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Der Comic Daytripper - Eine Liebeserklärung

10.06.2017 - 19:57 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Daytripper
Vertigo Comics
Daytripper
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Ja, zugegeben, es ist kein Filmthema. Aber ich fand den Comic "Daytripper" so schön, dass ich einfach etwas darüber schreiben musste. Bei all den Comicverfilmungen, die zurzeit erscheinen, wollte ich zeigen, dass Comics auch anders sein können und, dass die Comicwelt nicht nur aus Superhelden besteht.
Wenn man an Brasilien denkt, denkt man vielleicht an Fußball, den Karneval... Comics kommen einem wohl kaum in den Sinn, dabei ist einer der schönsten Comics, die ich je gelesen habe, von zwei Brasilianern, den Zwillingsbrüdern Fábio Moon und Gabriel Bá. Der Protagonist aus Daytripper heißt Brás de Oliva Domingos. Als wir ihn kennen lernen ist er gerade 32 Jahre alt und nicht besonders zufrieden mit seinem Leben. Sein großer Traum ist es zu schreiben und das hat er als Journalist ja auch geschafft, allerdings hatte er wohl nie davon geträumt Nachrufe für eine Zeitung zu schreiben. Tag für Tag schreibt er über die Toten, wo er doch lieber ein eigenes Buch herausbringen will. Und der Tod verfolgt ihn.
Der Comic ist in mehrere Kapitel untergliedert, jedes davon zeigt einen Abschnitt aus Brás' Leben und am Ende jedes Kapitels stirbt er. Dennoch ist das Werk nicht traurig geschweige denn depressiv. Hier werden, wie im realen Leben auch, gleichermaßen die glücklichen und die traurigen Momente gezeigt. Es geht nicht um die großen wichtigen Themen, wie etwa Drogen oder Armut und auch das Zusammenleben verschiedener Hautfarben wird nur kurz am Rande angeschnitten. Es geht um die vielen kleinen Dinge, egal, ob traurig oder schön, die unser Leben ausmachen und die es lebenswert machen. Am Ende des Buches sieht man ein paar Zeichenentwürfe und dazu schreibt Moon:
Dies waren die ersten Zeichnungen, mit denen ich erklären wollte dass es in dieser Geschichte um die stillen Momente gehen würde. Es würde um das gehen, was man an den Augen anderer ablesen kann. Am Austausch von Blicken.
An einem Lächeln.

Aber nicht nur die Geschichte ist wunderschön, auch die Zeichnungen sind es. Selten habe ich einen so schön gezeichneten Comic gesehen.

Das Schwierigste war nicht etwas zu zeichnen, was real aussah. Nein, das Schwierigste war etwas zu zeichnen, was sich real anfühlte. [...] Alles diente dazu Gefühle zu reproduzieren. Das Gefühl am Leben zu sein, glücklich, einsam, ängstlich oder verliebt.

Und es fühlt sich real an, so wie real, wie nur möglich. Alles passt einfach, die Farben, die Stimmung... Die Figuren wirken lebendig und greifbar, ihre Gefühle wirken echt. Nachdem ich fertig war mit der Geschichte, habe ich mir nochmal etwas Zeit genommen und mir einfach die wunderschönen Bilder angeschaut und genossen.
Hier lernen wir, wie wertvoll das Leben ist und wie wertvoll diejenigen sind, mit denen wir es teilen.

Wir wollten das Gefühl, dass das Leben in diesem Moment stattfindet, vor unser aller Augen und, dass wir es leben.
Und wir haben es gelebt.
Und manchmal sterben wir, um zu beweisen, dass wir gelebt haben.

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