Deadpool 2: Regisseur rechtfertigt umstrittenen Tod einer Figur

02.06.2018 - 12:15 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Deadpool 220th Century Fox
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Der überraschende Tod einer Figur in Deadpool 2 wurde nicht von allen Fans positiv aufgenommen. Nun stellt sich auch Regisseur David Leitch hinter die Entscheidung. Lest hier, was er zu sagen hat.

Achtung, es folgen (natürlich) Spoiler für Deadpool 2: Im Kino läuft Deadpool 2 derzeit erfolgreicher als der neuste Star Wars-Film. Eine kritische Frage müssen sich die Macher allerdings seit Wochen stellen lassen, und zwar die nach Sinn und Unsinn des Todes von Vanessa (Morena Baccarin), gehobene Jungfrau in Nöten aus dem ersten Teil, die mit Wade Wilson nun eine Familie gründen will. Nur wird sie in den ersten 15 Minuten von Deadpool 2 überraschend erschossen, was viele Fans unvermittelt traf und was manchen unangenehm bekannt vorkam. Vanessa schien ein Opfer des sogenannten Fridgings zu werden, ein billiges Drehbuch-Versatzstück, das weibliche Figuren killt, um Plot und Entwicklung des Helden voranzubringen. Jüngere Beispiele sind The Dark Knight und Pacific Rim 2. Nun hat sich Regisseur David Leitch über den Vorwurf des Fridgings in Deadpool 2 geäußert.

Vanessa musste für Deadpools Entwicklung sterben

David Leitch verweist im Interview mit Comic Book  auf Atomic Blonde und andere seiner Arbeiten, in denen Frauenfiguren eine wichtige Rolle einnehmen:

Ich denke, als Filmemacher habe ich eine Filmografie mit starken Frauenfiguren und proaktiven Filmemachern. Aber bei Deadpool ist das anders.

Warum es sich bei Deadpool 2 anders verhält, erklärt Leitch folgendermaßen:

Es ist Deadpools Film und du musst ihm alles nehmen, um ihn zu vermenschlichen. Er kann einem auf die Nerven gehen und kann beleidigend sein und alle diese Dinge, aber du brauchst einen emotionalen Anker, der den Film erdet, sodass wir auf die Reise mit dieser Figur gehen und Deadpool erleben können.

Damit formuliert David Leitch unfreiwillig die Definition von Fridging. Der Begriff wurde von einer Green Lantern-Story inspiriert, in der der Held seine Freundin Alex DeWitt ermordet im Kühlschrank findet. Comic-Autorin Gail Simone rief daraufhin 1999 die Website Women in Refrigerators  ins Leben. Kritisiert wurde, wie oft vor allem Frauen, die häufig auch noch kaum charakterisiert werden, in Storys ermordet werden, um die charakterliche Entwicklung männlicher Helden voranzubringen. David Leitch führt seine Verteidigung des Todes von Vanessa aber noch weiter aus.

Morena Baccarin in Deadpool 2

Leitch betont im Interview nämlich, dass Vanessa nach ihrem Tod noch eine große Rolle in Deadpool 2 habe:

Ganz ehrlich, [Vanessa] verlässt den Film nicht. Sie ist ein wichtiger Kontaktpunkt für [Deadpool] und dafür, dass er seine Lektion in dieser Welt lernt, dass ein Akt des Mitgefühls die Geschichte ändern kann. Und ich denke, ohne sie als Vehikel, durch das er dies lernt, wäre es nicht derselbe Film gewesen und so hätten wir nicht den emotionalen Kontext. Selbst in der Szene am Ende, wo sie sich in der Nachwelt treffen, gibt es unglaublich emotionale, tolle Darbietungen von den beiden. Wirklich, ich glaube nicht, dass sie den Film verlassen hat.

Im Film ist Vanessas Tod ein wichtiger Antrieb, der Deadpool dazu bringt, den jungen Mutanten Russell zu retten, erscheint sie dem Helden doch in einer Vision. Leitchs Argument ist insofern hinfällig, dass Vanessa sich ungeachtet ihrer Präsenz im Film nicht entwickelt. Er selbst nennt sie nicht zufällig ein "Vehikel". Slash Film  verweist indes darauf, dass der Tod von Vanessa in einer Abspannszene wieder rückgängig gemacht wird und die Drehbuchautoren darauf, dass es ja noch andere weibliche Figuren im Film gibt.

Was also lernen wir aus der Sache? Es gibt vermutlich gravierende Beispiele fürs Fridging in Filmen und Serien als Deadpool 2. Andererseits hätte man von einer Reihe, die dermaßen in ihre eigenen Meta-Verweise verliebt ist, mehr Cleverness erwarten können.

Habt ihr Deadpool 2 gesehen? Was sagt ihr zum Umgang mit Vanessa?

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