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Eine Ode an die Nostalgie

17.01.2015 - 17:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Dreamworks, Turbine, Warner Bros, Constantin Film, Kaze; Bild von Martin Oberndorf
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Obwohl ich mit meinen 18 Jahren gerade erst anfange, im Leben zu stehen, denke ich oft, oft zurück an die Medien meiner Kindheit. Warum? Soviel Nostalgie kann er doch gar nicht fühlen! Es folgt eine kleine Aufzählung schöner Nostalgiemomente...

Gestern kam ein Amazonpaket an, wie das schon seit Jahren Brauch in meiner Wohnung ist. In den meisten Fällen ist der Inhalt dieser kartonigen Quader für mich bestimmt, und trägt gut dazu bei, die Filmindustrie am Leben zu erhalten. Doch diesmal habe ich mich besonders stark darauf gefreut auf das, was da auf mich wartet. Was war in dem Packerl? Was schlummert dort drin?

Neben der üblichen Ladung an Filmen für's private Heimkino (in diesem Fall In 80 Tagen um die Welt und Versuchung auf 809) freute ich mich vor allem auf eine mittelgroße, stabile gelbe Box aus dickem Karton, die mir auch (in Plastikfolie eingewickelt) beim Öffnen sofort entgegen sprang. Es war die Komplettbox der Biber Brüder mit allen 62 Episoden. Eine überaus schöne Edition, mit einigen Goodies, aber vor allem zum ersten Mal auf DVD erhältlich. Für diejenigen, die mit der Serie nicht vertraut sind; es geht um die Biber-Brüder Norb und Dagget, der eine quirlig und cholerisch, der andere cool und etwas überheblich, die zusammenleben und den Alltag überwältigen müssen. Dass ich die Serie das letzte Mal gesehen habe als ich noch regelmäßig Super RTL schaute und mit den Sendungen noch etwas anfangen konnte (das aktuelle Programm überlasse ich gerne der Generation nach mir), ist sicher gut 10 Jahre her. Und mann, hab ich die als Kind geliebt. Musste jeden Nachmittag nach der Schule sein. (Hier auch noch ein dickes fettes DANKE an Turbine, die eine Menge jahrelang nicht erhältlicher 90s und 00s Cartoons in Komplettboxen veröffentlichten. CatDog wird sicher auch noch in meine Collection wandern, die anderen habe ich nie gesehen, oder kaum Bezug dazu).

Natürlich musste ich vor dem Schlafengehen noch zumindest die erste Folge anschauen. Jawohl. Ich bin richtig glücklich darüber, mir die Serie endlich wieder ansehen zu können. Es ist dieses Kribbeln, nach so vielen Jahren endlich wieder die Erinnerungen abrufen zu können, die mit der Zeit immer mehr ins Unterbewusstsein gerückt sind. Die Melodie des Hauptmenüs sagte mir zwar noch nichts - die läuft nämlich normalerweise in den Credits, und die waren auf Super RTL immer weggelassen worden - aber sobald ich den Play-Button drückte, dauerte es keine Sekunde, bis mir wieder Millionen von schönen Eindrücken in den Kopf sausten - der Titelsong begann. Ich habe jahrelang nicht mehr an diese Musik gedacht, und doch wusste ich schon ab dem ersten Ton, wie er weitergehen wird. Kurios, nicht wahr? Dann hatte ich noch folgendes Glück: Es gibt 2 Folgen, an die ich mich besonders gut erinnern konnte, da ich sie so witzig fand und eine davon ist gleich die erste. Die, in der Dag und Norb die Nacht durchmachen wollen. Und auf eine Zeile wartete ich schon, im TV, als sie sich den Horrorfilm ansehen: "Doktor, was haben wir da geschaffen?" "Eine überdimensionale Milz mit Daumen!" Wunderbar. Vor allem verstehe ich jetzt die Parodie auf trashige Horrorfilme. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die Serie, sobald Folgen kommen, die ich noch nicht kenne, ebenfalls noch klasse ist, da sie genau meinen Humor trifft.

Erlebnisse wie diese gehören mit zu den schönsten, die ich mit Filmen und Serien haben kann. Aber das ist kein Einzelfall. Oftmals dauert es Jahre, bis ich endlich mal in den Genuss komme, mir meine schönsten Kindheitserinnerungen mit bewegten Bildern wieder ansehen zu können, da diese Sendungen zumeist weder auf DVD erhältlich sind noch im TV ausgestrahlt werden. Und dabei kommt es ganz oft zu solchen Erfahrungen. Da ich mir Filme und Episoden selten nur einmal angesehen habe, sondern sie süchtig, wie ich war, einfach exzessiv immer wieder, haben sich oft sogar der genaue Tonfall oder der minimalistischste Hintergrundsoundtrack ins Unterbewusstsein eingebrannt - und nun fällt mir nach und nach alles ein, was als nächstes passieren würde, und auch, was ich damals fühlte. Das alles, obwohl oftmals ein Jahrzehnt seit der letzten Sichtung vergangen ist und ich nicht einmal nur einen Moment daran gedacht habe. Ich finde sowas klasse. Da bekommt man eine ganz enge Bindung zur Materie.

