Bob Dylan und das Finale von Battlestar Galactica

08.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Joker und Dieb zusammen an einem Tisch
Universal / moviepilot
Joker und Dieb zusammen an einem Tisch
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Die meisten Serien ziehen sich über viele Staffeln hin und laufen oft Gefahr, beliebig, langweilig oder gar nervend zu werden. Doch selbst in der größten Einöde gibt es einen Höhepunkt. Heute präsentiere ich einen dieser fesselnden Serienmomente.

Der größte Unterschied zwischen Serien und Spielfilmen besteht wohl in ihrer Länge. Wo im Kino meistens nach guten zwei Stunden Schluss ist, beginnt das beliebte TV-Format erst spannend zu werden. Dabei gibt es allerdings oft zwei Probleme: Serien fressen Zeit und können aufgrund eines stockenden Erzählrhythmus, unsympathischer Figuren oder sonstigen Mängeln zu einer sehr langen Durststrecke werden. Den heutigen Text der Aktion Lieblingsserie widme ich deswegen der dritten Staffel von Battlestar Galactica, die – wie ich als Fan der Serie gestehen muss – in meinen Augen die schlechteste ist. Nach 19 Episoden, die ohne Frage teilweise auch spannend und unterhaltsam waren, manifestierte sich mein Urteil trotzdem in eine negative Richtung. Aufgrund einiger Längen und zu willkürlich gesetzter Schwerpunkte, war ein deutlicher Qualitätsverlust im Vergleich zu den vorherigen Staffeln zu verzeichnen. Entgegengesetzt aller Erwartungen, überraschte mich die 20. und finale Folge äußerst positiv und hinterließ eine der besten Sequenzen der gesamten Serie. Doch vor dem Weiterlesen sei noch eine Spoilerwarnung an dieser Stelle ausgesprochen!

In der finalen Episode der dritten Staffel, die als Crossroads Part II betitelt ist, gipfeln logischerweise alle angefangenen Handlungsstränge, die seit der Pilotfolge geflochten worden sind und somit sollte genügend Stoff für einen packenden Schluss vorhanden sein. Und dies ist tatsächlich der Fall. Egal wie sehr die vorherigen Konflikte gedehnt und in die Länge gezogen wurden. Was die Drehbuchautoren an Themen in die letzte Folge gepackt haben, ist ein temporeiches Feuerwerk, das sich am Ende in allerhand Ereignissen überschlägt. Nachdem ich knapp drei Staffeln mit der Menschheit im ewigen Kampf gegen die Zylonen (Roboter, die unter anderem auch in menschlicher Gestalt auftreten) mitgelitten habe, offenbaren sich vier der letzten fünf unbekannten Zylonen. Für diese überfällige Enthüllung haben die Macher allerdings auf kein Standard-Serienprotokoll zurückgegriffen, sondern dank kreativer Herangehensweise einen der einprägsamsten Serienhöhepunkte geschaffen.

Schon in der vorherigen Episode wird eine Melodie eingeführt, die Colonel Saul Tigh (Michael Hogan) fast wahnsinnig macht. Nachdem zuerst nur wenige Musikfetzen zu hören sind, wird langsam aber sicher eine wiedererkennbare Melodie daraus. Diese setzt sich aus einer Adaption von All along the Watchtower, dem berühmten Song von Bob Dylan, zusammen und wurde von Komponist Bear McCreary perfekt in die musikalische Welt von Battlestar Galactica eingeflochten. Doch nicht nur Tighs Ohren vernehmen diese Töne, sondern auch Galen Chief Tyrol (Aaron Douglas), Samuel T. Longshot Anders (Michael Trucco) sowie Tory Foster (Rekha Sharma) werden von der Musik geplagt. Auf einmal ist die angespannte Atmosphäre von einer unangenehmen Stille geprägt und Tyrel lässt wie aus einem anderen Universum stammend folgenden Satz von sich verlauten: There must be some kind of way out of here. Daraufhin wechselt die Location und Tigh rezitiert eine weitere Phrase aus Bob Dylans Song: Said the joker to the thief. Schließlich gibt Sam die Worte There’s too much confusion von sich und Tory schließt mit I can’t get no relief den Metadialog ab. Kurz darauf finden sich die vier Charaktere in einem Raum wieder und müssen erkennen, dass sie in Wahrheit Zylonen sind und Bear McCrearys Komposition gipfelt in einem adäquaten Höhepunkt.

Was ist das faszinierende an dieser Sequenz? Vermutlich ist es das Zusammenspiel von Musik und Film in Kombination mit Handlung und Figuren, das diesen Moment so einmalig macht. Dazu kommen Bob Dylans poetische Textzeilen und eine interessante Adaption der Melodie seitens Bear McCreary. Ohne große Thesen aufzustellen zu wollen und Interpretationsmöglichkeiten zu erwähnen, möchte ich hier einfach nur diesen unglaublichen Sog zur Geltung kommen lassen, der letzten Endes nicht nur ein wunderbarer Cliffhanger ist, sondern auch die dritte Staffel zu einem großartigen Schluss geführt hat. Epischer war Battlestar Galactica selten. Zudem greift Bear McCreary das All along the Watchtower-Motiv auch weiterhin in der musikalischen Gestaltung der Serie auf und entwickelt das Thema sozusagen zum Leitmotiv, das vor allem im Stück Kara Remembers in der vierten Staffel wieder aufgegriffen wird. Am Ende der vierten Staffel schließt sogar die Jimi Hendrix – Version von All along the Watchtower die Serie ab.

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