Wenn ein Entertainer schon seit unzähligen Jahren im Geschäft ist, kann er als Erfolgsgarant dienen, wenn allein die Nennung des Vornamens ausreicht, um im Kopf ein Bild der Person hervorzurufen. Leonardo DiCaprio ist solch ein Schauspieler, bei dem allein die Kurzversion Leo ausreicht, um dem geneigte Filmfan den charismatischen Darsteller in den Kopf zu pflanzen. Seit fast 25 Jahren treibt sich Leonardo DiCaprio nun schon im Filmgeschäft herum und hat sich zu einem der erfolgreichsten und talentiertesten Darsteller Hollywoods hochgearbeitet. Mit The Wolf of Wall Street kommt nun die fünfte Zusammenarbeit mit Martin Scorsese in die Kinos, in der Leonardo DiCaprio den skrupellosen Finanzhai Jordan Belfort mimt und dafür gestern mit einer Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller geehrt wurde. Mit seinen letzten Filmen scheint der ehemalige Jungstar zu den Rollen zu finden, in denen er schauspielerisch auftrumpfen kann und Kritiker wie Publikum immer wieder überzeugt. Vom vermeintlichen Teeniestar zu einem gefragten Charakterdarsteller Hollywoods – Leonardo diCaprio scheint nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den letzten Rollen seinen Platz gefunden zu haben.
Das Problem des Leonardo DiCaprio
Schon als DiCaprio im zarten Alter von 18 Jahren an der Seite von Größen wie Robert De Niro in This Boy’s Life und Johnny Depp in Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa spielte, kündigte sich in der Hollywoodschmiede ein neues Talent an. Bald folgten jedoch die tränenreichen Liebesromanzen William Shakespeares Romeo + Julia und Titanic, in denen er nicht nur zahlreiche Mädchen- und Frauenherzen zum dahinschmelzen brachte, sondern die ihn als jungen und talentierten Schauspieler in die A-Liga der Hollywooddarsteller katapultierten. Nach dem phänomenalen Erfolg von Titanic war DiCaprio förmlich dafür prädestiniert, aufgrund seines guten Aussehens nur noch für Rollen typgecastet zu werden, die einzig und allein mit einem Schönling funktionieren. In den Jahren nach Titanic gab er sich jedoch die größte Mühe, dieser Falle aus dem Weg zu gehen und Rollen fernab seiner durchschlagenden Erfolge anzunehmen. Diese Bemühungen schienen Früchte zu tragen, denn er ist jetzt auf dem besten Weg, zu einem der erfolgreichsten Charakterdarsteller seiner Generation zu werden.
Er schwamm, rannte und polterte sich weg vom herzerwärmenden Titanic-Image, hin zum dreckigen, furchtlosen, kühnen und ernstzunehmenden Darsteller. Doch auch mit 39 Jahren hat der erfolgreiche Mime noch immer ein Problem: Es fällt schwer, ihm den kernigen Mann abzunehmen. Er hat auch nach vielen Jahren im Geschäft diesen Jungen-Charme behalten, den er schon mit 19 Jahren versprühte und auch seine Stimme ist fernab eines tiefen, männlichen Klangs. Dieses jugendliche Aussehen ist nicht länger ein Segen für den Schauspieler, der in einigen Rollen versuchte, dagegen anzukämpfen. In J. Edgar bekämpfte er seine Schönheit mit einer dicken Schicht Schminke und in Django Unchained bewies er Mut zur Hässlichkeit, als er seine Zähne in gelbliche Stummeln verwandelte. Er ist eifrig dabei, seinen jugendlichen Touch hinter sich zu lassen und daran zu arbeiten, dass das Publikum ihn als maskulinen Mann und nicht als alternden Jüngling wahrnimmt. Und seine letzten drei Rollen in Django Unchained, Der große Gatsby und The Wolf of Wall Street zeigen, dass er endlich an einem Punkt angekommen ist, wo die Rollen zu seinem Aussehen passen müssen und nicht andersherum.