Drogen zwischen Popkultur und Gesellschaft

24.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Joints, Pillen und weißes Pulver kommen so ziemlich in jedem Filmgenre vor. Im ersten Teil unserer Drogenfilmreihe erläutern wir euch den Zusammenhang von Sucht, Popkultur, Gesellschaftsporträts und figurenpsychologischen Auf- und Abstiegen.

Sind Filme über Drogenkonsum oder Drogenhandel ein eigenständiges Genre? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, schließlich findet sich der Bezug zu Rauschmitteln nicht nur in Gangster- und Gewaltfilmen, sondern auch in Thrillern, Dramen, Biopics oder Komödien. Drogenfilme wie Traffic – Macht des Kartells, Requiem for a Dream oder Confusion – Sommer der Ausgeflippten haben abgesehen von chemischen Substanzen und glühenden Joints schließlich nicht viel miteinander zu tun. Lediglich die sogenannten Stoner Movies oder Kifferfilme können bisher eine eigene Genre-Nische für sich beanspruchen. Da Drogen also prinzipiell in jedem Film eine zentrale oder zumindest nachgeordnete Rolle spielen können, sind sie in erster Linie ein dramaturgisches Mittel und Motiv, das oftmals als übergeordneter Handlungsrahmen dient und dabei den Zeitgeist und die gesellschaftlichen Bedingungen eines Films reflektiert.

Drogen und Popkultur
Häufig dienen Drogen im Film daher einer kontextuellen Eingrenzung, etwa wenn ein bestimmtes popkulturelles Phänomen unterstrichen oder ein historischer Zeitabschnitt dargestellt werden soll, in dem typischerweise eine bestimmte Art von Rauschmitteln konsumiert wurde. Koks assoziieren wir mit den Yuppies der 1980er Jahre, Marihuana und LSD mit den Hippies der späten 1960er. Beispielsweise ist der Drogenkonsum von Patrick Bateman in American Psycho zwar nur ein Nebenaspekt bei seiner Entwicklung zum Serienkiller, allerdings verdeutlicht er von Anfang an die oberflächlichen und bizarren Rahmenbedingungen der vergnügungssüchtigen Upperclass-Gesellschaft der 1980er Jahre, in der er sich bewegt.

Das Roadmovie Easy Rider als weiterer Drogenfilm porträtiert hingegen nicht nur zwei gesellschaftliche Randfiguren bei ihrer Reise durch den Südwesten Amerikas, sondern ist darüber hinaus auch ein authentisches Dokument zum Zeitgeist der Hippiekultur. Dies liegt zum einen daran, dass die Entstehungszeit des Films und die dargestellte Zeit im Narrativ identisch sind (1969), zum anderen aber auch an dem Umstand, dass die Darsteller während des Drehs echtes Marihuana geraucht haben. Wer sich den am Lagerfeuer sitzenden Jack Nicholson bei seinem improvisierten Monolog über Außerirdische genauer anschaut, kann das auch unschwer erkennen.

Aufstieg und Fall eines Junkies
Drogen sind im Film auch deshalb ein gern gewähltes dramaturgisches Mittel, weil sie die figurenpsychologische Entwicklung der jeweiligen Protagonisten im Grunde schon vorab garantieren. In den Gangsterfilmen und Milieustudien von Martin Scorsese ist das Aufstieg & Fall-Motiv der Hauptcharaktere häufig an Drogenhandel und Drogenkonsum geknüpft, etwa in Casino oder dem kürzlich erschienenen The Wolf of Wall Street. Auch bei Biopics zu ehemaligen Dealern und Konsumenten ist das Drehbuch im Grunde schon fertig, bevor es überhaupt geschrieben wurde und bedarf selten zusätzlicher Twists im Plot, um für mehr Spannung zu sorgen. Bei regelmäßigem und exzessivem Drogenkonsum ist der finale Absturz faktisch vorprogrammiert und letztlich nur eine Frage der Zeit.

In Blow beginnt George Jung (Johnny Depp) seine Karriere mit dem Handel von Marihuana, steigt dann jedoch bald auf Kokain um, was nicht nur sein eigenes Suchtproblem verschärft, sondern auch die Beziehungen zu seiner Familie langfristig zerstört. George Jung galt in den 1970ern und 1980ern als größter Kokain-Dealer in den Vereinigten Staaten. Auch Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, die Verfilmung von Christiane Felscherinows Weg in die Drogenabhängigkeit, beginnt mit harmloseren Substanzen und findet seinen Zenit schließlich bei der physischen und psychischen Abhängigkeit von Heroin. Mit 12 Jahren rauchte sie ihren ersten Joint, mit 14 hing sie das erste Mal an der Nadel. Den Kampf gegen ihre Sucht führt Felscherinow bis heute.

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