Ist das überhaupt ein Antikriegsfilm?

07.07.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu Starship Troopers
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Die Filmanalyse zu Starship Troopers
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Dieser Sci-Fi-Kriegsfilm von Paul Verhoeven trieft nur so vor schlechten Schauspielern und trotzdem sollte man ihn nicht unterschätzen und der Filmanalytiker sagt euch, warum.

Jede Filmgeschichte ist immer auch eine Zensurgeschichte. Einem regelrechten Waterloo kam es gleich, als in Deutschland der Science-Fiction-Teenie-Kriegsfilm Starship Troopers von Paul Verhoeven indiziert wurde. Die demokratiekritischen Passagen des Films wurden zum vermeintlichen Schutze der Demokratie durch moderate, aber eigentlich belanglose Phrasen ersetzt. Die Zensur ist das finstere Reich der Demokratie. Der Liberalismus hat seine Grenzen, wenn man Kritik an eben diesem übt. Der domestizierte Erbe der Frankfurter Schule, Jürgen Habermas, steht genau für diese Praxis.

Um eine demokratische und herrschaftsfreie Kommunikation zu ermöglichen, müsse man Gegner dieser Weltanschauung aus der Kommunikation aussperren. Nun mag dies im realpolitischen Kontext eine gängige, vielleicht auch hin und wieder sinnvolle Praxis sein, im Kontext der Kunst aber ist der Fall grundlegend anders zu beurteilen. Kunst ist das Spiel mit dem Als-ob, Kunst tut nur so, Kunst kann dieses, aber immer auch jenes meinen. Kurz: Wir können nie wissen, was Kunst eigentlich tut und ob sie überhaupt etwas tut. Gewiss spielt Verhoeven mit dem Feuer, wenn er Faschismus und Konsum zusammendenkt, wenn er mit nazistischen Symbolen spielt und gleichzeitig einer Werbeästhetik verpflichtet bleibt, doch deckt dieser unbequeme Regisseur damit etwas auf. Kunst meint, etwas in einen anderen Zusammenhang zu stellen, etwas zu de- und rekontextualisieren. Wie demokratisch ist die Konsumgesellschaft? Was ist der Preis für eine im wahrsten Sinne des Wortes‚ hygienische‘ Welt?

Verhoeven, der sich hier in einer Denktradition mit Pier Paolo Pasolini befindet, legt den Zynismus unseres Luxus‘ offen und mehr noch: Verhoeven bedient sich dabei des Mediums, das genau diese Verlogenheit produziert. Verhoeven schlägt Hollywood mit seinen eigenen Waffen. Wenn die wirklich vollends untalentierten ‚Schauspieler‘ Casper van Dien und Denise Richards sich abmühen, auf stümperhafte Weise Emotionen zu transportieren, können wir Zuschauer nur lachen und zugleich den bitteren Ernst dahinter erkennen. Sollte es so etwas wie einen Anti-Kriegsfilm geben, Starship Troopers ist sicherlich einer.

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