Ein Herz & eine Seele – Ekel Alfred & die Kuh

08.03.2011 - 08:50 Uhr
Ein Herz und eine Seele
WDR
Ein Herz und eine Seele
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“Willy wähl’n! Willy wähl’n! Norwegische Emigrantenkanzler sind die besten!” Keiner konnte sich so (un-)charmant zu politischen Themen und Personen äußern wie Alfred Tetzlaff. In 25 Episoden verbreitete er Parolen, die jenseits von Gut und Böse waren.

Die 1970er Jahre waren eine Zeit des Wandels, das politische Klima hatte sich geändert, die Fernsehlandschaft war davon jedoch noch weitestgehend unberührt. Auf Grundlage der amerikanischen Sitcom All in the Family, die auf der britischen Serie Till Death Us Do Part basierte, schuf der Autor Wolfgang Menge dann jedoch die bissige Satire Ein Herz und eine Seele – und traf damit genau den Nerv der Zeit. Nicht nur die äußerst humorige Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Umständen und die überspitzte Darstellung familiären Zusammenlebens in der damaligen Zeit verhalfen der Serie zu großer Popularität, die bis heute anhält. Auch die Figuren waren auf ihre Art liebenswert und auf jeden Fall einzigartig. Ekel Alfred beleidigte seine Gattin, seine Tochter, seinen Schwiegersohn und sonstige Leute, die ihm vor die Berliner Schnauze kamen. Und dieser spießige Choleriker bereitete und bereitet Millionen Zuschauern viel Freude.

Der Hauptcharakter Alfred (Heinz Schubert), ein wahres Ekel, ist ein Kleinbürger im wahrsten Sinne: seine Statur und sein Auftreten haben napoleonische Züge, seinen mangelhaften Wuchs versucht er durch bestimmtes Gebaren auszugleichen. Dabei fehlt ihm jedoch nebst Bildung auch ein ausgeglichenes Gemüt, was den Hausherren ein ums andere Mal explodieren lässt. Opfer seiner Ausraster sind entweder seine Ehefrau Else (Elisabeth Wiedemann), die er des Öfteren als “dusselige Kuh” bezeichnet, was nicht unwesentlich mit Elses naivem Verhalten zusammenhängt, seine Tochter Rita (Hildegard Krekel), die der Spießer Alfred für missraten hält, oder deren Gatte Michael (Diether Krebs), ein politisch linksstehender, langhaariger Ostdeutscher, der sich immer wieder mit Alfred auf Diskussionen über das Weltgeschehen einlässt und sich deswegen von ihm als “Sozi”, “kommunistischer Drecksack” oder “Komsomolze” beschimpfen lassen muss.

Die einfachen Lebensumstände gepaart mit einer sehr eigenen Sicht auf Politik und Gesellschaft gaben der Serie eine ganz besondere Note, die so nie wieder erreicht werden sollte. Doch auch für Sitcoms typische Elemente brachte Ein Herz und eine Seele nach Deutschland. Das kleine Setting, das Tempo, auch die ironische (und manchmal zotige) Art der Witze, und, nicht zu vergessen, die Verbreitung des Running Gag gehen zu großen Teilen auf das Konto der Kultserie. Haben wir uns nicht alle mal gefragt, wie zum Teufel die Nachbarin Frau Suhrbier aussieht?

Auch wenn die 2. Staffel etwas an Schwung verlor und der Ausstieg von Elisabeth Wiedemann und Diether Krebs durch das Engagement von Helga Feddersen als Else und Klaus Dahlen als Michael nur halbwegs aufgefangen werden konnte, gehört Ein Herz und eine Seele retrospektiv betrachtet zu den bedeutendsten Formaten, die jemals im deutschen Fernsehen gesendet wurden. Mit Mut, Witz und Chuzpe schafften Ekel Alfred und Co. es, sich in die Herzen der Bevölkerung zu streiten und haben dort seit Jahrzehnten einen festen Platz.

Und was haltet ihr von Ein Herz und eine Seele? Wer ist euer Lieblingscharakter, welche Episode mögt ihr am meisten, gibt es Sprüche, die sich euch eingebrannt haben? Eure Meinung ist gefragt!


Dieser Text stammt von unserem User Nils Pape, der den meisten wohl besser unter dem Namen Guggenheim bekannt sein dürfte. Wer ebenfalls Text-Ideen oder bereits was aufgeschrieben hat, wende sich an ines[@]moviepilot.de.

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