Eignet sich The Last of Us für eine Verfilmung?

03.12.2013 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Reaktion vieler Spieler, wenn es um Videospieladaptionen geht
Sony
Die Reaktion vieler Spieler, wenn es um Videospieladaptionen geht
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Sony hat sich die Domain für einen The Last of Us-Film gesichert. Aber ist das Spiel nicht eigentlich zu filmisch, um zum Film zu werden? Zeit für eine neue Runde: Sollten Videospiele adaptiert werden?

In der vergangenen Woche erschütterte die Nachricht, dass Sony die Domain für eine Adaption von The Last of Us registrierte, was bedeutet, dass eine weitere Videospielverfilmung ihren Weg ins Kino oder zumindest den Adaptions-Limbus finden könnte. Zudem startet so eine neue Runde der allseits beliebten Diskussion “Sollten Videospiele überhaupt verfilmt werden?”, die jedes Mal losgetreten wird, wenn beide Medien in einem Satz erwähnt werden.

Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass es eine Frage ist, die sich nicht ganz einfach beantworten lässt. Bisher lässt die große Videospielverfilmung, die sich auf eine Ebene mit großartigen Literaturadaptionen wie Fight Club, Blade Runner oder Einer flog über das Kuckucksnest setzen lässt, noch auf sich warten. Von grausam (Super Mario Bros.) über erträglich (Hitman – Jeder stirbt alleine) bis ganz in Ordnung (Resident Evil) sind wir schon allerhand Variationen begegnet, nur eine rundum gelungene Umsetzung, die Publikum und Kritiker begeistern kann, wollte sich noch nicht zeigen.

Könnte sich das mit The Last of Us ändern? Der emotionale Survival-Titel von Uncharted-Entwickler Naughty Dog hat im Prinzip alles, was ein guter Hollywood-Blockbuster mitbringen müsste: eine intelligente Geschichte, faszinierende Charaktere, eine spannende Welt und fesselnde Action.

The Last of Us handelt von einem postapokalyptischen Amerika, das vor Jahren von einer Pandemie heimgesucht wurde. Eine besonders aggressive Form des Cordyceps-Pilzes hat den Großteil der Menschheit befallen und getötet oder in aggressive Infizierte verwandelt, die nur vom Drang getrieben werden, die Infektion weiter zu verbreiten. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr und die wenigen Überlebenden versuchen entweder in einem gefährlichen Ödland zu überstehen oder leben in Quarantänezonen, die vom Militär kontrolliert werden. Unter ihnen ist der verbitterte Schmuggler Joel, der eines Tages an die 14-jährige Ellie gerät, die er aus einer der verbleibenden Städte und einer mysteriösen Gruppe namens Fireflies bringen soll. Neben den Infizierten muss sich das ungleiche Gespann außerdem jeder Menge menschlicher Feinde erwehren, denn in Tradition der besten postapokalyptischen Geschichten erinnert The Last of Us ganz im Sinne von Zombie-Urvater George A. Romero daran, dass es nicht unbedingt die Untoten und Infizierten sind, die wir nach dem Ende Welt am meisten fürchten sollten.

Mit ihrer bedenklich realistischen Postapokalypse gelang Naughty Dog ein emotionales und intelligentes Meisterwerk, das schon kurz nach seinem Erscheinen als “Citizen Kane der Videospiele” bezeichnet wurde und Gameplay und Narration in nahezu perfekter Symbiose verband.

Einer der Hauptkritikpunkte an Videospieladaptionen war lange Zeit, dass sich die Handlung des Materials nicht für Umsetzungen auf die große Leinwand anbieten würde, weil es schlicht zu wenig davon gab – nicht, dass es Hollywood davon abgehalten hätte, es zu versuchen, wie uns Street Fighter: The Legend of Chun-Li und Doom – Der Film zeigten. Die Zeiten, in denen die Interaktivität des Mediums als Ausrede für schwache Geschichten und Charaktere diente, gehören aber langsam der Vergangenheit an. Das Storytelling in Spielen durchlebt seit einiger Zeit eine Evolution, die sich von Indie Games bis AAA-Blockbustern erstreckt und beweist, dass spannendes Gameplay und intelligente Handlung sich nicht gegenseitig ausschließen müssen.

Während BioShock Infinite, The Last of Us und Tomb Raider durchaus spaßig zu spielen sind, sind es allem voran Figuren und Narration, die uns gefangen halten und vergessen lassen, dass wir gerade zum x-ten Mal Gegner niederstrecken müssen. In Fällen wie Heavy Rain und Beyond: Two Souls steht die eigentliche Handlung eindeutig über dem Gameplay, das so minimalistisch ist, dass wir darüber streiten können, ob wir es nicht doch mit spielbaren Filmen zu tun haben. Genau hier könnte das Problem liegen, das eine Umsetzung von Spielen wie The Last of Us kompliziert oder gar zum Scheitern verurteilt: Sie sind bereits so filmisch aufgebaut als handle es sich um einen Film.

Zugegeben, im Fall von The Last of Us ist das Gameplay nicht so untergeordnet wie bei den eben genannten Titeln von Quantic Dream, trotzdem fügen sich die Cutscenes des Spiels schon fast zu einem eigenen Film zusammen. Wer keinen Wert auf Fotorealismus und reale Schauspieler legt und rund sechs Stunden Zeit hat, kann sich The Last of Us – Der Film bereits ansehen, ohne eine Konsole besitzen oder einen Controller anfassen zu müssen.

Die fast filmische Anmutung von Spielen wie The Last of Us, Heavy Rain oder auch Uncharted wirft allerdings die Frage auf, ob eine Leinwandumsetzung in bestimmten Fällen überhaupt nötig oder sinnvoll ist. Die Entwickler bieten uns hier nahezu spielbare Filme, die qualitativ an Hollywoodproduktionen heranreichen und trotzdem den Bonus der Interaktivität verbuchen können, den Spieler so schätzen. Aber werden Videospielverfilmungen überhaupt für Spieler gemacht? Oder dienen sie eher dazu, eine Idee einem neuen Publikum nahezubringen? Egal wie filmisch ein Spiel ist, nicht jeder Filmfan ist bereit, sich mit dem anderen Medium auseinanderzusetzen, um eine bestimmte Geschichte zu erleben, egal ob sie es wert ist oder nicht. Für sie könnte eine Leinwandumsetzung von The Last of Us Sinn ergeben, Fans des Survival-Action-Spiels dürften hingegen wahrscheinlich wenig von einer heruntergebrochenen und gekürzten Version des Titels haben.

Letztlich heißt es erst einmal abzuwarten, denn nur weil eine Domain registriert wurde, heißt das nicht, dass wir bald zu The Last of Us – Der Film ins Kino pilgern können. Es könnte sich lediglich um eine Schutzmaßnahme Sonys handeln, die nicht bedeutet, dass ein Film überhaupt aktiv im Gespräch ist. Und selbst wenn das der Fall wäre, könnte The Last of Us auch den Weg von Uncharted gehen, der seit Jahren in der Produktionshölle steckt. Ob das nun gut ist oder nicht, lassen wir einfach mal dahingestellt.

Würdet ihr gerne einen The Last of Us-Film sehen oder sind manche Spiele wirklich zu filmisch, um zu Filmen zu werden?

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