Ende & aus - Weltuntergangsgenerve im TV

22.12.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Volle Kanne Apokalypse
Sony/moviepilot
Volle Kanne Apokalypse
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Nerv, nerv, nerv. Vieles nervt. Manches aber auf besonders störende Weise. Da hilft nur Klartext. Vielleicht nervt es danach ja nicht mehr so arg.

Ein Witz, der immer und immer wieder erzählt wird, ist auch nach dem tausendsten Mal nicht witzig. Vielmehr geht er irgendwann gewaltig auf den Zeiger. Das gilt nicht nur für Witze, sondern auch für andere Geschichten. Zum Beispiel solche über den Weltuntergang. Eine davon verfolgte uns die letzten Jahre und entwickelte sich zu einem echten Dauernerver. Nur für’s Fernsehen schien es ganz super zu sein. Da wurde dolle über die Apokalypse berichtet – leider.

Die lästige Maya-Kalender-Weltuntergangs-Berichterstattung auf einigen Sendern ist diesmal der Aufreger der Woche.

Weltuntergangprogramm
Wir leben noch! Es grenzt an ein Wunder! Da haben die Maya vor ewigen Zeiten einen Kalender zusammengefriemelt, den ein Normalo gar nicht lesen kann, den Weltuntergangsfanatiker aber so gedeutet haben, dass am 21. Dezember 2012 Schicht im Schacht ist, und dann passiert letztendlich … gar nichts! Wer hätte damit schon gerechnet? Naja, so ziemlich jeder, der nicht voll einen an der Klatsche hat. Und die Sendeanstalten, die waren sich offensichtlich auch sehr sicher, dass alles in seinem gewohnten Trott weitergeht, sonst hätten sie diesen Anlass nicht mit großer Freude genutzt, um mit der vermeintlich drohenden Apokalypse das Programm aufzufüllen. Wenn einem ein Themenabend praktisch auf dem Silbertablett serviert wird, dann wird selbstredend kräftig zugegriffen. Gerne auch mehrmals, denn vor und nach dem kolportierten Weltuntergangsdatum ist ja auch noch Platz im Sendeplan. Dass der Eso-Quark von den Maya-Prophezeiungen einen Bart hatte und nur noch genervt hat, schien niemanden gestört zu haben.

Das Ende
Während VIVA in den Weltuntergang reinfeierte, zeigten RTL 2 und RTL Nitro am vermeintlichen Tag X, also am Freitag, echte Klassiker zum Thema Apokalypse. Wer leckt sich nicht freudig erregt über die Lippen, wenn Eiszeit – New York 2012, Die Stonehenge Apocalypse und Apokalypse Eis – Der Tag, an dem die Welt erfriert im Fernsehen laufen? Diejenigen, die nur diese beiden Sender angucken, haben allerdings vielleicht gar nicht mitbekommen, dass der Programmgestaltung ein bestimmtes Thema zugrunde liegt, denn so unglaublich anders als sonst war sie nicht. Am stärksten stürzten sich jedoch ausgerechnet die Öffentlich-Rechtlichen auf das Weltuntergangsthema. Mit erstaunlicher Penetranz wurde die Apokalypse praktisch eine Woche lang auf verschiedenen, gebührenfinanzierten Kanälen ausgeschlachtet. Das meiste davon natürlich unter streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten und hochkritisch. Bis auf Die große Fernsehshow zum Weltuntergang mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die näherte sich dem Ende mit Jux und Tollerei. Dass die Steilvorlage auf unterschiedliche Weise genutzt wurde, ändert nichts daran, dass schon lange die Luft raus war.

Die nächste Apokalypse kommt bestimmt
Dass vor allem die Öffentlich-Rechtlichen auf den Untergangs-Zug aufgesprungen sind, überrascht doch ein wenig. Eigentlich wäre dieser Anlass vor allen Dingen für die privaten Sender ein gefundenes Fressen gewesen, sämtliche Apokalypse-Streifen rauszuballern. Irgendjemand scheint aber gemerkt zu haben, dass dieses elendige Maya-Gedöns den meisten Menschen nur noch auf den Keks geht. Diese Erkenntnis ist nur nicht bis zum ZDF, ARTE und Co. durchgedrungen. Da wurde fröhlich durchdiskutiert, was denn so passiert, wenn die Welt untergeht. Meine Antwort darauf: Das geht mir am Popo vorbei. Ich bin nur froh, dass ich – hoffentlich – so schnell nichts mehr von Maya-Kalendern hören werde.

Bei dem ganzen Bohai, der in den letzten Monaten und verstärkt in den vergangenen paar Tagen um diese populäre Mär gemacht wurde, kam dann und wann der Gedanke auf, dass eine schicke Apokalypse vielleicht gar nicht so schlecht wäre. Zumindest hätte dann dieses ständige Katastrophen-Geschwätz dauerhaft ein Ende. Denn eines ist sicher: irgendein Urvolk hat sicherlich irgendwas aufgeschrieben, was mit reichlich Phantasie als Datum des Weltuntergangs gedeutet werden kann. Und das Fernsehen berichtet sicherlich auch dann wieder ausführlich.

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