Darum ist der Breaking Bad-Film ein Verrat an der Serie

07.11.2018 - 15:30 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Breaking BadAMC
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Nach der Ankündigung von gleich drei The Walking Dead-Filmen entwickelt AMC jetzt wohl auch einen Breaking Bad-Film. Eine Aussicht, die kaum unnötiger sein könnte.

Mit einer Einstellung auf den am Boden liegenden Walter White, der sich in den letzten Zügen seines Lebens befindet, endete die AMC-Serie Breaking Bad vor 5 Jahren. Es war ein Finale, das für Fans der bahnbrechenden Kreation von Vince Gilligan keinerlei Fragen mehr offen ließ. Nach 5 Staffeln, die der Showrunner lange im Vornherein geplant hatte, endete Breaking Bad folgerichtig auf dem Höhepunkt seiner eigenen Spannung und Dramatik, die Gilligan und sein Team aus Autoren sowie Regisseuren insgesamt 62 Episoden lang mit meisterhafter Schreibe- und Inszenierungsvirtuosität durchkomponierten.

Nun steht jedoch fest, dass das perfekt gewählte Ende der Serie zukünftig wohl doch nicht mehr so perfekt sein könnte. Wie der Hollywood Reporter passenderweise im Jahr des 10-jährigen Jubiläums der Serie von seinen Quellen in Erfahrung gebracht haben will, entwickelt AMC zurzeit einen Breaking Bad-Film, der von Vince Gilligan inszeniert werden soll. Eine Vorstellung, die einen schon jetzt mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit, Skepsis und Besorgnis zurücklässt.

Breaking Bad ist ein ideales Beispiel für das moderne Qualitätsfernsehen

Das sogenannte Qualitätsfernsehen, wie es heutzutage von Netflix & Co. nahezu wöchentlich in die Programme der Streaming-Dienste gespült wird, erhielt gerade durch Breaking Bad ein ausgezeichnetes Prestige-Beispiel. Während HBO-Produktionen wie Sopranos und The Wire zu Beginn des neuen Jahrhunderts als die neuen Romane in Serienform angepriesen wurden, war Breaking Bad eine der ersten Serien, die unentwegt im ohnehin überflüssigen Duell zwischen Filmen und Serien als überlegenere Kunstform gefeiert wurde. Serien sind die neuen Filme, lautete der allgemeine Tenor von Zuschauern und Kritikern, die von der gleichermaßen mitreißenden wie bewegenden Drama-Serie in deren Bann gezogen wurden.

Breaking Bad

Mit einem Film verrät sich die Serie Breaking Bad selbst

Tatsächlich stellte Breaking Bad aber vielmehr unter Beweis, dass Serien als eigenständiges Medium völlig ohne jeglichen Konkurrenzkampf für sich stehende Qualitäten aufweisen. Gerade der Umstand, dass sich Vince Gilligan und sein Team von vornherein 5 Staffeln Zeit ließen, um die Geschichte des todkranken Chemielehrers zu erzählen, der sich zusammen mit seinem kleinkriminellen Ex-Schüler ein Drogenimperium aufbaut, zeigt, dass sich der Showrunner vom Medium Film bewusst abgewendet hat. Stattdessen wählte Gilligan das Serienformat, um wesentlich tiefer in die Breite erzählen zu können. All die charakterlichen Entwicklungen, die dramatischen Zuspitzungen, auf die mitunter über Staffeln hingearbeitet wurde, oder die unzähligen audiovisuellen Glanzmomente der Serie wären in einem 2 Stunden langen Film unvorstellbar.

Breaking Bad

Dadurch wirkt die Ankündigung eines Breaking Bad-Films schon jetzt wie ein Verrat an der eigenen Serie, ohne dass bislang überhaupt irgendwelche Einzelheiten über das Projekt feststehen. Egal, ob Bryan Cranston, Aaron Paul oder andere große Namen aus der Mutterserie für den Film zurückkehren oder die Handlung womöglich nur ein Prequel ist, die bisherigen Informationen über die Flucht eines gekidnappten Mannes sowie seine Suche nach Freiheit stellen bisher vor allem größtmögliche Beliebigkeit in Aussicht. Wie sich ein Breaking Bad-Ableger behaupten muss, sobald er im Schatten des großen Vorbilds das Tageslicht erblickt, stellte 2015 zuletzt Better Call Saul unter Beweis. Auch hier herrschte anfangs Skepsis, während sich das Spin-off erst dann eine eigenständige Identität erarbeiten konnte, indem es sich ebenfalls als Serie im Verlauf mehrerer Episoden und Staffeln über einen längeren Zeitraum entfalten konnte.

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Der Breaking Bad-Film wirkt schon jetzt komplett überflüssig

Breaking Bad oder zumindest Rückstände der liebgewonnenen DNA der Serie, notdürftig auf 2 Stunden komprimiert, klingt als Film schon jetzt nach einer durch und durch überflüssigen Idee, die im Zusammenhang mit den 3 angekündigten The Walking Dead-Filmen rund um Rick Grimes auf eine besorgniserregende Zukunft hinsichtlich der aktuellen Pläne von AMC schließen lässt. Fast schon melancholisch erscheinen einem hierdurch bereits die letzten Atemzüge von Walter White, die dem (vermeintlichen) Serienfinale eine wundervoll tragische Endgültigkeit verliehen.

Seid ihr gegenüber dem geplanten Breaking Bad-Film auch so skeptisch?

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