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Der Boykott-Aufruf gegen Avatar 2 erklärt: "Schaut den Film nicht"

21.12.2022 - 08:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Avatar 220th Century Fox
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Eine heftige Kritik-Welle rollt gegen Avatar 2. Sie geht zurück auf 12 Jahre alte Kommentare von James Cameron und treffen einen wunden Punkt der Sci-Fi-Reihe.

Seit letzter Woche läuft Avatar 2: The Way of Water in den deutschen Kinos. Mit modernster Filmtechnik erschafft James Cameron einen fiktiven Planeten: das unberührte Pandora. Bewohnt wird Pandora von den friedlichen Na'vi, die sich wie in Avatar 1 gegen die menschlichen Invasoren wehren, die es auf ihre Rohstoffe abgesehen haben. Das Vorbild ist offensichtlich: Avatar 1 und 2 versetzen die Kolonialgeschichte Amerikas in ein Sci-Fi-Setting. Die Ureinwohner-Bevölkerung Amerikas wurde schrittweise aus der sogenannten "Neuen Welt" vertrieben.

Einige Stimmen aus der Native American-Community der USA fordern jetzt, Avatar 2 nicht zu schauen . Auslöser der Kritik sind Aussagen, die Regisseur James Cameron vor über 12 Jahren traf. Die Kritik an den Filmen  geht aber tiefer.

Boykott gegen Avatar 2: Um diese Aussagen von James Cameron geht es

Avatar 2: The Way of the Water - Trailer 2 (Deutsch) HD
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2010 sprach James Cameron im Guardian  über seine Zeit bei einem Amazonas-Stamm, der aus seiner Heimat verdrängt wurde, nachdem dort ein Wasserkraft-Damm gebaut werden sollte – ein Vorgang, der ihn an die Unterdrückung amerikanischer Ureinwohner:innen erinnerte, etwa die Lakota Sioux.

Ich fühlte mich, als wäre ich 130 Jahre in der Vergangenheit und könnte hören, was die Lakota Sioux vielleicht gesagt hätten, als sie vertrieben und getötet wurden, als sie umgesiedelt wurden und dafür eine Art Kompensation erhielten.

Das ist als Kontext wichtig. Der entscheidende Teil und eigentliche Grund der Aufregung kommt jetzt.

Das war die treibende Kraft für mich, Avatar zu schreiben. Ich konnte nicht anders, als zu denken, dass, wenn die [Lakota Sioux] in die Zukunft hätten sehen können, wie ihre Kinder Suizid begehen mit der höchsten Suizid-Quote des Landes ... weil sie hoffnungslos und eine Gesellschaft in der Sackgasse waren [...] dann hätten sie härter gekämpft.

So reagieren Native Americans jetzt auf Camerons Aussagen

Diese Äußerungen wurden bereits zur Zeit ihrer Veröffentlichung in der Native-Community wahrgenommen und kritisiert . Mit dem Start des Avatar-Sequels machte die Native American Johnnie Jae wieder auf Camerons Kommentare aufmerksam.

Natives sagen euch, dass James Camerons Avatar rassistisch und abstoßend ist. Die Art und Weise, wie er in diesem Artikel über die Lakota redet, ist schrecklich.
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Die Autorin Shea Vassar griff noch am selben Tag die Kritik auf:

James Cameron, wie er im Grunde sagt, dass Native-Communities vielleicht härter gegen Kolonisierung gekämpft hätten, wenn sie die Suizid-Quoten der jugendlichen Ureinwohner kennen würden, ist auf keiner einzigen Ebene cool. Also nein, ich werde seine Filme nicht sehen und ihn nie wieder unterstützen.
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Die Empörung über die Kommentare verbreitete sich in der Community und entwickelte sich zu einer Boykott-Aufforderung:

Schaut den Film nicht. Er liegt so falsch mit seinem "sie hätten härter gekämpft", ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
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Schaut nicht Avatar: The Way of Water. Schließt euch Natives und anderen indigenen Gruppen auf der ganzen Welt an und boykottiert diesen schrecklichen und rassistischen Film. Unsere Kulturen wurden angeeignet auf eine schädliche Weise, um einen White Savior-Komplex zu befriedigen. Kein Bluefacing mehr! Lakota People sind mächtig!
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Was bedeutet White Savior und warum trifft die Kritik Avatar 2 so hart?

In den Reaktionen aus der Native American-Community fallen verschiedene Begriffe, um zu beschreiben, was an James Camerons Aussagen genau problematisch ist. Der wichtigste Begriff ist: White Savior. Übersetzt bedeutet das zunächst Weißer Retter, eine Erzählfigur aus Literatur und Film.

Das Klischee wird etwa erfüllt, wenn Afroamerikaner:innen als hilflos und verhaftet in "typischen" sozialen Problemen afroamerikanischer Milieus inszeniert werden. In Green Book oder Blind Side - Die große Chance passiert das etwa. Eine weiße Person eilt einer schwarzen Person in ihrer Notlage zur Hilfe und "rettet" sie. In Avatar wird Jake Sully zum White Savior. Als edler, weißer Vertreter einer bösen weißen Masse erlöst er das Volk der Na'vi aus der Notlage, die er mit verursacht hat. Er schwingt sich gar zu ihrem Anführer auf.

Die Zitate von James Cameron sind wie erwähnt über 12 Jahre alt, wodurch sie nicht weniger kritikwürdig sind. Allerdings wissen wir nicht, wie der Regisseur heute zu seinen Aussagen steht. Zur aktuellen Kontroverse hat er sich noch nicht positioniert.

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