Dschungelcamp 2014 - Larissa, die Dschungelkönigin

24.01.2014 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Dschungelcamp 2014
RTL / Stefan Menne
Dschungelcamp 2014
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Halbzeit im australischen Dschungel! Der Wendler ist längst geflüchtet, Winfried Glatzeder spuckt beim Fluchen – und Larissa Marolt hat sich schon jetzt mindestens die Krone der Herzen gesichert. Diese achte Staffel Dschungelcamp ist ein Triumph.

Bereits der Auftakt am vergangenen Freitag ließ erahnen, dass diese achte Staffel Ich bin ein Star – Holt mich hier raus nicht nur zwei großartige Fernsehwochen garantieren würde (denn das war ohnehin klar). Sondern vielleicht sogar tatsächlich – und endlich – auch an ihren eigens gesetzten Meilenstein heranreichen könnte. Anders als es das üblicherweise noch leicht zähe Kennlernprozedere, das vorsichtige Herantasten und Grenzenabstecken für gewöhnlich zulässt, setzte schon der Einzug ins Dschungelcamp kritische Dynamiken frei. Schien sich bereits innerhalb weniger Stunden ein verheißungsvolles Sequel zur fünften Staffel abzuzeichnen, für das nun Winfried Glatzeder in die Rolle seines Vorgängers Mathieu Carrière schlüpfen – und GNTM-Kandidatin Larissa Marolt das Erbe von Sarah Knappik antreten würde. „In Zukunft lese ich mir den Vertrag durch, bevor ich bei etwas mitmache“, ließ das österreichische Model auf den Spuren von Lee Strasberg gleich zu Beginn verkünden. Nicht ahnen könnend, welch professionelle Probe der Nachwuchsschauspielerin erst einmal droht, sobald ihr die fast 50-jährige Film- und Bühnenerfahrung eines zur Grande Dschungelhexe erhobenen DEFA-Altstars entgegenschlägt. Dschungelcamp 2014 – die Legende von Winnie und Larissa.

Empathisches Fernsehen, nicht blanker Voyeurismus
Einmal mehr schenkt das Dschungelcamp dem Publikum die Gelegenheit zu großem analytischen Fernsehen. Im Zwei-Parteien-Konflikt dieser nun zur Halbzeit beinahe nicht mehr begreifbar-tollen achten Staffel bündeln sich die menschlichen Extreme abermals zu einem Verhaltensexperiment, das über delegiertes Genießen weit hinausgeht. Nicht nur erfreuen wir Dschungelexegeten, wir für grandioses deutsches Fernsehen dankbaren Zuschauer uns einfach an vergnüglichen Zickenkriegen, sich selbst vorführendem Celebrity-Gossip und leidvollen Ekelprüfungen. Nein, wir stehen das gemeinsam mit diesen Menschen durch, wir blicken hin und wenden uns ab, wir lieben und wir hassen sie, wir fühlen den Dschungel. Empathisches Fernsehen, nicht etwa nur blanker Voyeurismus. Begeisterung und Fremdscham mögen hier genauso dicht beieinander liegen wie Faszination und Überdruss, aber die Kandidaten, sie sind nicht nur Freaks, nicht nur von uns Schaulustigen belächelte Abstiegspromis, sondern mindestens so sehr Probanden wie auch Protagonisten, denen unser ganzes Mitgefühl gehört.

Die Dschungelkönigin der Herzen
Wenn die im Vorfeld also auf egomanische Modelallüren, weltfremde Ansichten vom Leben und mutmaßlich geistesgestörtes Benehmen hin gecastete Larissa Marolt dann auch ihre bestellte Show abliefert, ist das Resultat erstaunlich: Obwohl ihre Mitbewohner im Dschungelcamp es besser wissen müssten, verzweifeln sie demonstrativ an ihr. Obwohl über eine solche Performance ganz Mediendeutschland spricht, befürchten Politiker, sie schade gar dem Tourismus. Und obwohl jedem Zuschauer klar sein sollte, wie unschätzbar wertvoll eine die Normativität derart sabotierende Persönlichkeit in diesem Format ist, scheint sie doch großen Publikumshass – statt unendliche Freude – zu generieren. Dabei ist das österreichische Model in ihren verwirrten Selbstbekenntnissen und all der rätselhaften Verzweiflung am ganzen Format, gleichwohl stets unklar bleibt, ob wir hier die Geburt eines makellosen Schauspielhandwerkes oder tatsächlich pures Unbewusstsein erleben dürfen, ein unersetzlicher Antriebsmotor. Der Schlüssel zum Verständnis. Die Dschungelkönigin der Herzen, das nun sowieso.

Eine Agentin der Aufrichtigkeit
Denn wie schon ihrer geistigen Vorläuferin Sarah Knappik („What happens when we break?“) scheint es auch Larissa durch (un-)gezielten Wahnsinn zu gelingen, die Masken ihrer Lagerfeuerkumpanen nicht nur fallen zu lassen, sondern sie ihnen sogar passiv vom Gesicht zu kratzen. Als eine Agentin der Aufrichtigkeit, bei der alles Falsche zum Richtigen führt. Schön beispielsweise, wie die Larissa-Show ganz nebenher die berechnenden Langweiler und werbeversuchten Co-Insassen entweder in die Unsichtbarkeit oder gleich ganz aus dem Dschungelcamp zwängt. Wie sie also den arg planmäßig auftretenden Jochen Bendel und seine Stiefonkelratschläge vollkommen wirkungslos macht. Wie sie dem sich grandios verkalkulierten Michael Wendler so sehr alle Aufmerksamkeit stiehlt, dass dieser sich unrühmlich nach wenigen Tagen aus der Sendung verabschieden muss (und weil auch sein tapferes „Grenzwalking“ ihm nicht die Angst vor einer „Keimvergiftung“ zu nehmen imstande war). Oder wie sie die Bachelor- und Ex-Pornodarstellerin Melanie Müller ganz heimlich, vielleicht sogar ganz ungewollt als unentwegt krakeelende Pomeranze dastehen lässt, obwohl diese sich eigentlich mit ostdeutschem Charme und klarer Kante hartnäckig als gute Seele des Camps behaupten wollte.

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