Familie Feuerstein - Yabba Dabba Doooo!

27.09.2011 - 08:50 Uhr
Familie Feuerstein mitsamt den Geröllheimers
Screen Gems
Familie Feuerstein mitsamt den Geröllheimers
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Fred Feuerstein ist schon ein kleiner Antiheld. Gleichzeitig aber auch ein waschechter Held, nämlich ein Held meiner Kindheit! Und deswegen bekommt er heute mein längst überfälliges Herz für Serie.

Vor einer Weile gab mir jemand eine CD mit den Titelmelodien berühmter Kinderserien und prompt hatte ich das Gefühl, die kompletten Neunziger Jahre vor dem Fernseher verbracht zu haben. Mitsingen konnte ich eigentlich überall, eine Intromelodie hat bei mir aber ganz besondere Freude ausgelöst. „Yabba Dabba Doo“ brüllte da Fred Feuerstein, quetschte Familie, Hausdino und Nachbarn in sein fußbetriebenes Gefährt, fuhr ins Autokino und eroberte das Kind in mir. Sämtliche Folgen der Serie Familie Feuerstein habe ich damals in mühsamer Kleinarbeit auf VHS-Kassette aufgenommen und hole sie auch heute noch gern hervor. Aber was macht eigentlich die Faszination an der steinzeitlichen Familie aus?

Donnerkiesel!
Der Star der Serie ist ganz eindeutig Familienoberhaupt Fred Feuerstein. Wobei das Wort ‘Familienoberhaupt’ hier eher mit Vorsicht zu genießen ist. Besonders schön wird seine Rolle im Abspann der Serie verdeutlicht: Sein eigener Stubentiger setzt ihn vor die Tür und der Mann kann nur noch unter panischem Türhämmern nach seiner Frau Wilma schreien. Warum diese Szene so typisch ist? Ganz egal, was Fred anpackt – ob er Bowling spielt, ob er versucht, seine Frau zu verulken oder bei seinem Boss Mr. Schiefer eine Gehaltserhöhung durchzudrücken – wir können sicher davon ausgehen, dass dabei nichts so funktionieren wird, wie er es sich vorgenommen hat. Und weil er bei all seinen Kopf-durch-die-Wand-Aktionen auch noch so herrlich dumpf aus seinem orangefarbenen Hemd schaut, müssen wir ihn einfach lieben.

Barney, du Torfkopf!
Glücklicherweise lebt Fred jedoch nicht allein in Felsental. Neben der fachkundigen Betreuung und Unterstützung durch seine fürsorgliche Frau Wilma hat er auch noch einen wunderprächtigen Busenkumpel namens Barney Geröllheimer, der mit seiner Frau Betty praktischerweise gleich nebenan wohnt. Mit Hoppy, ihrem Hopperuh aus Steintralien und dem übernatürlich starken Sohnemann Bamm-Bamm bieten sie die perfekte Gesellschaft für den Feuerstein-Spross Pebbles. Während der oft zweifelhaften Aktionen der Männer schauen sich die Frauen gern die Filmstars aus Hollyschutt an oder hören Schallsteinplatten. In Felsental hat eben niemand noch alle Steine auf der Schleuder.

Ist ja Steinstark!
„Die haben wohl Kiesel im Hirn, da hören ja die Tropfsteinhöhlen auf zu tropfen“, denkt sich sicherlich so mancher Vogel, wenn er sich die gängigen Praktiken in Felsental beschaut. Ich für meinen Teil würde mir aber nur allzu gern einmal einen Specht als Plattenspieler halten, meine Haare mit Fischgräten kämmen, Fernsehen über Hasenohren-Antennen empfangen, ein Mammutrüssel als Wasserhahn benutzen oder herzhaft in einen Brontoburger beißen. Auch wenn die hilfreichen, tierischen Freunde durchaus mal aufmüpfig werden und sich der menschlichen Gattung haushoch überlegen fühlen.

Wahnwitzig witzig!
Bei all dem Spaß, den mir die Familie Feuerstein in meiner Kindheit und auch noch heute brachte: Die Serie ist mehr als steinstarker Klamauk. Die Anspielungen auf andere Fernseherfolge blieben dem kindlichen Zuschauer damals natürlich verborgen. Tatsächlich bezog sich Familie Feuerstein aus den Sechzigern in ihrer Figurenzeichnung aber direkt auf die amerikanische 50er Jahre-Comedy-Sketch-Show The Honeymooners. Wie Letztere porträtiert die Steinzeit-Familie die Gesellschaft der amerikanischen Mittelschicht im 20. Jahrhundert und schreckt dabei auch vor ansatzweiser Satire nicht zurück, die unter anderem als Vorbild für den späteren Animationsklassiker Die Simpsons diente.

Fred Feuerstein vertrat als Steinbrucharbeiter die in den Sechzigern medial stark unterrepräsentierte Arbeiterklasse und nutzte seine Auftritte für humorvoll verpackte Kritik an der Konsumkultur. Die Feuersteins führen das bequeme Leben einer Mittelklassefamilie. Dafür muss Fred aber hart und unter seinem Chef leidend arbeiten, und so sehen wir ihn Vorspann für Vorspann jauchzend von der Arbeit nach Hause sprinten. Nach Hause sprinten werde ich heute auch, und dann kommen als erstes die alten VHS-Kassetten in den Videorekorder.

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