Nichtsdestotrotz entdecke ich ganz oft auch neue Seiten und Qualitäten an diesen Serien und Filmen. Digimon 02, die zweite Serie im Digimon-Universum, hatte eine Vielzahl an emotionalen und traurigen Moment, die teils - glaubt es oder nicht - psychologischer oder philosophischer Natur waren. Es ging um Schuld, Vergangenheitsbewältigung, Depression, Identitätskrisen, Bewältigung eines Todes einer nahestehenden Person, generell Auseinandersetzung mit dem Tod, ethische Themen wie die Frage, wann und ob es vertretbar ist, zu töten, und ob man das Leben überhaupt wert ist, wenn man nur damit unzufrieden ist. Eigentlich eine tieftraurige, komplexe und drastische Serie. Aber all das ging als Kind teilweise an mir vorbei. Dunkle und düstere Charaktere mochte ich zwar am Liebsten, aber ich war mir freilich nicht bewusst, wie tiefsitzend ihre Probleme doch sind. Das sind Elemente, die ich erst heute richtig reflektieren kann. Damals fand ich die Animationen cool, liebte den Soundtrack und lachte über den Humor. Daran hat sich auch bei der jetzigen Sichtung nichts geändert, all das gefiel mir immer noch sehr, und auch diese nostalgische Note (zumal Digimon auch auf veraltete Technologie um die Jahrtausendwende setzt) ist vorhanden - aber trotzdem begreife und sehe ich tiefgehender.

Und auch Disneyfilme wie Mulan, der definitiv einer meiner liebsten Filme aus dem Hause Disney war - obwohl ich Disney leider nur in seltensten Fällen so extrem gesuchtet habe - hat mittlerweile eine wunderbare Überarbeitung meiner Sichtweise erhalten. Zum Einen ist der ein pures nostalgisches Fest, bei dem ich mir mal wieder jeden einzelnen Satz über all diese Jahre gemerkt hat, mit immer noch einem der besten Soundtracks überhaupt, zum Anderen sehe ich aber auch eine grandiose Möglichkeit, Kindern Gleichberechtigung und Feminismus nahezubringen. So ist Mulan durchaus eine heldenhafte und starke Identifikationsfigur, die sich nicht anpassen will. Mir gefallen beide Sichtweisen auf das Werk sehr gut, und je nachdem, wieviel ich darüber nachdenken will, ist der Film entweder eine tolle Kindheitserinnerung oder ein Streifen mit Hintergrund und Message.

Einen Sonderfall stellen Filme dar, die ich seit frühesten Kindertagen kenne, aber in regelmäßigen Abständen sehe. Prominentestes Beispiel: Harry Potter. Bis auf den Feuerkelch, den ich auch Zeitgründen verpasst habe, habe ich alle Teile im Kino gesehen, und sobald sie auf DVD erschienen sind, jedes Jahr mindestens einmal angeschaut. Die DVD oben im Bild ist somit die älteste in meiner Sammlung - sie ist etwa 13 Jahre alt und ständig in Gebrauch. Bin gespannt, wie lange sie das noch überlebt. Diese Filme haben einen sehr starken ideellen Wert, und sind auch schon Tradition bei mir und meiner Familie. Dazu gehört etwa auch Findet Nemo. Das sind dann Filme, die seit der ersten Sichtung, die in jedem Fall für mein Alter schon lange zurückliegt, immer präsent waren und es hoffentlich auch immer bleiben werden. Sie nutzen sich nicht ab, und haben ebenfalls einen Nostalgiefaktor, dieser äußert sich jedoch anders, nämlich, indem sie eine gewisse wohlige Wärme und das Gefühl von "Zuhause" vermitteln. Ein wunderbares Gefühl, welches ich nicht missen will.

So... ich könnte jetzt noch weiter darüber philosophieren, warum Nostalgie eine unfassbar schöne, sentimentale Emotion ist, bei der einem das Herz aufgeht, und das innere Kind mit der erwachsenen oder jungendlichen Person an der Oberfläche Hand in Hand - oder bei mir eher Hand in Pfote, oder Pfote in Pfote - friedlich spaziert und sich des Lebens freut. Ein schöner Gedanke.

Also... zu guter Letzt noch die Frage:

Wo werdet ihr immer ganz nostalgisch und sentimental? Welche Kindheitserinnerungen mit bewegten Bildern (oder Musik, wenn ihr da was habt) sind die schönsten, und wie äußert sich das? Habt ihr auch eine ganz besonders enge Bindung zu einem Film oder einer Serie, oder habt ihr nach Jahren mal wieder etwas gesehen, was euch sofort in die vergangene Zeit versetzt hat?

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