Die Musen des Woody Allen

30.11.2010 - 08:50 Uhr
Vicky Cristina Barcelona
Concorde Filmverleih
Vicky Cristina Barcelona
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Zum morgigen 75. Geburtstag werfen wir einen Blick auf die Frauengeschichten des New Yorker Kultregisseurs Woody Allen. Mit wem feierte er die größten Erfolge? Wer eroberte auch privat sein Herz? Und welchen Mädels hat Woody Allen schon zum Oscar verholfen?

Quizfrage:
Was haben Meryl Streep, Charlotte Rampling, Carrie Fisher, Gena Rowlands, Anjelica Huston, Judy Davis, Juliette Lewis, Helena Bonham Carter, Drew Barrymore, Julia Roberts, Natalie Portman, Goldie Hawn, Kirstie Alley, Demi Moore, Melanie Griffith, Charlize Theron, Winona Ryder und Christina Ricci gemeinsam? Sie alle standen schon einmal für Woody Allen vor der Kamera. Der Kultkomiker schafft es seit Jahrzehnten mühelos, die größten Filmstars der Welt für seine Filme zu gewinnen. Zeit für einen kleinen Rückblick auf Woody Allen und seine Frauengeschichten.

Annie Hall: Beginn und Blaupause
Natürlich begann die Karriere von Woody Allen nicht mit Der Stadtneurotiker. Als der Regisseur den Film 1977 drehte, war er bereits seit Jahren ein gefeierter Comedy-Star. Aber es war dieser Film, der Woody Allen zum Frauenfilmer Nummer Eins machte und mit Diane Keaton an seiner Seite gelang ihm gleich der ganz große Wurf. Auch im wahren Leben waren sie ein Paar, aber als sie anfingen Filme zu drehen, gingen Woody Allen & Diane Keaton privat schon wieder getrennte Wege. Dafür war ihre professionelle Beziehung umso fruchtbarer. Diane Keaton gilt bis heute als die Muse von Woody Allen und er setzte ihr in Der Stadtneurotiker ein Denkmal. Die Rolle der Annie Hall machte Diane Keaton nicht nur zum Superstar und zur Oscargewinnerin. Für ihren – für die damalige Zeit extravagant maskulinen – Kleidungstil wurde die Schauspielerin als neue Stil-Ikone gefeiert. Völlig zu recht, denn die Klamotten, die sie in der Rolle der Annie Hall trägt, waren keine Kostüme, sondern stammten aus ihrer persönlichen Garderobe. Der Stadtneurotiker war der Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit, aber nur einer von insgesamt acht Filmen, die die beiden zusammen gedreht haben.

Die Figur der Annie Hall kann in gewisser Weise als Blaupause gelten für viele weibliche Figuren, die sich in der Arbeit von Woody Allen finden: junge, weltoffene Frauen, die sich meist erfolglos als Schauspielerin oder Sängerin versuchen, orientierungslos durchs Leben driften und als Fixpunkte in ihrem Leben lediglich die Beziehungen zu Männern besitzen.

Aber es kommt noch eine entscheidende Eigenschaft dazu, die Woody Allens Beziehung zu Frauen einen fast schizophrenen Charakter verleiht: So jung, attraktiv und abenteuerlustig diese Frauen auch sein mögen, immer sind sie im Bezug auf Männer völlig uneitel, niemals oberflächlich und auch bereit, mit einem Typen ins Bett zu steigen, der aussieht wie Woody Allen. So komplex und realitätsnah seine Frauenfiguren oft sind, wirken sie dadurch oftmals wie Fantasiewesen, nur erschaffen, um die Idealvorstellung ihres bebrillten, kleinen, schmächtigen Schöpfers zu erfüllen. Die Frauen des Woody Allen interessieren sich nie für das Aussehen oder die Gepflogenheiten eines Mannes, sondern werden erregt von Intellekt, Humor und akademischer Bildung. Dass das mit der Realität meistens nichts zu tun hat, werden viele Männer bereits herausgefunden haben. Dass sich eine 17jährige Mariel Hemingway mit einem 42jährigen Woody Allen einlässt, wie im Klassiker Manhattan – so etwas gibt es nur in den Filmen des New Yorkers.

