Als Spielreihe war Danganronpa schon immer eine sehr exzentrische Serie. Das Whodunnit mit seiner Kombination von Elementen aus Visual Novels, Phoenix Wright-artigen Ermittlungs- und Gerichtssequenzen, Dating Sims, Arcade-inspirierten Minispielen sowie Grafikstilen, die von 8 Bit-Grafiken bis zu stylischen Cutscenes reichten, entstand aus der Art von Freiheit, die man sich nur als Entwickler auf einer wenig geliebten Konsole und ohne Erwartung einer Veröffentlichung außerhalb Japans erlauben kann. Mit dem Release von Danganronpa V3: Killing Harmony wird Ende dieses Monats ein neues Kapitel aufgeschlagen, dessen Verbindung zu den Originalspielen sich noch zeigen wird. Bis dahin wurde die Geschichte der ursprünglichen Figuren aber vorerst abgeschlossen, auf eine sehr eigensinnige Art, die wunderbar in das Bild ihrer Vorgänger passt.
Von Medium zu Medium
Das erste Anime-Projekt zum Franchise, Danganronpa: The Animation, hatte noch einen wesentlichen Nachteil: Durch die fehlende Interaktion blieb der Spannungsbogen aus, der durch die Erkundung der Umgebung, das Sammeln von Hinweisen oder das genaue Aufpassen bei den Dialogen entstand. Für den passiven Zuschauer blieb der Aha-Moment aus, der einen der wichtigsten Aspekte der Spiele ausmachte, und so eignete sich die Serie bestenfalls als Auffrischung. Vielleicht blieb die Adaption des zweiten Teils deshalb auch bis heute aus. Bei den neuen Serien konnte ohne eine Vorlage dagegen eine Story konzipiert werden, die besser auf das Format passte. Dies würde sich ohnehin anbieten, denn wo das Aufdecken der Hintergründe in einer Aneinanderreihung von Mordfällen ganz gut zweimal hintereinander funktioniert hat, würde ein drittes Mal die Glaubwürdigkeit zu sehr strecken. Zwar ging es wieder um eine Reihe von Morden, aber die Auseinandersetzungen passierten nicht mehr verbal, sondern waren stärker actionorientert. Dies hätte wiederum weniger gut in Spielform funktioniert, wie das eher mäßige Gameplay des Midquels Ultra Despair Girls zeigte. Somit war die Fortsetzung als Anime in Form von
Danganronpa 3: The End of Hope's Peak High School - Future Arc
vielleicht unerwartet, aber nicht unbedingt überraschend.
Da ein einfaches Sequel aber noch zu konventionell wäre, wurde das Projekt mit einer parallel laufenden Serie gekoppelt. Danganronpa 3: The End of Hope's Peak High School - Despair Arc lief zeitgleich mit seinem Zukunfts-Pendant und klärte die letzten Fragen zur Vorgeschichte, die Spieler zuvor nur in Bruchteilen in Erfahrung bringen konnten. So verhalten sich die beiden Serien wie gegenüberliegende Randteile eines Puzzles, mit denen das Bild, das sie umrahmen, endlich vervollständigt wird.
Gleich zwei Folgen pro Woche
Einzelne Episoden waren dabei direkt aufeinander zugeschnitten. Ereignisse oder Charaktere, auf die sich eine Folge des Future Arcs konzentrierte, spielten in derselben Woche beim Despair Arc eine Rolle, bei dem zusätzliche Hintergründe zu ihrer Rolle erklärt wurden. Die jeweilige Folge fungiert somit als ein 23-minütiger Flashback zu ihrem Begleitstück.
Auch in ihrer Gesamtentwicklung wirkten die beiden Serien wie Spiegelbilder. Danganronpa betonte immer wieder die beiden Extreme Hoffnung und Verzweiflung, zwischen denen es sich hin- und herbewegte. Der Despair-Arc beginnt mit einer Klasse hoffnungserfüllter Schüler und ihrem bevorstehenden Schuljahr, das sie als Meister ihres Faches auf ihre Position als zukünftige Elite vorbereiten soll. Doch im Hintergrund werden bereits Vorbereitungen für das größte, schlimmste und tragischste Ereignis der Menschheitsgeschichte geführt, bei dem für sie eine zentrale Rolle vorgesehen ist. Diese Entwicklung spiegelt sich im Opening wieder, das mit der Abwärtsspirale in die Verzweiflung immer tiefere Farbtöne annimmt, während einzelne Aspekte aus dem Schatten ans Licht gebracht werden, sobald sich ihre Rolle in der Geschichte herausstellt.
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Die Ereignisse des Prequels sowie die drei vorhergehenden Spiele führen uns schließlich an einen der tiefsten Punkte zu Beginn des Future Arcs, von dem ausgehend es noch eine ganze Weile bergab gehen würde. Doch wie schon zuvor können die Charaktere ihre Verzweiflung überwinden und die Hoffnung neu entfachen.
Schade nur, dass das Ende ein Stück weit zu hoffnungsvoll ist.
Zu viele Kompromisse
Danganronpa lebt von seiner Unsicherheit. Kein Charakter ist je wirklich sicher, jeder könnte sich unverhofft als Opfer oder Täter eines Mordes herausstellen. Diese Verluste dienen anfangs dazu, die Charaktere verzweifeln zu lassen, doch entwickeln sich zu ihrer Motivation, um den Toden einen Zweck zu verleihen. Zwei dieser Verluste werden zum Ende von DR3 negiert. Einer dieser Fälle ist noch recht plausibel und reiht sich gut in die Geschichte ein, doch der andere wirkt zu weit hergeholt und nimmt den Ereignissen an Gewicht. Für Zuschauer ist es zwar angenehm, bestimmte Charaktere wiederzusehen, doch nach zwei Happy Endings mit einem bitteren Nachgeschmack passt ein so harmonisches und optimistisches Ende einfach nicht zum Franchise.
Trotz der enttäuschenden Auflösung bleiben Danganronpa 3: Future Arc und Danganronpa 3: Despair Arc würdige Ergänzungen zur Danganronpa-Reihe, die Vergangenheit und Zukunft des Franchises auf eine einzigartige Weise weitererzählen, die ich gerne irgendwann bei anderen Serien sehen würde. Anders als ihre Vorgängerserie lässt die deutsche Veröffentlichung der beiden Serien leider noch auf sich warten. Glücklicherweise sollen sie aber bereits dieses Jahr auf dem deutschen Markt erscheinen.
Was haktet ihr von Danganronpa?