Das Dschungelcamp verödet seit Jahren – die Lösung wäre so einfach

21.02.2022 - 12:50 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Dschungelcamp 2022
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RTL hält seit Jahren an einer schädlichen Dschungelcamp-Regel fest, an der die Show verlässlich zerbricht. Das muss nicht so sein. Wir machen Reform-Vorschläge.

Die 15. Staffel von Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! ist durch. Der Dschungelkönig Filip Pavlovic trägt seit zwei Wochen seine Krone, vielleicht sogar durchgängig. Am Sonntag fand die große Nachbesprechung statt. In dem Zwei-Stunden-Event traf die komplette Besetzung nochmal aufeinander, ging sich auf die Nerven und diskutierte alte Scharmützel aus.

Es gab viel zu besprechen, denn es war eine überraschend gute Dschungelcamp-Staffel, die beste seit Jahren. Kandidat:innen wie Linda Nobat, Eric Stehfest, Anouschka Renzi und Harald Glööckler hielten die Beef-Suppe immer schön heiß. Es krachte in praktisch jeder Folge, ohne komplett auszuarten.

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Und dann kam pünktlich, etwa ab dem elften Tag, der rapide Dramatik-Abfall. Wie jedes Jahr.

Warum Ich bin ein Star, holt mich hier raus! immer an derselben Stelle verödet

Nach 15 Ausgaben IBES weiß ich inzwischen, was mich erwartet. Nominell streckt sich die Show über 16 Tage. Mein Dschungelcamp läuft aber nur 11, maximal 12 Tage. Denn das letzte Drittel ist in der Regel tote Zeit.

  • Tag 1: Die Vorstellung der Teilnehmenden mit zaghaftem Beschnuppern und das Knüpfen erster strategischer Beziehungen.
  • Tag 2: Die ersten kleinen Stutenbissigkeiten, die Harmoniehülle kriegt Risse.
  • Tag 3: Mangelerscheinungen treten auf, die Toleranzschwellen sinken.
  • Tag 4 bis 5: Teile des Ensembles gehen aufeinander los.
  • Tag 5 bis 6: Auch neutrale Beobachtende müssen sich positionieren. (Meine Lieblingsphase, hier kann wirklich alles passieren).
  • Tag 7 und 8: Die Rauswahl beginnt. Es trifft erstmal die Schnarchnasen, die nichts zum Unterhaltungswert der Show beigetragen haben.

--- Hier beginnt jedes Jahr der unvermeidliche IBES-Bruch ---

  • Tag 9 und 10: Eine unterhaltsame, dramatische, aber beim Publikum unbeliebte Person muss gehen und mit ihr eine potentiell hochspannende Storyline.
  • Tag 11 und 12: Der nächste wertvolle, von außen herbeigeführte Verlust. Die Lager verlieren ihre Krieger:innen.
  • Tag 13 und 14: Der Dezimierungs-Effekt verselbständigt sich. Weniger Menschen, weniger Reibung. Das Leben weicht aus der Show. Katerstimmung.
  • Tag 15 und 16: Halbfinale und Finale. Schlimmstenfalls kommen die langweiligsten Menschen durch und wir müssen dabei zusehen, wie sich Manuel Flickinger, Filip Pavlovic und (ein gezähmter) Eric Stehfest in heiler Harmonie am Lagerfeuer miteinander unterhalten. Es gibt kaum etwas Langweiligeres.

Worauf ich hinauswill: Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass IBES im letzten Drittel komplett einbricht, dass wir das Offensichtliche übersehen. Warum muss in der zweiten Woche unbedingt jeden Tag ein Star aus dem Camp fliegen, wenn sich die Show damit doch selbst schadet? Auch IBES braucht bis zum Ende eine Grundmasse an Teilnehmenden, um interessant zu bleiben.

