Entwicklung & Hintergründe des Technicolor-Verfahrens

15.02.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Gone With the WindWarner Bros.
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Die diesjährige Retrospektive der 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin warf ein besonderes Licht auf das Technicolor-Verfahren, das 2015 sein 100-jähriges Jubiläum feiert. Doch was hat es mit diesem Technicolor-Verfahren eigentlich auf sich?

"Color by Technicolor": Ein Mythos, der sich seit 1915 durch Hollywood sowie die ganze Filmindustrie zieht. Egal ob es das unersättliche Rot ist, das den Südstaatenhimmel in Vom Winde verweht in ein feuriges Panorama der Unendlichkeit tränkt, oder das unverwechselbare Gelb des Weges, den Dorothy (Judy Garland) durch Das zauberhafte Land Oz beschreitet: Diese ikonischen Bilder sind aus der Filmgeschichte nicht mehr wegzudenken. Das Technicolor-Verfahren hat die Filmindustrie seit seiner Erfindung vor 100 Jahren zweifelsohne nachhaltig geprägt und verändert. Doch was hat es eigentlich mit dieser Farbfilmtechnik auf sich und warum lockt heutzutage kein Blockbuster mehr mit einem verheißungsvollen "Color by Technicolor" in die Kinosäle?

Mehr: Glorious Technicolor, erschienen im Bertz+Fischer -Verlag

Bei dem Technicolor-Verfahren handelt es sich um ein Farbfilmverfahren, das 1915 von Herbert T. Kalmus, Daniel Comstock und W. Burton Wescott entwickelt wurde. Unter dem vereinenden Mantels ihres eigenen Unternehmens, der Technicolor Motion Picture Corporation, entwarfen die drei klugen Köpfe in den folgenden Jahren insgesamt fünf verschiedene Prozesse, um Farbfilme herzustellen. Diese fünf Prozesse gliedern sich wie folgt:

  • Technicolor Process No. 1 (additives 2-Farben-Verfahren mit Spezialprojektor)
  • Technicolor Process No. 2 ( additives Aufnahme- und subtraktives 2-Farben-Wiedergabeverfahren mit geklebten Filmstreifen und normaler Projektion)
  • Technicolor Process No. 3 (subtraktives 2-Farben-Verfahren und Dye-Transfer-Kopiertechnik)
  • Technicolor Process No. 4 (subtraktives 3-Farben-Verfahren mit Drei-Streifen-Strahlteiler-Kamera und Dye-Transfer-Kopiertechnik)
  • Technicolor Process No. 5 (subtraktives 3-Farben-Verfahren, Mehrschichtfilme als Aufnahmematerial in normalen Kameras, Dye-Transfer-Kopiertechnik)


Dabei verstand sich Technicolor nie als Stil oder war auf einem bestimmten Stil festgelegt. Vielmehr dominierte ein ganz anderer Anspruch das anfangs extrem aufwendige Verfahren: der bewusste Einsatz von kräftigen Farben im Film. Kein Wunder, dass sich überwiegend (Melo-)Dramen, Musicals, Western und Abenteuerfilme im Exzess der Farben wohl fühlten - angefangen bei David Leans Wunderbare Zeiten und Henry Hathaways Niagara über Jean Renoirs Der Strom und King Vidors Duell in der Sonne bis hin zu Du sollst mein Glücksstern sein von Gene Kelly und Stanley Donen.

The Gulf Between (Wray Bartlett Physioc, 1917)


Technicolor Process No. 1 (1917 bis 1922)

Das erste Verfahren war ein Zweifarben-Additivverfahren, das dem Kinemacolor  ähnelte, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Während beim Kinemacolor rotierende Farbräder  in der Kamera eingebaut waren, um ein Bild nach dem anderen aufzuzeichnen und später zu projizieren, gab es beim ersten Technicolor-Verfahren einen Strahlteiler , der die roten und grünen Bilder, die von der Kamera aufgezeichnet wurden, gleichzeitig belichtete.

Der Vorteil dieser Herangehensweise war die Tatsache, dass bei schnellen Bewegungsabläufen die Konturen der einzelnen Objekte im Bild nicht so schnell ausfransten, wie es beispielsweise beim Kinemacolor der Fall war. Die Aufzeichnung erfolgt dadurch, dass Licht nach dem Durchlaufen des Kameraobjektivs dank des Strahlteilers (einem Doppelprisma) gleichmäßig auf zwei Bildfenstern aufgeteilt wird. Diese Bildfenster liegen auf dem tatsächlich Filmband  übereinander. Vor den Bildfenstern befinden sich Farbfilter (ein grüner und ein roter). Durch diese werden die herausgefilterten Farbanteile auf Schwarzweißfilm belichtet.

Problematisch war bei dem 2-Farben-Verfahren allerdings, dass die Farbwiedergabe nur sehr eingeschränkt möglich war. Außerdem benötigte die Filmemacher zur Wiedergabe der Filme einen speziellen Projektor und die Bedienung dieses Projektors war keine leichte. So scheiterte die Premiere des ersten Technicolor Process No. 1-Films, The Gulf Between (1917), an der korrekten Einstellungen vom Zusammenspiel der schwarzweißen Filmkopie und den dazu gehörenden Farbauszugsbildern (zwei in der Anzahl).

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