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Der Erste Weltkrieg im Film

25.09.2014 - 17:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Bild aus "Gefährten"
Walt Disney
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Eine der größten Katastrophen des 21. Jahrhunderts - Trotzdem gibt es kaum Filme zu diesem Thema. Ein paar Gute gibt es aber. Welche? Das erfahrt ihr hier.

Im Juli diesen Jahres war es genau hundert Jahre her, dass er seinen Anfang nahm. Der Erste Weltkrieg. Rund 17 Millionen Menschen verloren in diesem zügellosen Krieg ihr Leben. Flugzeuge, Panzer, Maschinengewehre und Gasangriffe wurden das erste Mal in großer Stückzahl eingesetzt und Millionen Soldaten wurden wissentlich in den Tod geschickt. 

Wegen dieser Grausamkeit und den gravierenden politischen Folgen des Krieges ist der Erste Weltkrieg eines der einschneidensten Ereignisse der Weltgeschichte. Seltsam jedoch, dass es vergleichsweise wenig Filme zu dieser Thematik gibt. Moviepilot listet bei einer Suche 506 Filme zum Zweiten Weltkrieg, zum Ersten lediglich 89.  

Und darunter sind sogar noch einige, die die Thematik lediglich streifen oder die nur teilweise den Weltkrieg behandeln. Der große Diktator12 Monkeys oder Johnny zieht in den Krieg sind zwar alles brillante Filme, ihr Hauptaugenmerk liegt aber nicht auf den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs. Viele Filme, die diesen explizit behandeln, fallen einem spontan nicht ein. Deshalb soll dieser Artikel eine kleine Denkhilfe sein und erst einmal fünf hervorragende Filme aufzählen, die sich dieser Thematik annehmen.

 

Wege zum Ruhm (1957)

Den Anfang macht mit Wege zum Ruhm ein Klassiker des Antikriegsfilms. Dieser Film konzentriert sich weniger auf die Grausamkeit des Kriegsgeschehens, sondern auf die menschenverachtende Bürokratie, die das Grauen diktiert. Stanley Kubrick zeigt hier auf erschreckende Weise, wie Offiziere und Generäle ihre Soldaten munter in den Tod schicken, nur um auf dem Papier gewonnene Schlachten vorzeigen und damit Ruhm erwerben zu können. Gerade im Ersten Weltkrieg, als es noch gravierende Unterschiede zwischen dem sozialen Stand von normalen Soldaten und den Befehlsgebern gab, war dies leider bittere Realität. Kubrick zeigt in seinem Film, wie schnell der Respekt vor dem menschlichen Leben schwindet und Soldaten zu Zahlen in Statistiken werden. Ein bewegender Film.

 

Gallipoli - An die Hölle verraten (1981)

Ein Kriegsfilm aus Australien. Das sieht man auch nicht alle Tage. Gallipoli - An die Hölle verraten mit dem damals noch sympathischen Jungschauspieler Mel Gibson beweist aber, dass auch die Australier Kriegsfilme drehen können. Der Film betrachtet dabei ein in Europa eher unbekanntes Kapitel des Ersten Weltkriegs, die Invasion der osmanischen Halbinsel Gallipoli durch britische und australische Soldaten. Der Zuschauer bekommt hier auch einen Einblick in die Ausbildung der australischen Soldaten und kann sogar im Ansatz nachvollziehen, wieso sich junge Männer freiwillig zu einem Krieg auf einem völlig anderen Kontinent melden. Erwähnenswert sind auch die Szenen im Schützengraben, in denen die australischen Soldaten von ihren Offizieren immer wieder ins offene MG-Feuer getrieben werden, um die Osmanen von den "wichtigeren" Briten abzulenken. Ein intensiver Film, der aus einer ungewöhnlichen Perspektive erzählt.

 

Im Westen nichts Neues (1930)

Wenn es um Antikriegsfilme geht, ist Im Westen nichts Neues wohl einer der ganz großen Klassiker. Und das völlig zu Recht. Denn die Verfilmung von Erich Maria Remarques bekanntem Antikriegsroman kann gut und gerne als Mutter des Antikriegsfilms gewertet werden. Ein Junge zieht aus, von Kriegsbegeisterung, Patriotismus und Träumen von Ruhm mitgerissen, und kommt als gebrochener Mann wieder zurück, seiner Jugend beraubt und unfähig, sich der Gesellschaft anzupassen. Auch heute noch ist "Im Westen nichts Neues" ein unheimlich eindringlicher Film, der nicht nur Gewalt und Schrecken des Krieges zeigt, sondern auch, was dieser mit den Kämpfenden macht. Trotz seines Alters kann man sich diesen Film übrigens auch heute noch ohne Probleme ansehen. Lewis Milestone setzt hier auf eine überraschen neumodische Inszenierung mit viel Symbolik, kreativen Kameraeinstellungen und einer gewissen filmischen Poesie. Sollte man gesehen haben.

 

Die große Illusion (1937)

Noch so ein Klassiker. Die große Illusion des französischen Regisseurs Jean Renoir ist ein Appell an die Menschlichkeit. Er zeigt wenig vom eigentlichen Kriegsgeschehen, sondern legt seinen Fokus vor allem auf ein Kriegsgefangenenlager und die Beziehungen zwischen deutschen Bewachern und französischen Gefangenen. Ein Film, der zeigt, wie ähnlich sich die "Feinde" im Krieg eigentlich sind und wie wenig Ländergrenzen und Nationen über die eigentlichen Menschen aussagen. Ein völlig eigener Ansatz, der auch seitdem eher selten aufgegriffen wurde. Gerade deswegen ist der Film auch heute noch äußerst sehenswert, vor allem wenn man bedenkt, dass sich Deutschland und Frankreich zum Entstehungszeitpunkt des Films wohl so feindlich gesinnt waren, wie selten davor oder danach. Auch die Kritik am vorherrschenden Klassensystem, die auch schon bei "Wege zum Ruhm" und "Gallipoli" erkennbar war, wird hier so auf den Punkt gebracht, wie selten.

 

Gefährten (2011)

Zum Abschluss dieses kleinen Artikels soll mit Gefährten von Steven Spielberg noch ein aktuellerer Film genannt werden, der sich mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Längst nicht so ein Klassiker oder Meisterwerk wie die anderen Filme und über weite Strecken ziemlich kitschig, klischeebehaftet und zu harmlos, weiß "Gefährten" doch in einem Punkt zu überzeugen: Die Optik ist überwältigend. Wenn die Kamera einem Pferd durch die Schützengräben und übers Niemandsland folgt, vorbei an explodierenden Granaten, spritzendem Schlamm und ratternden MGs hat das schon eine starke Wirkung auf den Zuschauer. Der Film hat sicherlich viele Schwächen, darunter auch der Fokus auf Pferde, aber die Atmosphäre des Kriegsgetümmels fängt er hervorragend ein.


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