Das Märchen als Bühne der Emanzipation

28.02.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
In Once Upon A Time schwingen die Frauen die Schwerter
Super RTL
In Once Upon A Time schwingen die Frauen die Schwerter
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Es geht auch anders: Im Gegensatz zum latenten Sexismus klassischer Märchen, dient ausgerechnet die TV-Serie Once Upon A Time als Bühne für die Frauenfiguren von morgen.

Statt immer nur zu kritisieren, möchte ich meine heutige Kolumne dazu nutzen, eine Empfehlung für die meiner Meinung nach emanzipatorischste TV-Serie auszusprechen. Once Upon a Time – Es war einmal … zeigt eindrucksvoll, wie komplex Frauenfiguren in Film und Fernsehen gestaltet werden können. Damit stellt die Serie der Lost Autoren nicht nur ein positives Beispiel dar, sondern vermag auch Hinweise darauf zu geben, an welcher Stelle in unserer Film- und Fernsehkultur sowohl Handlungsbedarf als auch Optimierungspotential besteht.

Es war einmal… eine starke Frau
Im Zentrum von Once Upon a Time – Es war einmal … steht, das habt ihr euch sicher schon gedacht, eine Frau. Die Kopfgeldjägerin Emma (Jennifer Morrison) wird überraschend von einem Jungen (Jared Gilmore) aufgesucht, der sich nicht nur als ihr Sohn Henry vorstellt, sondern auch behauptet, Emma sei die letzte Chance seiner Heimatstadt, sich von dem Fluch einer bösen Hexe zu befreien. Trotz anfänglicher Skepsis beginnt Emma im angeblich verwunschenen Storybrook nach dem Rechten zu sehen. Dabei ist ihre Antagonistin ebenfalls eine Frau. Regina (Lana Parrilla), Bürgermeisterin und alleinerziehende Adoptivmutter von Henry passt es gar nicht in den Kram, dass Emma ihr die Mutterrolle streitig macht und in ihrer Stadt herumschnüffelt. Denn Henry hat Recht: Bei den Menschen in Storybrook handelt es sich tatsächlich um Märchenfiguren, die auf Grund von Reginas Fluch all ihre Erinnerungen an ihre magische Heimat verloren haben. Während Henry versucht, seine leibliche Mutter von ihrer Bestimmung zu überzeugen, ist Regina jedes Mittel recht, um die Störenfriedin endlich loszuwerden.

Die überfällige Revolution der Disney-Märchenprinzessin
Frauen sind in Once Upon a Time – Es war einmal … keine hübsche Dekoration oder „damsels in distress“, die von männlichen Helden gerettet werden müssen, sondern die Hauptakteure der Geschichte – im positiven wie im negativen Sinne. Dies ist besonders auffällig, wenn wir uns die Geschlechterpolitik klassischer Märchen einmal genauer ansehen. Die patriarchalen Strukturen der Geschichten von anno dazumal erzählen wir heute fast genauso wie damals: Frauen werden von Männern gerettet und erfüllen sich mit der anschließenden Eheschließung ihren meist einzigen Traum. Doch die Märchenprinzessinnen in Once Upon a Time – Es war einmal … denken gar nicht daran, die Schlachtfelder nur den Kerlen zu überlassen. Egal ob Schneewittchen, Rotkäppchen oder Belle – sie alle suchen das Abenteuer und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Dabei wird jeder Figur eine eigene Geschichte zugestanden, die ihr einen komplexen Charakter verleiht. Und so gibt es in der Serie eine ganze Bandbreite unterschiedlichster weiblicher Persönlichkeiten.

All das, was ich einst bei den Disney-Prinzessinnen bemängelte, weiß Once Upon a Time – Es war einmal … zu korrigieren. Belle (Emilie de Ravin) erträgt hier nicht devot die Peinigungen des Biests, bis dass aus ihm ein Prinz werde, sondern formuliert klare Bedingungen für das Zusammenleben. Mulan (Jamie Chung) ist eine wahrhaftige Kriegerin, für die Romantik nur dann eine Rolle spielt, wenn sie einem guten Freund dabei helfen möchte, seine Prinzessin zurückzuerobern. Und Rotkäppchen (Meghan Ory) wird nicht vom bösen Wolf gefressen, sondern… Nein, das möchte ich jetzt lieber nicht spoilern. Ich könnte dutzender dieser Beispiele nennen. Das Wichtige bei all dem aber bleibt, dass die Figuren nicht nur das eine oder andere, nicht entweder verliebt oder tapfer sind, sondern in der Regel beides. Die Frauen in Once Upon a Time – Es war einmal … dürfen ihr Herz durchaus an einen Mann verlieren, doch ihre Identität bleibt von ihm unabhängig.

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