Dschungelcamp 2013 - Ein Resümee zum TV-Ereignis

25.01.2013 - 19:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Die siebte Staffel Dschungelcamp konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Noch immer bietet das Format einzigartig gutes Fernsehen, doch das Fazit kurz vor der Sieger-Kür kann nur ein ernüchterndes sein.

Eines muss nach den vergangenen 14 Tagen Dschungelcamp leider festgehalten werden: Dirk Bach hinterließ eine Leerstelle, die nicht mehr gefüllt werden kann. Der überraschende Tod des langjährigen Co-Moderators von Ich bin ein Star – Holt mich hier raus hat die Präsentation der besten deutschen Fernsehshow merklich verändert. Zwar fand dessen Nachfolger Daniel Hartwich von Tag zu Tag mehr in seine Rolle als neuer Stichwortgeber von Sonja Zietlow, seine jedoch recht gewöhnliche Moderationsart verdeutlichte umso mehr, warum das Duo Bach/Zietlow das deutsche Fernsehen einmal konkurrenzlos anführte – und was der Sendung nun fehlt. Hartwichs Interpretation der (nach wie vor brillanten) Autorentexte geriet zuweilen einfallslos, möglicherweise im Versuch, es Bach ganz bewusst nicht nachzumachen, und konnte der mitunter allzu harschen Kälte Zietlows auch keine augenzwinkernde Liebenswürdigkeit entgegenstellen. So zeigte sich die diesjährige Moderation des Dschungelcamps zynischer denn je, nicht immer treffsicher und auch weniger souverän in der süffisant-cleveren Häme gegen die Kandidaten und wie gewohnt auch gegen die Show selbst.

Von der Drag- zur Dschungelqueen
Über sie hatte natürlich halb Mediendeutschland wieder einmal was zu sagen. „Ich bin kein Star – lasst mich hier rein“, benannte Désirée Nick die Show um, als einen „Charaktertest der Teilnehmer, etwa wie bei der FDP“ empfand Stern-Autor Hans-Ulrich Jörges die diesjährige Camp-Situation. „Ich bin manchmal ein bisschen beschämt, finde es aber einfach wahnsinnig unterhaltsam“, gestand Ex-Super-Nanny Katharina Saalfrank, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wiederum ließ lediglich seine Anwälte sprechen. Er war nicht erfreut über eine Äußerung der bereits früh als Dschungelqueen gehandelten Travestiekünstlerin Olivia Jones, die im Camp eine flapsige Bemerkung bezüglich eines angeblichen Techtelmechtels mit ihm machte. Die Hamburgerin (bürgerlicher Name: Oliver Knöbel) schien schon vor ihrem Einzug ins australische Bettenlager unter freiem Himmel als Favoritin auf den Titel zu gelten, obwohl sie im Dschungelcamp gleich in mehrfacher Hinsicht keine gute Figur machte. Oder, wie es moviepilot-Nutzer Tautou treffend formulierte: „Die hat es natürlich einfach, sie ist die einzige, die zwei Masken fallen lassen muss.“

Eine Allianz mit dem absolut Bösen
Dass der Devil in Miss Jones sich bereits nach wenigen Tagen Bahn brach und zu heiteren Lästerattacken führte, war so absehbar wie zum Teil erfreulich – verbales Gestänker gehört zum Dschungelcamp wie der Känguruhoden auf den Teller. Doch Olivia entschied sich bedauerlicherweise zügig für eine Allianz mit dem absolut Bösen, einem geradezu fatal falschen Umgang. So teilte sie gehässigen Gossip in erster Linie mit ihrer Camp-Schwester Iris Klein, der Mutter von Daniela Katzenberger, und formierte eine Wand der Boshaftigkeit gegen harmlose Dschungelkolleginnen wie Allegra Curtis. Die Katzenberger-Mutter verwandelte das Camp während ihrer viel zu langen Aufenthaltszeit in eine bodenlose Nullniveauschau und rückte die Sendung erstmals in ihrer langjährigen Geschichte tatsächlich in die Nähe geistloser Reality-TV-Formate wie Big Brother, deren Container sie zuvor ebenfalls schon einmal bewohnte – wie im Übrigen auch Olivia Jones.

Iris Klein versus Allegra Curtis
Mit der Verpflichtung von Iris Klein, der selbst mit viel gutem Willen nicht einmal eine Fünftelprominenz unterstellt werden kann, tat sich das diesjährige Dschungelcamp keinen Gefallen. Ihr Habitus war kaum zu ertragen, ihre empathie- und (eben gerade auch) witzfreien Zankeskapaden erinnerten mehr an Frauentausch als an das eigentlich tiefsinnigste Format des deutschen Fernsehens. So zwang ihr permanenter Bauernsprech („Sie ist nichts besseres wie mir.“) den Zuschauer zwangsläufig zur Solidarisierung mit Allegra Curtis, der problemgebeutelten Tochter des legendären Tony Curtis, die sich überwiegend ungerechtfertigten Angriffen ausgesetzt sehen musste („Sie ist eine böse Frau – Fuck her!“). Dass die Tochter prominenter Eltern (ihre Mutter ist die österreichisch-deutsche Schauspielerin Christine Kaufmann) an einem Vaterkomplex leidet, wurde – leider – über Gebühr auch von Seiten der Sendung hämisch kommentiert, dabei ist eines doch sicher: Jede Aussage selbst noch einer Cousine einer Freundin einer Tochter von Tony Curtis hätte mehr Relevanz als irgendeine Bemerkung von Iris Klein, der Mutter einer augenbrauentätowierten VOX-Blondine.

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