Berlinale-Halbzeit

12.02.2008 - 12:11 Uhr
Tilda Swinton in Julia
Camille Natta / Les Productions Bagheera
Tilda Swinton in Julia
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Zur Hälfte lohnt sich ein Blick aufs Filmfestival im lauen Februar.

Halbzeit bei der Berlinale verleitet zu Zusammenfassungen, Bilanzen, Rück- und Vorblicken und so haben die Kritiker bereits ihre Favoriten, andere haben ihre Verrisse geschrieben und wieder andere hoffen noch auf das große Filmereignis.

Einhelliger Meinung sind die Kritiker – und dies ist selten so klar: Nach dem großartigen Anfang mit There will be Blood und dem gut aufgelegten Daniel Day-Lewis geht es bergab. Kein anderer Film konnte bisher derart überzeugen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung gibt ihm 5 Bären, die höchste mögliche Bärenanzahl In den letzten drei Jahren hat nach unserer Erinnerung kein Wettbewerbsfilm dem strengen Auge der Frankfurter Kritiker derart gut getan. Ob er allerdings einen Preis bekommt, bleibt abzuwarten. Bis dato hat die Jury große amerikanische Filme immer etwas stiefmütterlich behandelt. Dabei spielt Kalkül eine gewichtige Rolle: There will be Blood braucht keinen Bären, er wird so wie so mindestens einen Oscar bekommen und Millionen Menschen werden in die Kinos strömen.

Bei den Verrissen ist das Bild nicht so eindeutig. So gäbe es viele auf Spielfilmlänge gebrachte Kurzfilmideen, pure Anliegenfilme und selbst mit großem Engagement gedrehte Filme scheitern. Der deutsche Wettbewerbsbeitrag Kirschblüten – Hanami von Doris Dörrie lief gestern. Nicht ganz so überschäumend wurde er aufgenommen, aber immerhin sei es der beste Film der Regisseurin seit Jahren. Eine sonderbare Trance zwischen Hypermoderne und Tradition, zwischen Schrille und Stille, Zack und Zen, wie Peter von Becker im Tagesspiegel schreibt.

Diskussionen gibt es um The Elite Squad aus Brasilien. Der Film zeigt den Alltag einer brutalen und von Korruption durchsetzten Spezialeinheit der brasilianischen Militärpolizei. Es geht um Drogen, brutale Auswahlverfahren, um Todeskult und Macho-Kultur. Das alles ist schrill, laut und bombastisch in Szene gesetzt. In Brasilien sorgt der Film für heftige Debatten, hier wird er eher künstlerisch beurteilt und wegen seiner schlichten, wasserdichten Logik gelobt.

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