Ein bißchen wenig Mord am Sonntag

19.10.2009 - 07:15 Uhr
Tatort. Um jeden Preis
ARD/BR
Tatort. Um jeden Preis
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Nix Neu’s os Minga: Schwule Journalisten, zwielichtige Gewerkschafter und Münchner Amigos machten den Kommissaren Leitmayr und Batic das Leben schwer und sorgten für einen wieder mal gelungenen Krimiabend.

Manchmal überrascht die Anzahl alter Freunde und Studienkollegen, denen die bayerischen Ermittler bei ihrer Arbeit über den Weg laufen. Auch diesmal kennt Batic den Hauptverdächtigen, den idealistischen, smarten Gewerkschaftler Greedinger – ein alter Freund aus Kindertagen. Vielleicht sollte es den Kommissaren langsam zu denken geben, dass anscheinend jeder aus ihrem sozialen Umfeld früher oder später in den Fokus ihrer Ermittlungen gerät.

Foto-Show: “Tatort: Um jeden Preis”

Der scheinbare Selbstmord des schwulen Enthüllungsjournalisten Rainer Truss, mit dem Greedinger-Kontakt hatte, entpuppte sich dennoch bald als spannender Einblick in die korrupte Welt von Gewerkschaften und Wirtschaft. Dabei ging es nicht um schlichte Schwarz-Weiß-Zeichnung, sondern durchaus um einen differenzierteren Blick auf den schwierigen Spagat zwischen Idealismus und Realpolitik. Natürlich hat niemand eine saubere Weste und natürlich wird die Freundschaft zwischen Batic und Greedinger auf eine harte Probe gestellt. Natürlich gibt es auch Spannungen zwischen Leitmayr und Batic, weil letzterer lange versucht seinen Jugendfreund aus den Ermittlungen herauszuhalten.

Das sind natürlich Allgemeinplätze, genau wie sich Luca Panini – der diesmalige Ersatz für den lang ausgeschiedenen Kollegen Carlo – wieder einmal als sympathische komische Nebenrolle entpuppte. Nix Neues aus München. Aber im Grunde sind es ja auch die lieb gewonnenen Eigenheiten, die die Münchner zum Garant für solide Krimiabende machen. Die Chemie stimmt einfach, die Zickereien zwischen Ivo und Franz, die ambivalente Haltung zur Boulevard-Presse, die Plänkeleien mit den Vorgesetzten, wenn sie versuchen ein Hintertürchen auszuhandeln, nachdem der Mordfall vorschnell abgeschlossen werden soll.

Das Drehbuch von Christian Jeltsch, dem die Detailverliebtheit und der Rechercheaufwand im Gewerkschaftermillieu anzumerken war, schafft es bei aller Gemütlichkeit immer noch einige Finten zu schlagen und bis zum Schluss Zweifel daran zu lassen, ob der Journalist nicht doch umgebracht wurde.

Dass es doch Selbstmord war, stellt sich am Ende heraus, doch unschuldig ist Greedinger nicht. Er hatte das Vertrauen und die Zuneigung des Journalisten ausgenutzt, hatte ihn verraten, was diesen schließlich in den Selbstmord trieb. Greedingers Vater, der den letzten Anruf von Truss mitbekam, versuchte seinen Sohn zu schützen und Beweise zu vernichten. Ganz unschuldig blieb niemand, auch wenn jeder einen nachvollziehbaren Grund für sein Handeln hatte.

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