Die Verantwortlichen tun lieber so, als ginge es in den leeren letzten Tagen noch um irgendetwas. Als würde sich hier das Rennen um die Krone zuspitzen. Aber das gibt es doch gar nicht, dieses Rennen. Den Teilnehmenden geht es nicht (mehr) um die Krone, sondern um möglichst viel Sendezeit und Screentime.

Das Finale mit der Wahl des Königs/der Königin, der vermeintliche Höhepunkt, ist dann pures dramatisches Ödland. Phlegmatisches Zeitabsitzen vor Millionenpublikum. Andere Reality-Shows wie Das Sommerhaus der Stars oder Kampf der Reality-Stars umgehen dieses Problem.

Wie könnte man dieses Dschungelcamp-Problem lösen?

Nun soll IBES nicht seine DNA umschreiben. Die oben genannten Formate sind ganz anders konzipiert mit ihrem wöchentlichen Rhythmus. Und IBES ist nach wie vor die Genre-Königin. Aber als solche sollte die Show nach 18 Jahren über dringend notwendige Reformen nachdenken, die die offensichtlicher werdenden Schwächen korrigieren. Es wird Zeit, eine heilige Kuh schlachten: Den Rauswahl-Modus.

Der Cast der aktuellen Staffel

Ein paar Vorschläge, wie das Dschungelcamp seine Spannung bis zum Ende halten kann

Weil die Interaktion mit den Zuschauenden ein Herzstück der Show ist und die Stars das indirekte Feedback von außen als Druckmittel brauchen, kommen folgende Rauswahl-Variationen in Frage:

  • Die Wahl weiterhin so stattfinden lassen, aber die Stars in Prüfungen um ihren wackelnden Platz kämpfen lassen. Wer eine komplette Mehlwurm-Pizza runterkriegt, darf bleiben.
  • Einfach später mit der Wahl anfangen und an den letzten zwei Tagen mehr rauswählen (oder nur alle zwei Tage rauswerfen).
  • Zusätzlich zu Vorschlag 1 oder 2: Die letzten drei Plätze der Beliebtheitsrangliste, die nach dem Camp veröffentlicht wird, jeden Tag den Stars zeigen. Da kommt ordentlich Druck auf den Kessel.
  • Die "Frisches-Blut-Brechstange": Neue Kandidat:innen nachschicken, wenn denn schon alte gehen müssen. Das ist das Sommerhaus-Rezept. Nicht besonders elegant, aber ein nachweislich wirksames Mittel, Ensemble-getriebene Reality-Shows am Leben zu erhalten. Das wäre natürlich teuer. Der Cast würde auf etwa 20 Stars anwachsen.

Die perfekte Gelegenheit für Dschungelcamp-Reformen ist jetzt

Das Duo wird getrennt

Wer jetzt einwendet: Wieso etwas ändern, es funktioniert doch alles? Die Quoten sind immer noch gut. Nun ja. Die Einschaltquoten der aktuellen Staffel sanken im Vergleich zur vorherigen.  Und das trotz der zwei Jahre Pause. Zum Vergleich: Die aktuelle Staffel Germany's Next Topmodel sammelt Quoten-Rekorde  im linearen Fernsehen – auch weil die Show sich mit einem Diversitäts-Ansatz teilweise neu erfand.

Schon 2020 sahen wir das Dschungelcamp in der Krise. Dieses Jahr war wohl wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Reformen. Nach der langen Corona-Unterbrechung waren die Fans einfach nur froh, dass wieder IBES läuft. Mängel, die die Show schon länger begleiten, wurden von so viel Wiedersehensfreude verwischt.

Nach dem bedauerlichen Rücktritt von Daniel Hartwich als Moderator befindet sich die Show nun ohnehin in einer Übergangsphase. Jetzt, vor der bereits bestätigten 16. Staffel, wäre die Gelegenheit, das Format aufzufrischen und alte Verkrustungen abzuwerfen. Mit dem Rauswahlmodus kann man gerne anfangen.

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