Die 12 Geschworenen Oder: Diskussionen haben Sinn

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Die 12 Geschworenen
MGM/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Die 12 Geschworenen
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Die 12 Geschworenen von Sidney Lumet aus dem Jahr 1957 ist ein echter Klassiker und großes Kino. Das empfindet auch dieser moviepilot-User so, weshalb das Meisterwerk einer seiner Lieblingsfilme ist.

“Ein Leben wurde ausgelöscht, über ein zweites sollen Sie entscheiden.”
Das ist die Ausgangssituation, in die man geworfen wird. Abschätzende Blicke auf den Angeklagten, Schnitt auf das leere Beratungszimmer, Einblendung: 12 Angry Men / Die zwölf Geschworenen. Die dann auch postwendend jenes Zimmer betreten. Und ganz schnell gesellt sich noch No. 13 hinzu, der Zuschauer, der nach und nach in den Bann gezogen wird. Alle stimmen für schuldig, vermutlich auch der Zuschauer, hat er ja keinerlei Informationen und entscheidet sich intuitiv für die Mehrheit. So wie ich es tat.

“Nicht schuldig!”
Gibt sich einer zu erkennen. Wohl gemerkt: Einer. Von 12. Eine größere Minderheit kann es nicht geben, und doch wagt es dieser Mann standhaft, seine Meinung zu vertreten. Er steht auf verlorenem Fuß, doch mag man ihm als Zuschauer gerne Glauben schenken.

“Halten Sie ihn wirklich für unschuldig?”
Ist die erste Gegenfrage, die ihm gestellt wird. Die ich ihm gestellt hätte, sogar vor dem “Warum?”. Und spätestens hier frage ich mich nicht mehr, warum ich diesen Streifen sehe. Den, der um vieles älter ist als ich, in schwarz-weiß daherkommt, in dem noch Henry Fonda mitspielt, den ich bis dato nur als Bösewicht in einem Leone kannte, entsprechende Vorurteile habe.

- “Das kann ich nicht sagen.”
Und da ist es: Völlig irritierend. Der muss doch einen Grund haben, um den Angeklagten für “nicht schuldig” zu befinden?! Und er kann es nicht sagen? Das kann ja nicht sein? Aber gut, geben wir ihm eine Chance, wenn auch sein Gegenüber gleich wunderbar präsentiert, warum er nicht recht haben kann und auf verlorenem Posten steht.

“Was kann man von so einem Kerl sonst erwarten?”
Der Angeklagte ist Puertoricaner, aus ärmlichen Verhältnissen, für einen Mord fast prädestiniert. Und da wären sie: Klischeeträchtige Stereotypen, auf Vorurteilen basierte Vermutungen. Könnte man als Kritikpunkt ansehen, möchte ich aber nicht, zeigt sich hier doch die Natur des Menschen, die Sidney Lumet so hervorragend einzufangen weiß.

“Da, schon wieder eine Stunde rum!”
Das war der Satz, der mich aufschrecken ließ. So lange geht das schon? Ja, denn das Kammerspiel und die Diskussion vergehen wie im Flug. Apropos Flug: Rühmen möchte ich die Kameraführung! Ständig in Bewegung, den Protagonisten folgend, wenige Schnitte, Großaufnahmen, wunderbare Bildschnitte. Und man merke an: Der Streifen ist von 1957.

“Menschen irren sich.”
Ja, durchaus. Vielleicht sogar ich, wenn ich diesen Streifen so lobe. Unabhängig davon ist dies eine Grundaussage jenes Filmes. Es irrt sich jener Geschworene, der zu Anfangs behauptet, dass man nach einer kurzen Abstimmung sofort wieder gehen könne, auch jener, der behauptet, dass die Diskussion keinen Sinn habe. Und auch der Zuschauer, der anfangs noch von der Schuld des Angeklagten überzeugt war, nach und nach aber auf die andere Seite gezogen wird.

“Ich bin für eine neue Abstimmung!”
Ein Zitat, das nicht nur einmal vor kommt. Dafür aber umso mehr Spannung mit sich bringt, wird doch nach ihm jedes Mal offenbart, wer noch auf welcher Seite steht. Und warum.

“Naja, jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind.”
Wissen wir. Und hegen Sympathie. Antipathie. Schätzen die Personen ein, vermuten, wer sich vielleicht noch überzeugen lässt. Und das nur durch das hervorragende Drehbuch, das die Personen durch wenige, aber präzise Arten charakterisiert.

“Ich habe die Nase voll!”
Aber hallo! Von den starrsinnigen Idioten, die sich noch nicht auf die “gute Seite der Macht” haben ziehen lassen. Und beharrlich auf der anderen sitzen bleiben, halsstarrige Argumente vorbringen, vielleicht wahnsinnig wirken. Von der Schuld überzeugt sind und an denen Argumente abprallen, die offensichtlicher nicht sein könnten.

“Sie haben glänzend argumentiert…”
Habe ich das? Hoffe ich doch, ist es doch mein Lieblingsfilm, den ich hier “präsentiere”. Der, der mich dazu brachte, auch der Ecke der Klassiker einmal Gehör zu schenken. Und mittlerweile echt Gefallen daran gefunden hat, und zudem Freunde und Bekannte auf jene gute Seite der Macht zieht, die auch über den Tellerrand schaut und dann jene Perle entdeckt, die ein Freund vor wenigen Tage “Klassiker” schimpfte. So etwas schaue er nicht.

“Sie sollten sich schämen!”
… wenn Sie nun nicht überzeugt sind. Jener Freund hat ihn mittlerweile gesehen. Und bereut, sich quergestellt zu haben. Im Sinne der Anklage: “Nicht schuldig”. Wusste er es doch nicht besser…


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