Family Guy - 15 Jahre Geschmacklosigkeit

31.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Stewie Griffin
FOX
Stewie Griffin
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Das heutige Herz für Serie schlägt anlässlich eines Jubiläums. Auch wenn wir es kaum glauben können: Die erste Staffel Family Guy flimmerte am 31. Januar 1999 – vor sage und schreibe 15 Jahren – über die heimischen Bildschirme.

Family Guy wird von vielen Zuschauern als ganz natürliches Pendant zu Die Simpsons betrachtet. Das ist wohl auch kein Zufall. Die Strukturen sind ja auch ganz ähnliche: Mutter, Vater, Sohn, Tochter, Baby. Kuriose Vorfälle und möglichst viele Seitenhiebe oder zumindest Referenzen an aktuelle Politik, Zeitgeist und Popkultur werden präsentiert. Nachdem nach der dritten Staffel aufgrund schlechter Quoten Schluss sein sollte, gab es einen Protest von Fans. Der alleine brachte noch nichts. Als allerdings bei Wiederholungen des Senders und bei DVD-Verkäufen überraschend gute Ergebnisse erzielt wurden, gab das Studio die Produktion weiterer Folgen in Auftrag. Mittlerweile wird vorrangig für den Heimvideo-Markt produziert. Die zwölfte Staffel von Family Guy ist angekündigt.

Wie ich Family Guy mein Herz schenkte
Ich bin ehrlich. Für mich gab es damals zuerst die Simpsons und das jahrelang. Plötzlich flimmerte zur Mittagsstunde auf Pro 7 eine Folge dieser komischen Familie über die Mattscheibe. Geistesabwesender Vater, Hausfrau und Mutter, Kinder? Wollten die mich verarschen? Das war doch nur eine billige Kopie der Simps… – Moment, hatte das Baby gerade geredet und der Hund etwa auch? Versuchte da gerade das Baby, seine Mutter mit einem Pfeil zu erschießen? Böse, böse. Oh mein Gott, stritten sich da gerade der sprechende Hund mit dem Baby? Warum wurde die Tochter von allen so mies behandelt und warum hatte der Sohn einen größeren Schatten als eine Sonnenfinsternis? Wieso zur Hölle war Adam West Bürgermeister in dieser Kleinstadt? All diese Fragen wurden mir bis heute nicht beantwortet. Irgendwie wollte ich das auch nie beantwortet haben. Mir reichte es, immer zu wissen, dass ich nichts wusste. Typisch amerikanische Familie? Ich hoffe nicht, aber irgendwie auch doch.

Von sprechenden Hunden und diabolischen Babys
Niemanden scheint es zu stören, dass Brian ein sprechender Hund ist – ein äußerst kultiviert sprechender Hund. Das Baby Stewie ist ein dermaßen diabolisches Mastermind, dass er ständig seine Mutter umzubringen versucht oder nach der Weltherrschaft trachtet. In die Quere kommen ihm meistens typisch kleinkindliche Verhaltensweisen, welche ihn dann doch ganz klar als Baby deklarieren (zum Beispiel das Bedürfnis nach einer sauberen Windel). Familienvater Peter wohnt mit seiner Familie in Quahog, Rhode Island. Eine beschauliche Kleinstadt, voll mit seltsamen Gestalten. Nachbar Quagmire nagelt alles, was nicht bei zwei auf den Bäumen ist, Senior Herbert hat ganz offensichtlich ein sexuelles Interesse an kleinen Jungs und und der afro-amerikanische Cleveland Brown (!) scheint, beim Sprechen einzuschlafen. Ein querschnittsgelähmter Polizist samt dauerschwangerer Frau runden die Nachbarschaft ab und alle gemeinsam geben allerlei Zündstoff für politisch-unkorrektes Fernsehen. Das Chaos ist die einzige Konstante. Wenn spontan gesagt wird: “Wie damals, als du dir einen Dinosaurier gekauft hast…”, und dann in einer Rückblende tatsächlich Peter samt Dino am Halsband zu sehen ist, findet ihr das entweder komisch oder zum Schreien doof. Echt jetzt: ein Dino, am Halsband.

Warum sich jeder Family Guy anschauen sollte
Family Guy hat trotz seines oberflächlich anmutenden Anarcho-Gehabes durchaus einen subtilen Humor und geht mit der Politik der USA hart ins Gericht. Und ob wir es nun glauben oder nicht: Es schimmert mehr als einmal der Hang zur Jazz- und Swingmusik durch, welchen Serienschöpfer und Sprecher Seth MacFarlane offensichtlich hat. Musical und Gesangseinlagen kommen häufig vor. Da werden solche Titel gespielt wie “You have AIDS…”. Seine stärksten Momente hat Family Guy aber vor allem dann, wenn die Figuren ihre gewohnten Schemata durchbrechen und urplötzlich echte Gefühle auf den Zuschauer loslassen. Wer sich zu sehr auf die Figuren einlässt, wird sicherlich bei der einen oder anderen Episode mal mit einem Schluchzen zu kämpfen haben. Triebfeder für solche Episoden sind zumeist Stewie oder Brian. Freundschaftsbekundungen des sinistren Rotzlöffels sind einfach nur Zucker im Cartoonkaffee.

Bei mittlerweile zehn Staffeln kann nicht jede Folge Gold sein. Aber spätestens die Star Wars-Parodien Family Guy präsentiert: Blue Harvest, Family Guy: Irgendwo, irgendwie, irgendwann auf der dunklen Seite und Family Guy: Es ist eine Falle! werden die meisten Filmfreunde hinter dem Ofen vorlocken. Mit viel Liebe zum Detail wird hier der originalen Star Wars-Trilogie mehr Tribut gezollt als es diverse Spin-offs und Prequels je könnten.

Nein, Family Guy ist nicht die Vollmilchschokolade unter den Cartoonserien, nicht rahmzart und weichschmelzend. Es ist eher wie eine Zartbitter-Chili-Schokolade: Sie bieten ungewöhnlichen Geschmack und nachdem der erste Schock verdaut ist, mögt ihr den Mix entweder oder ihr greift doch wieder zur weißen Schokolade.

Was haltet ihr von Family Guy?

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