Der einzige Irre im Irrenhaus

23.02.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
"With my sunglasses on, I'm Jack Nicholson. Without them, I'm fat and 60."
moviepilot/Warner Bros.
"With my sunglasses on, I'm Jack Nicholson. Without them, I'm fat and 60."
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Habt ihr jemals im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt? Nicht? Dann wird es Zeit für den Kommentar der Woche, der diesmal dem fiesesten Grinsen huldigt, das Hollywood zu bieten hat!

Im Kommentar der Woche möchten wir jede Woche eure Kommentare feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare erfüllen – egal ob für Filme, Serien, Personen, News, oder sonstwelche Wiedergänger. Ihr könnt mich per Nachricht gerne gelegentlich auf einen Kommentar, der euch besonders gut gefallen hat bzw. euren absoluten Lieblingskommentar auf moviepilot, hinweisen. Inspirieren lassen wir uns gerne.

Der Kommentar der Woche
Der alte Mann mit der Sonnenbrille liebt die Oscar-Verleihung, hat diverse Oscar-Rekorde aufgestellt und war zumindest gefühlt jahrelang bei der alljährlichen Veranstaltung in den vorderen Reihen zu sehen. Natürlich nur rein zufällig würdigen wir an diesem Oscar-Wochenende den Kommentar von Timo K. zu Jack Nicholson. Bitte alle einmal kurz diabolisch grinsen – Heeeeeeeere’s Jacky:

Ein kleiner Mann voller Schrecken. Verführer. Klassenclown. Gestörter. Rebell. Träumer. Arschloch und Idealist. Frech und frei. Verdorben und verbissen. Das trübe Wasser im Aquarium. Der einzige Irre im Irrenhaus. Der sonderbare Hotelbesetzer. Schläft mit der Axt, neben sich die weiße Schminke und die Prince-Platten, badet gern im Säurebad, schreibt Schmuddelromane, wenn er nicht gerade das Versprechen gibt, den Mars zu attackieren, auf dem in Stellung gebrachten Küchentisch der Verband für die gebrochene Nase, da immer mit dem Kopf durch die Wand für ein bisschen Risiko. Seine Figuren – immer die zweideutigen, die an ihrer forschen Selbstüberschätzung mit Pomp, Glanz und Gloria zugrunde gehen. Wenn Schmierigkeit durch ein Lächeln quittiert wird, wenn die Gesichtsfurche den Monolog vorwegnimmt, wenn das verräterische Zucken der Augenbraue den Twist erst ironisch besiegelt. Viel zu sehr auf das breitgetretene Schauspiel reduziert. Seymour Chatman schrieb zu Nicholson aus dem Antonioni-Film “Beruf: Reporter” einige Beobachtungen, die den subtilen Nicholson im Laufe seiner – zwinker – Wahnsinnskarriere allgemein hervorheben: “Die Weichheit und ausdruckslose Farblosigkeit seiner Darstellung [sind] so überzeugend für einen Mann, der ganz verzweifelt eine Identität braucht […], der vampirgleich ein geborgtes Leben lebt”. Er kommuniziere “wunderbar […], so wie er spricht und sich bewegt, immer ein wenig zu bedächtig, sogar gezwungen, als ob er mit jeder Geste gegen den Impuls ankämpfen müsse, sich hinzulegen und sich von […] Wellen der Niederlage überrollen zu lassen.” Alles Gute, Jack. Wir lachen mit dir. Liebgemeint, nicht fies. “Der letzte Tycoon.” Oder vielleicht noch mehr – “Sie können die Wahrheit doch gar nicht vertragen!”

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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