"Der Mark Twain improvisierter Wichsphantasien!"

19.09.2008 - 12:56 Uhr
The devil in me, is the devil in you, Diablo!
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NEWS » Juno Drehbuchautorin Diablo Cody reagiert auf Kritik mit einem Fuck You!

Juno war der Überraschungserfolg des letzten Jahres in den USA. Die gefällige Coming-of-Age-Komödie um ein rotzfreches und ungewollt schwangeres Teeniegirl schaffte es die Herzen von Publikum und Kritik gleichermaßen zu erobern.

Das lag nicht nur an der Hauptdarstellerin Ellen Page, sondern nicht zuletzt am pointierten Drehbuch, dass die Newcomerin Diablo Cody verfasst hatte. Das wurde belohnt: Bei den diesjährigen Academy Awards gab es einen Oscar für das beste Drehbuch. Und das obwohl Cody nicht nur einen offensichtlichen Künstlernamen trägt, sondern überdies offen zu ihrer bewegten Vergangenheit steht in der sie sich auch schonmal als Telefonsex-Akteurin und Stripperin verdingte.

Derzeit ist Cody “Hot Property”, wie man es so schön sagt. Ihr stehen alle Türen offen. Doch soviel Erfolg schafft nicht nur Wohlwollen, sondern auch Neider und Kritiker. Gerade im Internet sieht sich die Drehbuchautorin regelmässig durchaus saftigen Beschimpfungen ausgesetzt. Kommentatoren nehmen ihr die Vergangenheit übel, ihre deutliche Ausdrucksweise und ihren Künstlernamen. Eine Hass-Kultur, auf die Cody auch in Interviews immer wieder angesprochen wurde und die sie, wie sie zugibt doch beschäftigt hat.

In ihrem MySpace-Blog holte Diablo Cody jetzt zum Gegenschlag aus und nahm dabei, wie gewohnt kein Blatt vor den Mund:

“Ich hab eine Antwort für alle jene die immer noch langweilig genug sind, mich zu beleidigen. (…) Ich bin nicht Charlie Kaufman oder Sofia Coppola. (…) Ich bin nicht Paul Thomas Anderson. Ich bin nichtmal Paul. W.S. Anderson. Ich bin ein Mittelklasse-Proll aus dem Midwesten. Ich bin eine erfahrene Autorin von Sachbüchern und eine zugegeben noch unerfahrene Drehbuchautorin und ich bin ein Produkt von Hollywood, USA. Ich bin “Diablo Cody” und wenn ihr keine Fans seit, dann leiht euch halt lieber nochmal Prosperos Books aus und lasst mich verdammt nochmal in Ruhe."

“Ich hab vielleicht 19 Preise gewonnen, von denen ihr glaubt ich hätte sie nicht verdient, aber es ist nun wirklich nicht sehr originell sich an Juno abzuarbeiten. Ihr seit damit keine tapfere kleine Stimme, wider den Mainstream. Ihr seit genau wie jeder andere in eurer kleinen Zeitgeist-Lifestyle-Schote. Ihr seit sogar wie ich. (Ich hab Arrested Development auch geliebt. Sind wir nicht ein paar ganz doll, subversive Outsider? Kommt, lasst uns darüber abätzen, dass die “Black Kids” völlig überbewertet sind.)

(…)

Tut mir ja leid, wenn jetzt alle pseudo-gebildeten Fanboys stinkig sind, weil ich ihre Helden kennenlernen durfte. Ich kanns nicht ändern, wenn euer Lieblingsautor, – Schauspieler, -Regisseur oder Talk-Show-Host mich mag. Vielleicht würdet ihr mich auch mögen, wenn ihr mich kennen würdet.

Ich weiß mein Name ist Fake und das nervt euch. Hasst ihr Queen Latifah und Rip Torn auch? Autoren und Entertainer haben seit Jahren Pseudonyme benutzt. Höchstwahrscheinlich schreibt auch ihr unter einem Nickname im Netz. Tut mir ja schrecklich leid, wenn ihr mich für eine hennatätowierte, mit Selbstmord flirtende, 2002er Dummfotze haltet, aber ich mag meinen Fake-Namen. Er steht eingraviert auf einem Oscar. Eurer nicht.

Ich hab mein ganzes Leben Geschichten erzählt. Selbst als ich beim Telefonsex gearbeitet habe, war ich der Mark Twain der improvisierten Wichsphantasien. Ich hab jeden notgeilen Freak mit auf eine schweißtreibende Reise genommen. Ich kann gar nicht anders.

Ich werd weiterhin Filme und TV-Shows machen. Ich bezweifle, dass sie alle was taugen werden, aber hey, so ist das Leben in diesem Business. Ihr kennt mich zwar nur von einem Film, diesem einen Buch und einigen abgebrochenen Blog-Einträgen, aber ich hab mir die letzten paar Jahre den Arsch abgearbeitet, um professionelle Anerkennung zu bekommen. Die Leute, mit denen ich derzeit arbeite, sind sehr zufrieden mit meiner Arbeit die ich seit Juno abgeliefert habe. Der Pilotfilm den ich geschrieben hab war so gut, dass er in Serie geht. Das ist selten, Leute. Verdammt selten.

Macht mir das erstmal nach.

Das ist alles was ich dazu sagen werde, zumindest bis mich der nächste Journalist provoziert und ich nachlege. Mit Freude. Bis dahin bleibe ich eine 30jährige Frau, mit schwindendem Interesse an der Blog-Kultur und hab einfach keine Zeit mich dauernd mit dieser Scheiße zu beschäftigen, jedesmal wenn über mich berichtet wird. Ich bin frisch verliebt, ich hab grade ein Haus gekauft und mein Boss ist der Typ der ET-Der Ausserirdische gemacht hat. Zeit sich aufs wesentliche zu konzentrieren.

Und trinken. Ich muß mich viel häufiger betrinken."

Wo Juno ihre Kodderschnauze her hat, dürfte jetzt wohl klar sein ;)

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