Gutgelaunte Busfahrer im Test zu Dragonball Xenoverse

26.02.2015 - 11:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Dragonball Xenoverse
Bandai Namco
Dragonball Xenoverse
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Dragonball Xenoverse, das neuste Kapitel des bekannten "Die Mangas sind viel besser als die Serie!"-Franchises, hat Backpfeifen für Vegeta, Cell & Co. im Angebot — doch auch konservative Dragonball-Fans und Puristen geraten ins Kreuzfeuer der Aufwärtshaken.

Vor einigen Wochen gab ich dem ständigen Drängen meines Freundeskreises nach und sah mir endlich The Raid an: In knackigen 100 Minuten prügelt sich dort ein Spezialkommando durch ein mehrstöckiges Ganoven-Hauptquartier. Es gibt eine handvoll unterhaltsame Dialoge, mehrere Hände voll Backenfutter und sogar zwei Endgegner, die als krönende Highlights der ohnehin spektakulären Kämpfe und Duelle den Film rund machen. Ich hatte unheimlich viel Spaß.

Vom Schlägerei-Genre einmal abgesehen, decken The Raid und Dragonball Xenoverse  das komplette Spektrum meiner Dos & Don'ts der Unterhaltungskultur ab — allerdings zu Ungunsten des spielbaren Dragonball-Ablegers. Wo The Raid zielgerichtet und klar strukturiert ist, wirkt Dragonball Xenoverse zerfasert und künstlich vielgeteilt. Und diese Makel haben leider nichts mit den unterschiedlichen Medien, Film und Spiel, zu tun sondern belegen lediglich eine Design-Mentalität, mit der ich persönlich nichts mehr anfangen kann.

Die Kämpfe werden aufgelockert durch knackigen Trash Talk

Dabei bin ich Lichtjahre davon entfernt zu sagen, dass Dragonball Xenoverse ein schlechtes Spiel ist: Es stellt exakt das Ergebnis dar, das ich von einer Verschmelzung des Franchises rund um inszenierte Zweikämpfe mit dem Wesen des modernen Spielverständnisses erwartet hätte.

Modernes Spielverständnis — was soll das nun wieder heißen? Im Grunde ganz einfach: Vernetzung, Vernetzung, Vernetzung. Statt eines traditionellen Hauptmenüs wähle ich Spielmodi nun aus, indem ich mit meinem selbstgebastelten Kämpfer im weitläufigen Social Hub umherlaufe und verschiedene Läden und Arenen ansteuere, die die jeweiligen Spielmodi im Angebot haben. Das ist umständlich — aber interaktiv, da ich auf dem Hinweg direkt noch einer Gruppe koreanischer Spieler zuwinken kann.

Dazu gesellt sich ein ordentlicher Anteil Rollenspiel, der in diesem Teil so präsent wie noch nie vertreten ist: Mein selbstgebastelter Kämpfer darf in grundlegenden Kategorien wie Kampfkraft und Geschwindigkeit aufgelevelt werden — was in den Kämpfen allerdings erst nach recht langer Zeit spürbare Auswirkungen bewies. Zusätzlich darf ich noch Gegenstände und ein kleines Inventar mit mir herumschleppen, die die Statuswerte noch weiter aufbessern. Hm.

Die Geschichte, die Dragonball Xenoverse erzählt, ist übrigens alles andere als traditionell — und das ist großartig! Die Zeitstränge spielen verrückt und wichtige Knotenpunkte im Epos rund um Son Goku & Co. sind durcheinander gekommen. Ihr müsst nun zu den verschiedenen Stellen in der Vergangenheit und Zukunft reisen und alles wieder gerade rücken. Eine nette Idee, die vor allem Fans der Serie die auswendig gelernte Geschichte wieder etwas schmackhafter machen könnte. Andererseits frage ich mich: Wer sonst, wenn nicht diese Hardcore-Gruppe, sollte dieses Spiel eigentlich spielen?

Grafisch gibt es an Dragonball Xenoverse wirklich nichts zu meckern

Dragonball Xenoverse ist trotz des modernen Aufzugs ein Prügelspiel: Für den unwissenden Außenstehenden kloppen sich zahlreiche buntgemischte Charaktere mithilfe von Körpergliedern oder Energiebällen die (oft auch wiedergeborene) Seele aus dem Leib und schmeißen sich dazwischen immer wieder Dialog-Knüppel vor die Füße, mit denen Serien-Neulinge meist nichts anfangen können. Dieses Spiel Dragonball-Grünschnäbeln schmackhaft zu machen, kommt der Aufgabe gleich, Busfahrern gute Laune zu verkaufen: Es ist unmöglich.

Damit bleibt für Xenoverse der harte Fan-Kern als Zielgruppe, die sich, sofern sie im Gegensatz zu mir kein Problem mit zunehmender Vernetzung und Social Hub-Gedöns hat, sich über den neu erdachten Erzählstrang und gnadenlos polierte Kämpfe freuen darf. Unerfahrene Weißgürtel-Träger hingegen werden wohl bereits an der Einstiegshürde scheitern, die zumindest ein Grundinteresse am Dragonball-Universum voraussetzt.

Diese Review wurde mit einem vom Publisher zur Verfügung gestellten Testmuster erstellt.

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