Couchgespräche & Therapiestunden im Film

08.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Viggo Mortensen als Sigmund Freud in Eine dunkle Begierde
Universal Pictures
Viggo Mortensen als Sigmund Freud in Eine dunkle Begierde
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Der Beruf des Psychiaters taucht häufig in Filmen auf, sei es als Helfer, Heiler oder sogar als Täter selbst. Ich untersuche heute, inwiefern sich die Darstellungsweise des Psychiaters im Laufe der Filmgeschichte verändert hat.

Die Psychoanalyse und der Film teilen seit Jahrzehnten eine enge Verbundenheit. So sehen manche Filmtheoretiker und Psychonanalytiker eine Verwandschaft in beiden Formen. Die Psychoanalyse beschäftigt sich maßgebend mit Träumen und deren Deutungen. Das Träumen als auch das Filmschauen scheint eine ähnliche Rezeptionsweise zu haben. Beides sind Anhäufungen von flüchtigen Bildern, die vom Betrachter/dem Träumenden assoziativ in einen Zusammenhang gestellt werden. Auch thematisch beschäftigen sich Filme häufig mit der Psychoanalyse, sei es z.B. in Thrillern mit einem psychisch labilen Mörder oder in Dramen mit den Auswirkungen von psychotischen Krankheiten, bzw. stressbedingten Neurosen. Dabei wird oft die Figur eines Psychiaters eingeführt, die an dem Heilungsprozess des vermeintlich Kranken beteiligt ist. In dem heute anlaufenden Film Trance – Gefährliche Erinnerung von Danny Boyle spielt Hypnose eine wesentliche Rolle, dabei übernimmt Rosario Dawson den Part der Psychiaterin. Ich habe mir die Funktion des Psychiaters im Laufe der Filmgeschichte genauer angeschaut.

Zu beachten ist, dass zumeist die Inszenierungsweise eines Psychiaters in der Filmentwicklung eng mit dem zeitgenösischen öffentlichen Ansehen des Berufsbildes zusammenhängt. Dadurch spiegelt die Darstellungsweise des Psychiaters jeweils das gesellschaftliche Meinungsbild von der Psychoanalyse zu der Entstehungszeit des Films. Da sich die Ansichten betreffend der Psychoanalyse im Laufe der Zeit gewandelt haben, ist auch von einer Wandlung in der Präsentation der Figur des Psychiaters auszugehen.

Bereits früh in der Filmgeschichte wurde die Institution eines Psychiaters, bzw. einer psychiatrischen Anstalt thematisiert, allerdings zunächst meist nur als Randfigur. Als ein anfängliches Beispiel sei der Film Das Cabinet des Dr. Caligari aus dem Jahr 1920 genannt. Darin ist der titelgebende Dr. Caligari in Wahrheit der Leiter einer psychiatrischen Klinik, der zum Schluß des Films zur Rettung/Erlösung des Protagonisten verhilft. Jedoch erst ab den 1940/1950er Jahren begann der Beruf des Psychiaters eine größere Gewichtung in Filmen zu bekommen. Zu der damaligen Zeit wurde der Berufsstand des Psychiaters als eine patriarchiale Helferfigur angesehen, die in einer erklärenden Art dem Patienten beisteht. Diese, einer Vaterfigur ähnelnde, Darstellung ist z.B. als solche in dem Film Ich kämpfe um dich (OT: Spellbound) von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1945 zu sehen. Darin versucht die junge Psychiaterin, gespielt von Ingrid Bergman, dem an Amnesie leidenden Protagonisten (Gregory Peck) zu helfen. Doch erst durch die Hilfe eines erfahrenen, älteren Psychiaters (Michael Chekhov) kann die Überwindung des Gedächtnisverlusts und somit die Auflösung des Plots gelingen. Auch sonst ist das Bild des Psychiaters bis in die Anfänge der 1960er Jahre hinein meistens das eines hilfreichen, intellektuellen, älteren Mannes, der bei Auflösungen von Problemen und Geheimnissen behilflich ist. So dient in Psycho, ebenfalls von Hitchcock, zum Ende des Films ein solcher Psychiater für die Erklärung der Gräultaten des Psychopathen Norman Bates. In kurzen Worten erläutert der Psychiater weshalb Bates zu einem Mörder geworden ist. Die Autorität des Therapeuten scheint unantastbar, er fungiert als eine übergeordnete Personalisierung von Wissen und Macht.

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