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DIRTY DANCING -  Kritik & Analyse

11.04.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Dirty Dancing FilmanalyseCroco Film
Dirty Dancing ist eigentlich kein Film für einen Mädelsabend, sondern ein linker, politischer Film, meint Wolfgang M. Schmitt jun. in seiner Filmanalyse.

Zweifellos gehört Dirty Dancing bei einem vor allem weiblichen Publikum zu einem der beliebtesten Filme überhaupt. Doch dieser Erfolg beruht auf einem gewaltigen Irrtum. Mögen auch die Zuschauerinnen beim Mädelsabend schmachtend vor dem Fernseher hängen, wirklich in seiner Radikalität begriffen haben den Film wohl nur die wenigsten von ihnen. Denn bei aller Beliebtheit ist Dirty Dancing ein zugleich völlig unterschätzter linker Film, dessen klassenkämpferische Botschaft nichts an Aktualität verloren hat. Es ist der Gegenfilm zu Titanic, in dem das Upperclass-Girl nur auf eine sinnstiftende Affäre mit dem Proletarier aus ist, um ihn dann irgendwann – am besten lässt man gleich das ganze Schiff untergehen – wieder loszuwerden.

„Ich habe eine Wassermelone getragen“, sagt Baby, als sie zum ersten Mal auf Johnny trifft. Was auf den ersten Blick wie der denkbar schlechteste Beginn eines Flirts klingt, hat in Wahrheit eine tiefere Bedeutung. So unbeholfen und naiv Baby in Liebesdingen ist, so stichhaltig und klug sind ihre politischen Gedanken und so ernst zu nehmen ist ihr Engagement. Das Tragen der Wassermelone ist ein symbolischer Akt, mit dem sie sich mit den Proletariern, also den Tänzern solidarisiert. Im Mainstream-Kino findet in der Regel die Arbeit im Verborgenen statt: Wann sieht man schon einmal Arbeiter? Und wann sieht man diese Arbeiter dann auch noch arbeiten? Arbeiten scheint im Mainstream-Kino etwas Anstößiges zu sein, in Emile Ardolinos Film wird dirty dancing und dirty work zusammengedacht. Das Genre Tanzfilm ist dafür prädestiniert, körperliche Arbeit zu zeigen, denn nichts anderes ist ja Tanzen.

Die Tänze in Dirty Dancing haben nichts mit den hedonistischen Tänzchen der 68er gemein und auch nichts mit dem Gezappel in coolen Szene-Clubs. Tanzen zu können wie Baby und Johnny verlangt Disziplin und Ernsthaftigkeit und ist harte Arbeit.

Mehr dazu im Video!

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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