Christian Petzolds Polizeiruf 110: Kreise

28.06.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Polizeiruf 110: Kreise
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Polizeiruf 110: Kreise
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Phoenix-Regisseur Christian Petzold beehrt heute den Münchner Polizeiruf mit Matthias Brandt. Der melancholische Kneipenmöbelkrimi Kreise braucht sich vor Petzolds Kinofilmen nicht verstecken.

Die Polizeirufe aus München gehören zum Besten, was die Öffentlich-Rechtlichen an TV-Krimis unters Volk bringen. Das mag unter anderem an der darstellerischen Verlässlichkeit von Matthias Brandt liegen, dessen Kommissar Hanns von Meuffels für die meisten der sonntäglichen TV-Kollegen wohl nur ein leicht ironisches Schmunzeln in seinen Automatenkaffee übrig hätte. Als Einzelgänger von Meuffels muss Brandt die Krimis ankern, denn Form und Ton wechseln sie nach Belieben, je nachdem welcher (Kino-)Regisseur diesmal am Set sitzt: So unterschiedliche Namen wie Dominik Graf, Marco Kreuzpaintner, Hendrik Handloegten, Jan Bonny und Leander Haußmann ließen den adligen Trenchcoat-Träger schon in München und Umgebung ermitteln. Mit seinem heutigen Fall Polizeiruf 110: Kreise dreht Christian Petzold (Phoenix, Barbara) zum ersten Mal seit Dreileben - Etwas Besseres als den Tod (2011) wieder einen TV-Film.

Eine Möbelfabrikantin wird zusammen mit ihrem Hündchen tot im Wald aufgefunden. War es der Ex-Mann, der etwas neben der Spur agierende Sohn oder ein enttäuschter Mitarbeiter? Bis zu einem gewissen Grad ist diese Frage in Polizeiruf 110: Kreise tatsächlich interessant und die Auflösung findet Autor und Regisseur Petzold in einem großartig und ausführlich genossenem Genre-Moment, quasi seine Version der zersplitternden Kaffeetasse nach dem Blick auf die Pinnwand.

Was bleibt von diesem Polizeiruf, sind aber weniger die Wendungen, sondern die Art und Weise, wie klassische Krimi-Situationen emotional neu justiert werden. Darin gleicht der Krimi der Modelleisenbahn des Ex-Mannes der Toten (Justus von Dohnányi). Die soll absichtlich nicht im langweiligen, vorhersehbaren Kreis fahren, sondern verschwindet mittendrin im Boden. Was dort passiert, weiß nur der Konstrukteur. Entsprechend werden die nächtlichen Überstunden von Kommissar und neuer Kollegin (Barbara Auer) von einem überraschend musikalischen Pförtner begleitet. Da hallen Streicher und Paukenschläge durch die Gänge des Dezernats, als kehre sich die aufgewühlte Innenwelt zweier Menschen nach außen, deren äußerliche Annäherung eher an Morsezeichen erinnert. Schon für dieses zaghafte Zusammen-Spiel zwischen Brandt und Auer lohnt sich das Einschalten. Für Petzold-Fans gibt es derweil zwei gute Nachrichten: An Auto- und Waldszenen wird nicht gespart. Und den übernächsten Fall des Münchner Polizeirufs wird er ebenfalls inszenieren.

Heute im TV: Polizeiruf 110: Kreise
Wann: 20:15 Uhr
Wo: Das Erste

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