Deutscher Thriller Im Schatten ist spannende Genrekost

16.02.2010 - 11:30 Uhr
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Thomas Arslan könnte mit seinem neuen Film Im Schatten endlich auch kommerziellen Erfolg feiern: Zu sehen gibt es einen makellosen Thriller, der die Genrecodes offenlegt.

Thomas Arslan (Jahrgang 62) ist einer jener deutschen Filmemacher, der als Vertreter der Berliner Schule im Ausland, besonders in Frankreich, gefeiert wird, aber bei uns eher unbekannt ist. Das könnte sich mit seinem neuen Film Im Schatten ändern. Hier erzählt er die Geschichte des Berufsverbrecher Alexander Trojan (Misel Maticevic). Er will nach seiner Haftentlassung alte Schulden eintreiben. Die Rückzahlung wird ihm aber verweigert, und der Schuldner setzt seine Leute auf Trojan an. In einem Dickicht aus Misstrauen, Lüge, Verrat, Beschattung und Gewalt gelingt es Trojan kaum noch, den Überblick zu bewahren.

Mit Im Schatten hat Thomas Arslan einen Film noir wie aus dem Lehrbuch gedreht, und Michael Kohler von der Frankfurter Rundschau “staunt, wie perfekt der Gestus des distanzierten Beobachtens zum Milieu der konspirativen Gangster passt. Dabei liegt die Verbindung so nahe: In einer Welt, in der sich alles ums Sehen und Nicht-Gesehen-werden dreht, ist der unbeteiligt wirkende, aber stets hoch konzentrierte Blick der Berliner Schule in seinem Element. Und weil sich auch das Ensemble um Miel Matievi und den gespenstischen Uwe Bohm keine Blöße gibt, kann man nur hoffen, dass Thomas Arslans Thriller die Grenzen des Kunstfilmghettos auch in kommerzieller Hinsicht überwindet.”

Das Brillante an dem Film ist laut Steffen Wagner vom festivalblog “der Rhythmus, den Trojan vorgibt. Seine Pläne und Aktionen entfalten eine Dynamik, die nicht mehr aufzuhalten ist. Trojan ist der professionellste Kriminelle seit Jef Costello. Die Mechanik des Verbrechens hat in Im Schatten eine ungeheure Faszination, nicht obwohl, sondern gerade weil sie so alltäglich daher kommt. Der Zuschauer sitzt im Kinosessel und denkt: Genauso kann es funktionieren, aber wird es auch funktionieren? Die Anspannung überträgt sich von der Leinwand. Schließlich geht es um viel, eigentlich um alles – um die Existenzgrundlage und die Freiheit.”

Im Schatten erzählt von mittelmäßigen Menschen. Aber der Film ragt weit über jedes Mittelmaß hinaus, lobt Julian Hanich vom Tagesspiegel. “Ein Grund: Thomas Arslan s elliptische Erzählweise, die sich bis in den ausdrucksarmen Schauspielstil hinein verfolgen lässt. Wo viel ausgelassen wird, muss der Zuschauer selbst mit Imaginationsauffüllungen tätig werden. Zum anderen liegt es an einem ästhetischen Prinzip, für das der amerikanische Kunsttheoretiker Michael Fried den Ausdruck „Absorption“ populär gemacht hat: die Darstellung von Figuren, die tief in ihren Handlungen versunken sind – und denen deshalb jede distanzierende Theatralität abgeht.”

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