Ein Moin Moin vom Kreuz-und-Quereinsteiger

05.01.2015 - 17:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Darjeeling Limited
20th Century Fox Germany
The Darjeeling Limited
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Warum du kein Connaisseur sein musst, um über Filme schreiben zu können und wie du dennoch so tust, als seist du einer, erfährst du hier.

Ich heiße Peter, und damit geht es schon los. Wer zwei Namen bekommt und sich einen aussuchen muss, wird nie eine geradlinige Karriere bestreiten, so viel ist klar. Aus dem eigentlichen Jens Peter wurde also ein junger Bursche, der stets seinen Lehrern erklären musste, es sei ein Doppelname, nicht zusammen geschrieben, ohne Bindestrich, und nein, Jens ist nicht ok.

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Nähe Bremens gab es kaum eine Chance für mich, Film-Liebhaber zu werden. Das nächstgelegene Kino zeigte nur zwei verschiedene Blockbuster über einen Zeitraum von sechs Monaten und die DVD-Sammlung meiner Eltern stellte sich als zu spezifisch heraus. Deutsche Krimis und die Woody Allen-Collection waren eben nichts für meine Altersklasse. So kam ich nicht umhin, die wenigen Filme, die ich meinen älteren Geschwistern abluchsen konnte, wieder und wieder zu schauen. Hierunter eine mehr als bunte Auswahl wie American Pie präsentiert: Die nächste Generation, Wer früher stirbt, ist länger tot oder Die fetten Jahre sind vorbei, welche ich heute noch mindestens auswendig, wenn nicht sogar rückwärts in einer Fremdsprache neu synchronisieren kann. Allesamt waren sie für meine damalige Reife sowohl unverständlich als auch ungeeignet. Spaß hatte ich dennoch.

Zwar entwickelte ich mit der Zeit mehr und mehr einen eigenen Geschmack, doch der eigentliche Fan in mir zeigte sich erst mit 18 Jahren nach Beendigen der Schule. Während eines Jahres Englisch-Lernens in London entdeckte ich um die Ecke ein Kino, das jeden Dienstag besonders billig zu besuchen war. Das Resultat war ein allwöchentlicher Film-Abend, bei dem ich lernte, genauer zwischen Werken, die ich für gut (Drive) und schlecht (Cosmopolis) befinde, zu unterscheiden. Damals fing ich auch an, über die gesehenen Filme zu schreiben und sie kritisch zu analysieren. Gleichzeitig wurde mir jedoch klar, dass ich kein Genre bevorzuge, sondern jeglichen Stil genießen kann und nur unter den Regisseuren Favoriten wähle. Einen Wes Anderson und einen Guy Ritchie kann man eben nur mit sich selbst vergleichen.

Das Interesse war also geweckt, doch anscheinend schwand schon kurz nachdem ich meinen Namen wählte, die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Wie geht es weiter? Irgendwas mit Medien, soviel war klar. Der Rest war mir zu spezifisch. So verbrachte ich zwei Jahre in Hamburg, studierte an der Hochschule und tingelte zwischen den Interessensfeldern Musik, Film, Kunst, Schreiben und Sport hin und her und verkaufte nebenbei meine Seele an diverse Marketing-Unternehmen. Hauptsache, die Freizeit konnte in lauten Techno-Clubs oder kuscheligen Indie-Kinos verbracht werden. So ging es auch beim zweiten Aufenthalt in England weiter, diesmal in Manchester. Die Filme waren nun alle auf Englisch und kamen früher raus - ein Traum für jeden Kinogänger.

Nebenher ratterte ich über die Jahre durch die Top 250 der IMDb und diskutierte mit Freunden über Klassiker und Arthaus-Filme, stets darauf bedacht, als alter Hipster eine andere Meinung zu haben. Still und heimlich schlich ich mich jedoch auch in unumgängliche Filme wie Marvel's The Avengers oder The Dark Knight Rises und versuchte, besonders kritisch zu sein. Christopher Nolan vergöttere ich dennoch. Das soll nur niemand wissen.

Und nun ist es endlich so weit, der einstige Traum eines jungen, aufstrebenden Kultur-Journalisten geht in Erfüllung. Für drei Monate werde ich in der moviepilot-Redaktion sitzen und in die Tasten hauen. Im Klartext: Filme gucken, Texte schreiben und jede Menge klugscheißen. Hell Yeah!

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