Mit einer krachte es gewaltig
Anfang der Achtziger beginnt für den Filmemacher privat und beruflich ein neues Kapitel: Als Woody Allen & Mia Farrow ein Paar werden, hat die Filmwelt ein neues Traumduo gefunden. Er der gefeierte Filmemacher, sie der glamouröse Star mit karitativen Engagement. Seine Film schneidert Woody Allen zu dieser Zeit perfekt auf seine Ehefrau zu. Sie spielt die Hauptrolle in Broadway Danny Rose, Purple Rose of Cairo, Alice, Radio Days und Hannah und ihre Schwestern. Doch die Ehe endet im Desaster: Anfang der Neunziger entdeckt Mia Farrow, dass Woody Allen eine Affäre mit ihrer Adoptivtochter hat. Was folgt ist eine mediale Schlammschlacht. Mia Farrow beschuldigt den Regisseur öffentlich des Kindesmißbrauchs, die Trennung wird weltweit in den Medien breitgetreten und hängt Woody Allen bis heute nach. Mit Soon-Yi, der damaligen Adoptivtochter, ist er noch immer verheiratet.

So bitter das Ende ihrer privaten Verbindung war, dem kreativen Output schadete es nicht. Ihr letzter gemeinsamer und vielleicht sogar bester Film ist das wunderbare Beziehungsdrama Ehemänner und Ehefrauen. Woody Allen & Mia Farrow spielen darin genau das, was sie im wirklichen Leben sind: ein Ehepaar, das kurz vor der Trennung steht. Möglich, dass Woody Allen nicht so gerne an die letzten privaten Jahre mit Mia Farrow zurückdenkt, Ehemänner und Ehefrauen bezeichnet er allerdings bis heute als eine seiner gelungensten Arbeiten.

Mit Woody Allen gibt’s den Oscar
Es ist allerdings nicht die Aussicht auf eine potentielle Ehe mit dem Meister, die die weiblichen Stars scharenweise in seine Film treibt: Mit Woody Allen zu drehen, das kann sich lohnen. Schließlich hat er schon der einen oder anderen Schauspielerin zum Oscar verholfen. Davon kann niemand so gut ein Liedchen singen wie Dianne Wiest: In den achtziger Jahren gehört sie zu Woody Allens Stammbesetzung und dreht fünf Filme mit ihm. Und zweimal wird sie reich dafür belohnt. Den ersten Oscar für die Beste weibliche Nebenrolle erhält sie 1987 für die umtriebigen Holly in Hannah und ihre Schwestern, den zweiten gibt es 1995 für Bullets Over Broadway. Aber nicht nur ihr verhalf Woody Allen zu Oscarehren: Neben der bereits erwähnten Diane Keaton durfte sich auch Mira Sorvino 1996 über einen Oscar für ihre Rolle in Geliebte Aphrodite freuen. Und im Jahr 2009 konnte Penélope Cruz für Vicky Cristina Barcelona den Goldjungen mit nach Hause nehmen.

Scarlett Johansson: Die neue Muse?
Eine ging bisher leer aus: Scarlett Johansson galt im neuen Jahrtausend als die neue Muse des Woody Allen, bisher drehten sie drei Filme miteinander. Der Meister scheint allerdings eher an Scarlett Johanssons beträchtlichen optischen Reizen und ihrem jugendlichen Charme interessiert zu sein, als an ihrem Innenleben. So spielte sie in ihren Kollaborationen doch meistens das Objekt der Verführung oder das klassische “Woody-Girl”, das ziellos umherstreift, nur um dem nächsten erfolgreichen älteren Herrn um den Hals zu fallen. Das Scarlett Johansson jemals mit einer Diane Keaton gleichziehen kann, bleibt unwahrscheinlich.

Aber vielleicht ist die nächste Muse gar nicht fern? Kandidatinnen gibt es bereits, für das neueste Projekt von Woody Allen stand dieses Jahr niemand geringeres als Premiere Dame Carla Bruni vor der Kamera. Woody, wie machst Du das nur? Vielleicht ist es die beinahe philosophische Anbetung, die Woody Allen dem anderen Geschlecht entgegenbringt. Wie sagt er doch so schön in einem seiner Filme: “Wir wissen nicht, ob Gott existiert. Aber wir wissen, dass Frauen existieren.” Mit sowas kriegt man jede rum.

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