Die harte Realität der Soldaten im Auslandseinsatz

18.09.2010 - 09:00 Uhr
Der ZDF-Fernsehfilm Kongo
ZDF/Kelly Walsh
Der ZDF-Fernsehfilm Kongo
Der Auslandseinsatz von deutschen Soldaten in den entlegendsten Winkeln dieser Welt und seine Folgen sind schon lange ein heftig diskutiertes Thema bei uns. Regisseur Peter Keglevic hat sich mit dem Kriegsdrama Kongo mal an die filmische Umsetzung gewagt.

Kongo läuft am 18. Oktober um 20:15 Uhr auf ZDF. Gestern hatten wir ein Interview mit den beiden Hauptdarstellern David Rott und Jörg Schüttauf, heute schieben wir das Interview mit Regisseur Peter Keglevic nach. Er spricht darüber, was ihn an dem Thema gereizt hat, wie sein Film zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr steht und über die Angst der Soldaten.

Interview mit Regisseur Peter Keglevic

Kongo schildert eindringlich die harte Realität von Soldaten im Auslandseinsatz. Was hat Sie an diesem Thema gereizt?
Peter Keglevic: "Wie Sie sagen: die harte Realität der Soldaten im Auslandseinsatz. Bloß, dass die Öffentlichkeit kaum etwas darüber weiß. Mich interessierte, diese Tür zu diesen geheimnisvollen, unbekannten Unternehmungen in der weiten Ferne ein wenig aufzustoßen. Einen Blick hineinzuwerfen, wie ihn Nachrichten nicht vermitteln. Oberleutnant Nicole Ziegler, Ermittlerin bei den Feldjägern, wird bei ihrem ersten Auslandseinsatz in den Ostkongo geschickt, um einen angeblichen Selbstmord eines Kameraden aufzuklären.

Welche Bedeutung kommt dieser Figur zu?
Peter Keglevic: “Eine entscheidende. Sie ist der Motor der Geschichte. Sie ist das Sandkorn im Getriebe. Sie ist das Fragezeichen, auf das es nach und nach viele – vorerst zurückgehaltene – Antworten gibt. Unangenehme Antworten, unangenehme Wahrheiten.”

Ein ständiger Begleiter der Soldaten ist die Angst. Wie weit wollten Sie bei der Inszenierung von Angst gehen?
Peter Keglevic: “So weit, dass sie der Zuschauer nachvollziehen kann. Die Urangst spüren. Kein Horrorfilmschreck.”

In Kongo werden deutsche Soldaten nicht zu Helden stilisiert. Was ist die Intention dahinter?
Peter Keglevic: “Soldaten sind per se keine Helden. Kriegerische Aktionen und Taten sind per se keine Heldentaten. Und in unserer Geschichte schon gar nicht.”

Kongo zeigt die Verletzungen der Seele, die Soldaten bei einem Auslandseinsatz erleiden können. Welche Bedeutung hat die fiktionale Auseinandersetzung mit diesen Traumata für Sie?
Peter Keglevic: “Es muss diese Geschichten und Filme geben, die sich mit den verletzten und beschädigten Seelen der Kriegs- oder Einsatzteilnehmer beschäftigen. Diese Themen werden in der Öffentlichkeit nicht sichtbar und kaum hörbar behandelt. Ein verletzter Soldat, physisch oder psychisch, wird vor dem Heimatpublikum versteckt. Tatsächlich braucht er aber all unsere Aufmerksamkeit.”

In der Öffentlichkeit wird der Einsatz der Bundeswehr zunehmend kritisch diskutiert, vor allem ob das Mandat der Bundeswehr sinnvoll oder sinnlos sei. Nimmt Kongo eine Position zu dieser Frage ein?
Peter Keglevic: “Die Summe des Films ergibt eine Position: Junge Menschen, die im Allgemeinen noch ein langes, reiches Leben vor sich haben, werden vollkommen unvorbereitet in die Nähe des Todes und des Sterbens geschickt. Sie sind trainiert, auf allen Vieren zu robben und mit einem Sturmgewehr zu schießen, aber niemand hat ihnen gesagt, wie der Tod auszuhalten ist, wie der Geruch des Sterbens. Man geht so leichtfertig mit diesen jungen Menschen um. Man nützt ihre Begeisterung aus und schickt sie unvorbereitet – psychisch und technisch
zweitklassig ausgerüstet – ins Grauen.”

Welche Herausforderungen bargen die Dreharbeiten zu Kongo?
Peter Keglevic: “Äußerlich betrachtet das Übliche: Wetter, Regen, Sturm. Aber das kennt man. Tatsächlich war am schwierigsten, dass all meine jungen Schauspieler, dieses Leid, diesen Schmerz ihrer Figuren nachvollziehen und darstellen können.”

Das Interview führte Simone Rauchhaus, mit Material vom ZDF

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