwandelte sich der Protagonist zahlreicher Live-Musicals in den Protagonist eines Superhelden-Abenteuers, der sich selbst gar nicht bewusst war, welches Tor er in diesem Augenblick aufgestoßen hatte. Seinen Wurzeln ist er trotz des überwältigenden Erfolgs der X-Men-Reihe treu geblieben.

Ein Blick auf Hugh Jackmans nachfolgenden Werdegang offenbart ein spannendes Konstrukt, das entgegen der oberflächlichen Wahrnehmung seiner Person auf eine vielseitige wie abwechslungsreiche Rollenauswahl schließen lässt. Dieser Umstand bedeutet allerdings noch lange nicht, dass der Wolverine-Part keine große Rolle spielt beziehungsweise spielen darf. Nein, ganz im Gegenteil: Die regelmäßige Verkörperung des Mutanten fungiert mittlerweile vielmehr wie ein Grundgerüst, um das herum Hugh Jackman seine Filmographie beständig erweitert und bereichert. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist er förmlich mit der Figur verwachsen und hat eine jener ikonischen Silhouetten erschaffen, die auf gewisse Weise unsterblich machen. Hugh Jackman lebt und atmet diesen Wolverine, der durchaus als Blaupause zweifelnder Weltenretter durchgeht, wie sie später etwa von Christian Bale mit seiner Batman-Interpretation weiterentwickelt wurden. Hugh Jackman aka Wolverine hat sie dennoch alle überlebt.

Selbst wenn sich mit Logan - The Wolverine die emotionale Abschiedsvorstellung am Horizont ankündigt und sich somit die Ära des ersten neuen Superhelden dem Ende zuneigt, hinterlässt Hugh Jackman ein Vermächtnis, das aus der Popkultur der vergangenen Jahre nicht mehr wegzudenken ist. Ebenso wird er selbst - als Schauspieler - noch lange Zeit von seiner Wolverine-Inkarnation zehren, denn wie bereits erwähnt: Diese diente gleichzeitig als Grundgerüst, um in andere Bereiche des Kinos vorzudringen. Angefangen bei Woody Allen und Christopher Nolan über Darren Aronofsky und Baz Luhrmann bis hin zu Denis Villeneuve und Joe Wright: Hugh Jackman hat sich geradezu im Geheimen ein zweites Standbein als facettenreicher Darsteller aufgebaut, der regelmäßig mit eigenwilligen Auteurs zusammenarbeitet und ebenfalls dem Abwegigen, dem Zwielichtigen nicht abgeneigt ist, nie abgeneigt war. Entgegen der strahlenden Rollen aus Blockbuster-Versuchen wie Passwort: Swordfish und Van Helsing ist ein grüblerischer Hugh Jackman immer noch der beste.

Hugh Jackman bei seinem letzten Auftritt als Wolverine

Genau dieser Hugh Jackman ist es nämlich, der die Bürde eines traumatisierten Superhelden mit der gleichen Hingabe verkörpert wie einen Neurologen, der um das Überleben seiner Frau kämpft und nebenbei als Konquistador durch Raum und Zeit reist. Dieser Hugh Jackman vereint sowohl eine harte als auch eine weiche Seite und ist gerne geneigt, sich in das eine Extrem vorzutasten, ohne dabei seine Ursprünge zu vergessen. So rettet er als einfacher Mann seine Heimat Australien, versteht sich allerdings ebenso gut darin, als Bösewicht die Heimat anderer zu zerstören. Den Gesang hat er dabei nie vergessen, nicht einmal als Kapitän Blackbird . Dass er dabei immer ein bisschen Superheld bleiben wird, das ist überhaupt nicht schlimm - sei es als Wolverine, als Jean Valjean oder als ausgeschnittener Kopf an der Wand eines sterbenden Mädchens. Gespannt dürfen wir also in die Zukunft blicken und herausfinden, in welchen Geschichten Hugh Jackman fortan seinen singenden Wolverine versteckt.

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